Minett: wenn die industrielle Vergangenheit zur Schmiede der Zukunft wird

Im Süden des Landes erstreckt sich die Minett-Region, die auch als Land der Roten Erde bekannt ist. Ihren Namen verdankt sie dem leuchtenden Rot des Erzes, das die Erfolgsgeschichte der Eisen- und Stahlindustrie in Luxemburg zur Zeit der Industrialisierung begründete. Die Region, die ihre Vorzüge der Vergangenheit in Ressourcen für die Gegenwart und die Zukunft umgewandelt hat, offenbart ein wunderschönes industrielles Erbe. Heutzutage stellt sie das Zentrum der wissenschaftlichen Innovation des Landes dar, ihre kosmopolitischen Städte sind reich an Kultur, und ihre gepflegte Natur wurde mit dem UNESCO-Label ausgezeichnet.

Minett: von Industriestandorten zu ungeahnten Sehenswürdigkeiten

Das Minett ist eine Region, die von ihrer industriellen Vergangenheit maßgeblich beeinflusst wurde: durch den Abbau von Eisenerz – das der Region ihren Namen verleiht (abgeleitet vom frz. Wort "Minette" für Eisenerz) – und durch die Produktion von Eisen und Stahl. Nach der Entdeckung von Eisenerzvorkommen in den 1840er Jahren, leitet Luxemburg seine industrielle Revolution ein, und die Eisenindustrie bildet bis zur Krise in den 1970er Jahren das Rückgrat der luxemburgischen Wirtschaft. Diese schnelle Industrialisierung und die anschließende Deindustrialisierung haben die Landschaften und Orte stark geprägt. Mit der Aufwertung der materiellen Spuren dieser Veränderungen konnte sich diese Region von einer Industrieenklave in ein ungeahntes touristisches Gebiet wandeln, das reich an industriellem Erbe und einzigartigen natürlichen Landschaften ist, einschließlich der Minett Unesco Biosphere.

Im Rahmen des wirtschaftlichen Höhenflugs von Luxemburg spielte die Immigration eine wichtige Rolle, und die Einwanderer machen insbesondere in dieser Region immer noch einen bedeutenden Teil der Bevölkerung aus. Dies zeigt sich sowohl in ihren kosmopolitischen und mehrsprachigen Städten, als auch in dem Angebot an kulturellen Aktivitäten, die ihre Einflüsse dem Schmelztiegel verdanken, der das Minett heutzutage ist.

 

 

Wie kann die Minett-Region erkundet werden?

Das industrielle Erbe entdecken

Das regionale Fremdenverkehrsamt bietet die Minett Tour an, eine Auswahl von neun Standorten, die eng mit der Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie in Luxemburg verbunden sind. Hier eine kleine Auswahl:

  • Minett Park Fond-de Gras. Das Fond-de-Gras ist ein heute grünes und beschauliches kleines Tal, dessen Hänge von zahlreichen Stollen durchzogen waren. Es war eines der wichtigsten Zentren Luxemburgs für den Abbau von Mineralien, die dank einer Eisenbahnlinie, die das Tal mit der Stadt Petingen verband, zu den Eisenhüttenwerken befördert wurden. Die Gebäude, Züge und sogar eine Mine wurden restauriert und gehören heute zu einem unvergleichlichen Industrie-, Natur- und Eisenbahnpark.
    Der Zug Train 1900 mit seinen Dampflokomotiven und die Grubenbahn Minièresbunn, die die Besucher durch die ehemaligen Stollen bis ins alte Bergarbeiterdorf Lasauvage bringt, sind ein Muss. Für Essen und Trinken wird in mehreren Bistros und Gaststätten gesorgt.
  • Nationales Bergbaumuseum Das in Rümelingen gelegene Museum bietet Führungen durch eine unterirdische Mine und die oberirdischen Anlagen, das "Karree", an. Eine Grubenbahn fährt Sie durch die Vegetation der ehemaligen Tagebaugebiete und anschließend in den Hauptstollen der Mine. Das Museum verfügt zudem über eine Sammlung von Dokumenten, Maschinen und Gesteinsproben. In einem ehemaligen Bürogebäude wurde eine Gaststätte eingerichtet.
  • Das Stadtviertel Belval. Die Geschichte dieses Stadtviertels von Esch an der Alzette ist ereignisreich. Um 1850 Naherholungsgebiet, ließ sich in Belval zu Beginn des 20. Jahrhunderts die erste Eisenhütte nieder. Der Ort war so bedeutend, dass 1953 der erste Hochofenabstich der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl dort vorgenommen wurde. In den 1960er und 1970er Jahren werden die Hochöfen modernisiert und nach der Stahlkrise in den 1990er Jahren stillgelegt. 1997 markierte ein letzter symbolischer Hochofenabstich das Ende dieser großen luxemburgischen Eisen- und Stahlepoche.
    Heute ist Belval ein gemischtes Viertel, wo Einwohner, Forscher und Gewerbetreibende aufeinandertreffen. Die Universität Luxemburg hat sich dort mit ihrem Campus sowie mehreren wissenschaftlichen Instituten und Forschungszentren niedergelassen. Der ehemalige Hochofen A kann besichtigt werden: in 40m Höhe erwartet Sie ein Panoramablick über das Stadtviertel, ehemalige Hüttenwerke und sanierte Örtlichkeiten.
Der Minett Park Fonds-de-Gras, ein Paradies für Liebhaber der Industriegeschichte und von Zügen.
© Claude Piscitelli, alle Rechte vorbehalten

Menschen hinter der Industrie entdecken: die Migrationen

Die Industrialisierung veränderte die Orte, aber auch die demografischen und sozialen Strukturen des Landes. Mit der Entdeckung der Erzvorkommen im Süden kehrten die Bauern aus dem Norden ihren Feldern den Rücken, um in den Minen und Hüttenwerken zu arbeiten. Die einheimischen Arbeiter reichten nicht aus, und so wurde Luxemburg ab den 1890er Jahren zu einem Einwanderungsland. Die Einwanderer kamen in mehreren Wellen: zuerst aus Deutschland, dann Italien und schließlich in den 1960er Jahren aus Portugal.

Dank dieser Einwanderer erlebte Luxemburg einen industriellen Höhenflug und damit einen wirtschaftlichen Aufschwung erfahren. Wenn Sie tiefer in ihre Geschichte(n) eintauchen möchten, hier ein paar Anregungen:

  • Besuch des Stadtviertels Klein-Italien. Diese in Düdelingen gelegene Arbeiterkolonie, die damals zwischen dem Hüttenwerk und der Mine angesiedelt war, wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, um die Masse an neuen Arbeitnehmern zu beherbergen.
  • Besuch des Dokumentationszentrums für menschliche Migrationen, das ganzjährig Ausstellungen und Events anbietet. Auch eine geführte Tour durch das Stadtviertel Klein-Italien.

Die Natur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden

Bei ihrer Wandlung von einer Industrieenklave zur Touristenregion gelang es Letzterer, ihre einzigartige natürliche Landschaft hervorzuheben. Ein wahrer Aufruf zu Outdoor-Aktivitäten, wie folgende Beispiele zeigen:

  • Wenn Sie gerne wandern, müssen Sie sich unbedingt auf den Minett Trail begeben. Auf einer Länge von 90km verbindet dieser Wanderweg die bedeutenden Städte der Region, die touristischen Zentren und die historischen Standorte. Der Wanderweg setzt sich aus etwa zehn Etappen zusammen, mit zwei Streckenabschnitten, die Esch an der Alzette als Ausgangspunkt haben. Am Ende jeder Tageswanderung können Sie sich in den Kabaisercher (Wanderhütten) ausruhen und übernachten, die sich an aussergewöhnlichen Standorten befinden.
  • Wenn Sie eher ein Mountainbike-Fan sind, dann lassen Sie sich die RedRock Mountainbike Trails nicht entgehen. Die Naturschutzgebiete des Minett wurden in einen Abenteuerpark umgestaltet, wobei das empfindliche Gleichgewicht der einzelnen Bereiche gewahrt wurde. Die Strecken sind mittelschwer bis schwer; wenden Sie sich also ruhig an einen fachkundigen Guide, wenn Sie Ihre Technik verbessern möchten.

Die ehemaligen Abbaugebiete die Sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden sind zu echten Hotspots für Biodiversität geworden, da sie eine erstaunliche Vielfalt an Orchideen, Schmetterlingen, Wildbienen und Vögeln beherbergen. Dieses Ökosystem ist so bedeutend, dass es von der UNESCO als Biosphärenreservat eingestuft wurde: die Minett Unesco Biosphere. Genießen Sie es verantwortungsbewusst und bleiben Sie auf den offiziellen Wegen, um das empfindliche natürliche Gleichgewicht nicht zu stören.

Die Einwanderung war ein Schlüsselfaktor für den wirtschaftlichen Aufschwung im 19.
© Rob Kieffer, alle Rechte vorbehalten

Kommen Sie in den Genuss von kosmopolitischen Städten und Kultur

Kultur, Innovation und Sanierung des Kulturerbes sind in der Region eng miteinander verbunden. Dies zeigt sich in einem äußerst dynamischen Kulturleben und modernen und alternativen Räumen, die zum Mitmachen einladen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Kulturfabrik Dieses transkulturelle Zentrum, das in Esch an der Alzette in den Räumlichkeiten des ehemaligen Schlachthofs der Stadt untergebracht ist, weist ein vielseitiges Programm auf: Konzerte, Festivals, Theater, Kino, pädagogische Projekte, Literatur ... Ein Ort, an dem Engagement gezeigt wird und wo die unterschiedlichsten Zielgruppen sensibilisiert und hervorgebracht werden.
  • Konschthal. Ein ebenfalls in Esch an der Alzette gelegener Raum für zeitgenössische Kunst, in dem nicht nur Ausstellungen stattfinden, sondern auch pädagogische Programme angeboten werden, um den Zugang zu den Werken zu erleichtern.
  • Centre de musiques amplifiées: Rockhal und Rocklab. Die Rockhal ist der Konzertsaal des Landes, um den man nicht herumkommt und der regionalen und internationalen Künstlern regelmäßig als Schauplatz dient. Das Rocklab unterstützt seinerseits Künstler, Musiker und Kulturschaffende bei ihren künstlerischen Projekten. Wenn Sie Konzerte lieben oder selbst Musiker sind, dann lassen Sie sich dieses Musikzentrum in Esch-Belval nicht entgehen.
  • Escher Theater. Dieses Theater in Esch an der Alzette ist der moderne Klassiker der Region. Seit seiner Einweihung 1962 bekräftigt es seine grenzüberschreitende und multikulturelle Berufung durch eine mehrsprachige Programmgestaltung. Seit 2018 stellen Stücke für ein junges Publikum eine seiner großen Leitlinien dar.
  • opderschmelz Dem Standort der ehemaligen Eisenhütten der Stadt Düdelingen wurde 2007 neues Leben eingehaucht. Unter den Jazz-Fans gilt er in Luxemburg als Referenz; es finden aber auch Theater- und Tanzaufführungen sowie Literaturevents dort statt.

Wenn Ihnen allerdings der Sinn eher nach einer kulturellen Aktivität an der frischen Luft steht, dann geht nichts über den architektonischen Spaziergang in Esch an der Alzette!

Die Stadt Esch-sur-Alzette hat mehr als 35.000 Einwohner, die sich aus über 120 verschiedenen Nationalitäten zusammensetzen. Esch ist die zweitgrößte Stadt des Großherzogtums.
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Die Rockhal ist die unumgängliche Konzerthalle des Landes, in der jedes Jahr die größten Musikgruppen auftreten.
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