Rote Erde (Terres Rouges) Die industrielle Vergangenheit verinnerlichen, um die Zukunft zu gestalten

Im Süden des Großherzogtums Luxemburg erstreckt sich das Land der Roten Erde, von den Luxemburgern Minett genannt. Die Region verdankt ihren Namen dem kräftigen Rot des Erzes, das zur Zeit der Industrialisierung am Anfang der Eisen- und Stahlindustrie in Luxemburg stand. Tatsächlich weist die Region ein großartiges industrielles Erbe auf, das von der Dynamik der Vergangenheit, aber auch von der Innovationsfähigkeit einer Region, die heute auf Naturwissenschaften und Forschung der Spitzenklasse ausgerichtet ist, zeugt. Die Lebendigkeit des Lands der Roten Erde spiegelt sich auch in den angesagten Städten mit ihrem vielfältigen Kulturangebot wider. Und nicht zu vergessen die Natur und die Umwelt: Im Oktober 2020 wurde Minett Unesco Biosphere in das weltweite Netzwerk der Unesco-Biosphärenreservate aufgenommen!

Eine Reise in die Vergangenheit durch ein außergewöhnliches Industrieerbe

Ein Besuch im Minett Park Fond-de-Gras ist wie eine Reise in die Industriegeschichte Luxemburgs, bei der man die Erzählungen der Männer entdecken kann, die unablässig in den Minen gearbeitet haben. Das Fond-de-Gras ist ein kleines Tal, dessen Hänge von zahlreichen Stollen durchzogen waren. Das heutzutage grüne und friedliche Tal war ein wichtiger Industriestandort und trug stark zum wirtschaftlichen Aufschwung Luxemburgs ab dem 19. Jahrhundert und bis in die 1960er Jahre bei.

Liebhaber alter Züge sowie die kleinsten Familienmitglieder werden im Park Spaß haben: der Zug 1900 mit seinen Dampflokomotiven verkehrt zwischen Petingen und Fond-de-Gras. Die Grubenbahn Minièresbunn bringt die Besucher durch alte Bergbaustollen bis ins ehemalige Bergarbeiterdorf Lasauvage. Im Museum wird nicht nur von der Geschichte des Dorfes erzählt, sondern auch von einer Gruppe junger Luxemburger, die sich in die Mine flüchteten, um im Zweiten Weltkrieg nicht die Uniform der Wehrmacht anlegen zu müssen.

Das Bergbaumuseum Cockerill in Ellergronn ist ein einzigartiger Ort der Konservierung und Aufwertung eines außergewöhnlichen Bergbauerbes. Es geht hier nicht nur um Bohrer und Maschinen, sondern vor allem um die Geschichte der Männer, die zum wirtschaftlichen Erfolg des Landes beitrugen. Die ehemalige Mine Katzenberg zerfällt, nachdem sie jahrzehntelang betrieben worden war, aber gerät nicht in Vergessenheit. Eine Gruppe leidenschaftlicher ehemaliger Bergarbeiter, die zukünftigen Generationen ihre Erfahrungen vermitteln wollten, beschloss, sich um den Standort zu kümmern. Nach den Renovierungen ist das Museum im Naturschutzgebiet Ellergronn ein Ort, den man sich nicht entgehen lassen sollte!

Der Minett Park Fonds-de-Gras, ein Paradies für Liebhaber der Industriegeschichte und von Zügen.
© Claude Piscitelli, alle Rechte vorbehalten
Das Bergbaumuseum Cockerill, ein einzigartiger Ort zur Erhaltung und Aufwertung des Bergbauerbes.
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Kultur und Innovation im Kern der gesellschaftlichen Entwicklung

Die industrielle Vergangenheit von Esch/Alzette, Hauptstadt des Lands der Roten Erde, schafft auch eine kulturelle Zukunft für die Region. Tatsächlich sind Kultur, Innovation und Sanierung des Kulturerbes in der Region eng miteinander verbunden. Daraus ergeben sich ein äußerst dynamisches Kulturleben und moderne und alternative Räume, die zum Mitmachen und Entdecken einladen.

Die Kulturfabrik ist ein ehemaliger Schlachthof, der zu einem transkulturellen Raum umgebaut wurde. Residenzkünstler entwickeln hier künstlerische Kreationen die nicht nur grenzüberschreitend, sondern auch offen für alle Formen der Kunst sind. Das Team der Kulturfabrik hat ein jährliches Programm mit mehr als 200 Veranstaltungen u.a. im Bereich Kino, Literatur, Musik, Ausstellungen und Tanz zu bieten.

Die Rockhal ist der Konzertsaal des Landes, in dem jedes Jahr die größten Bands spielen. Rock-, Metal-, Pop-, Rap- oder Elektro-Fans sind hier zu Hause.

Mehrere Gebäude auf der Terrasse der Hochöfen in Belval werden saniert, um im Rahmen von Esch2022, Europäische Kulturhauptstadt, Performances, Ausstellungen und Veranstaltungen zu beherbergen. In diesen neuen Räumen wird Kultur neu gedacht, neu formuliert und als zentrales Element in der Entwicklung der Gesellschaft angesehen.

Das Escher Theater ist der moderne Klassiker der Region. Seit seiner Einweihung 1962 bekräftigt es seine grenzüberschreitende und multikulturelle Berufung durch eine mehrsprachige Programmgestaltung. Seit 2018 stellen Stücke für ein junges Publikum eine seiner großen Leitlinien dar.

Die Stadt Esch-sur-Alzette hat mehr als 35.000 Einwohner, die sich aus mehr als 120 verschiedenen Nationalitäten zusammensetzen. Esch ist die zweitgrößte Stadt des Großherzogtums.
© SIP / YW, alle Rechte vorbehalten
Die Rockhal ist der bedeutendste Konzertsaal des Landes, in dem jedes Jahr die führenden Musikgruppen des Landes auftreten.
© SIP / YW, alle Rechte vorbehalten

Naturwissenschaften und Forschung im Mittelpunkt

Belval hat sich in den letzten Jahren in ein luxemburgisches Zentrum des Wissensverwandelt.

Die Geschichte des Viertels im Laufe der Zeit ist spannend und zweifelsohne spiegelt sie den dynamischen Charakter eines Landes, das stets auf der Suche nach Innovation ist, wider. Um 1850 Naherholungsgebiet, ließ sich in Belval zu Beginn des 20. Jahrhunderts die erste Eisenhütte nieder. Im Jahr 1913 produzierten über 3.000 Arbeiter insgesamt 400.000 Tonnen Gusseisen, 360.000 Tonnen Stahl und 297.000 Walzerzeugnisse! Etwas Kurioses für Geschichtsliebhaber: das Viertel wurde auch Zeuge des europäischen Integrationsprozesses. Tatsächlich nahm Jean Monnet, einer der Gründerväter der europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, am 30. April 1953 den symbolisch ersten europäischen Hochofenabstich in Belval vor.

In den 60er und 70er Jahren werden das Stahlwerk und die Hochöfen komplett umgebaut und modernisiert. In den 90er Jahren werden die Hochöfen langsame aber sicher stillgelegt. Heute befindet sich dort die Universität Luxemburg. Der junge Universitätscampus in Belval zieht besonders die naturwissenschaftlichen Institute und Forschungszentren, zum Beispiel in den Bereichen Biomedizin und Informatik, an.

Während Belval für Spitzenforschung steht, steht Differdingen für Pädagogik und Wissen für alle. Das Luxembourg Science Center empfängt Sie in einem Rahmen spielerischen und interaktiven Entdeckens. Ein Ort, der das junge Publikum begeistert. Und wer weiß, vielleicht sind ja die großen Wissenschaftler von morgen darunter!

Der historische Stadtteil Belval verwandelt sich nun in ein Zentrum des luxemburgischen Wissens.

Eine Umwelt mit dem Unesco-Label

Im Oktober 2020 wurde die Minett Unesco Biosphere offiziell in das weltweite Netzwerk der Biosphärenreservate des Unesco-Programms "Der Mensch und die Biosphäre" aufgenommen. Dieses Naturgebiet ist nunmehr ein Ort des Lernens für die nachhaltige Entwicklung, reich an wiedergewonnener Biodiversität und erhaltenswerter Geschichte. Mit einer Fläche von 200km2, verfügt die Region seit den 1990er Jahren über Naturschutzgebiete auf nationaler und kommunaler Ebene. Ein wahres Geschenk für Naturliebhaber und Fans der Industriegeschichte.

Wie kann man dieses einzigartige Naturerbe genießen?

Leidenschaftliche Mountainbiker finden hier entlang des RedRock MTB Trail eine ordentliche Dosis Adrenalin. Die Strecken sind als schwierig eingestuft und die Pisten sind herausfordernd und abwechslungsreich. Besucher, die sich entspannen, aber in Form bleiben wollen, können einen der zahlreichen Wanderwege einschlagen. Für jeden Geschmack und jedes Publikum!