Die Jungwinzer nehmen die Herausforderung an Die Nachkommen der Traditionshäuser oder junge Quereinsteiger treten im Weinbau das Erbe an

Schwierige Wetterbedingungen, Digitalisierung der Betriebe, biologischer Anbau, Familientraditionen und die Gesundheitskrise - so viele Herausforderungen und Situationen, denen sich die junge Winzergeneration stellen muss. Wir haben uns mit drei Jungwinzern über die Herausforderungen und die Leidenschaft für ihren Beruf unterhalten. 

Pit Leonardy, Vorsitzender der "Jungwinzer der Domaines Vinsmoselle"

Pit Leonardy ist der Vorsitzende der "Jongwënzer Vinsmoselle", der Jungwinzer der Genossenschaft "Domaines Vinsmoselle".

Er hebt zunächst die Wetterbedingungen als größte Herausforderung für die Jungwinzer hervor: eine langfristige Planung, die im Weinbau von grundlegender Wichtigkeit ist, wird angesichts der Wetterbedingungen, die oft kurzfristige Reaktionen erfordern, zunehmend schwieriger. So folgten auf das regnerische Jahr 2017 drei besonders trockene Jahre.

Die aktuelle Gesundheitskrise erschwert diese ohnehin schon komplizierte Situation noch weiter mit der vorübergehenden Schließung von Cafés, Bars und Restaurants am Anfang des Jahres und mit der Absage der meisten Weinfeste.

Doch der Zusammenhalt unter den Kollegen und der enge Kontakt mit der Natur halten an und motivieren die jungen Winzer, ihre Arbeit mit großer Freude und Begeisterung fortzusetzen.

Pit Leonardy betont, dass die Digitalisierung der Betriebe, die während der letzten Jahre umgesetzt wurde, die Verwaltung und Planung in den Weinbergen und Weinkellern erleichtert. Dank dieser digitalen Entwicklungen sind die Weingüter ertragreicher und haben sich auf ökologischer und wirtschaftlicher Ebene weiterentwickelt.

© Jongwënzer Vinsmoselle
© Jongwënzer Vinsmoselle

"Jongwënzer Vinsmoselle" ist eine Vereinigung ohne Gewinnzweck , die ihren Mitgliedern eine Plattform für den Austausch bietet. Die Mitglieder der Winzerfamilien und die Jungwinzer, die bereits einen Betrieb übernommen haben, können hier ihre Erfahrungen austauschen und neue Kontakte knüpfen. Die Vinsmoselle-Winzer stehen zu 100% hinter der Genossenschaft: alle Trauben werden hierhin geliefert, um gemäß dem Grundsatz der Genossenschaft für die Herstellung und Vermarktung der Weine verwendet zu werden.

Die junge Generation bringt sich zunehmend in den Prozess ein und entwickelt in enger Zusammenarbeit mit ihren Kellermeistern die Produktlinie der "Jongwënzer Vinsmoselle".  Diese Linie umfasst vier Weine und einen Crémant: einen Auxerrois, einen Pinot blanc, einen Pinot gris und einen Riesling sowie einen Crémant aus Pinot noir und Chardonnay. Es handelt sich dabei um typische moselländische Rebsorten, die jedem der Weine ein besonderes und charakteristisches Aroma verleihen.

Bob Molling, der Neuling

Bob Molling ist der Neuling unter den Winzern. Seine Großeltern waren Traubenproduzenten für die "Domaines Vinsmoselle". Als Kind hat er an der Weinlese teilgenommen, und das war für ihn das Highlight im Herbst. Seine Eltern übernehmen den Betrieb nicht, aber die Leidenschaft für den Wein hat auf ihn abgefärbt, sodass er beschließt, sein Wirtschaftsstudium abzubrechen, um in die Fußstapfen seiner Großeltern zu treten. Er wird vor allem angespornt durch den Kontakt mit der Natur, die Vielseitigkeit des Berufs und die Beziehung zu den Kunden.

© Bob Molling

Sein erster Wein aus dem Jahr 2019, eine Mischung aus Pinot blanc und Auxerrois, kam mit rund 1.400 Flaschen auf den Markt. Die 2020er Ausgabe der "Bob Molling Wines" wird unter anderem durch einen Riesling und einen Pinot gris erweitert, und auch ein Crémant, der sicherlich schnell Liebhaber finden wird, wird nicht lange auf sich warten lassen.

Sein Ziel ist es, mehr über seine Weinberge und über die Kunst der Herstellung von Spitzenweinen zu erfahren, seine eigene Produktion zu starten und in nächster Zukunft auf dem Weinmarkt Fuß zu fassen. Um seine Kunden zu finden, setzt er auf den digitalen Bereich: derzeit wird eine Website mit einer Präsenz in den dazugehörigen sozialen Medien erstellt.

Eine Niederlassung als Winzer erfordert jedoch eine gewisse Unterstützung, insbesondere wenn es an den notwendigen Maschinen fehlt. Daher greift ein anderer Weinproduzent, die Caves Duhr-Maddalon, wo Bob in Teilzeit arbeitet, dem jungen Winzer unter die Arme. So produziert Bob Molling seine Weine in der Kellerei seines Arbeitgebers und kann dessen Erfahrung und Anlagen nutzen und sich gleichzeitig nach seinem eigenen Rhythmus und Geschmack weiterentwickeln.

Marie Kox, Erbin der Familientradition

Die junge Winzerin ist nach ihrem Önologie-Studium in den Familienbetrieb, das Weingut Sunnen-Hoffmann, eingestiegen. Mit Feingefühl und Geschick drückt sie diesem Weingut, das seit fünf Generationen Weine im Einklang mit der Natur herstellt, um die Eigenschaften der Region und der Rebsorten bestmöglich widerzuspiegeln, behutsam ihren Stempel auf.

Mit ihrem Interesse für Wissenschaft und Natur ist sie heute Teil einer vorwiegend weiblichen Generation, die das Zepter in dieser Branche an der Mosel übernimmt. Praktika und Verkostungen unter Studierenden stärkten ihre Liebe zum Wein und ihre Bereitschaft, sich der Herausforderung, die Aktivitäten unter dem Familiennamen fortzuführen und die Kundschaft mit den gleichen Standards und der gleichen Qualität zufriedenzustellen, anzunehmen.

Marie Kox ist froh, dass sie in nächster Zeit keine großen Investitionen tätigen muss, sondern dass sie Bestehendes verbessern und ausbauen kann: das Potenzial des Pinot noir weiter ausschöpfen, faire und authentische Produkte herstellen, sich in den biologischen Anbau einbringen usw.

Ihre Leidenschaft gilt nach wie vor der Vielfalt des Winzerberufs und der Lebensfreude, die der Wein darstellt. Die Herstellung eines guten Produkts, das den Kunden gefällt, bereitet ihr Freude.

© Marie Kox