UNESCO-Kulturerbe in Luxemburg: Geschichte, Kunst, Traditionen und Natur
Sie interessieren sich für UNESCO-Tourismus? In Luxemburg erwarten Sie imposante Architektur, Fotografien, Tanz, Traditionen, Musik und Natur. Mit der jüngsten Anerkennung von einem neuen Kulturschatz als Kulturerbe Ende 2024 zählt das Land nunmehr zehn ausgezeichnete Vermächtnisse, die eine Vielzahl von Bereichen abdecken: Weltkulturerbe, immaterielles Kulturerbe, Weltdokumentenerbe, Biosphärenreservate und Global Geoparks.
Weltkulturerbe – Stadt Luxemburg, Altstadtviertel und Festungsanlagen
Aufgrund seiner strategischen Lage im Herzen Westeuropas war die Festung Luxemburg seit dem 16. Jahrhundert und bis zu ihrer Schleifung im Jahr 1867 eine der bedeutendsten Festungsanlagen des Kontinents. In der Tat hatten lange Zeit Großmächte ein Auge auf das Land geworfen, und die Stadt erlebte zahlreiche Machtwechsel: die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, das Haus Burgund, die Habsburger, die Könige von Spanien und Frankreich und schließlich Preußen. Daher wurden die Festungsanlagen im Laufe der Jahrhunderte immer stärker befestigt, was zu dem uns heute hinterbliebenen, wunderbaren Ergebnis militärischer Baukunst führte. Die Viertel der Altstadt und die Festungsanlagen gehören seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ein Spaziergang auf den Spuren der alten Festung ist gleichzeitig die ideale Gelegenheit den Grund und den Bockfelsen mit seinen Kasematten zu durchstreifen. Seit 2019 kann dieses Kulturerbe auch per Fahrrad erkundet werden, und zwar auf einer 9,5km langen Strecke, die durch das Petrusstal und die Stadtviertel Clausen und Pfaffenthal verläuft.
Weltdokumentenerbe – Die Fotoausstellung "The Family of Man"
"The Family of Man" ist eine legendäre Fotoausstellung, die sich seit 2003 im Verzeichnis des Weltdokumentenerbes befindet. Sie wurde vom luxemburgischen Fotografen Edward Steichen für das Museum of Modern Art (MoMA) in New York zusammengestellt. Sie umfasst 503 Fotografien von 273 Fotografen aus 68 Ländern, zu denen so berühmte Künstler wie Henri Cartier-Bresson, Robert Doisneau, Brassaï, Robert Capa oder Dorothea Lange zählen.
Die Ausstellung setzt mit ihren humanistischen Fotografien der Nachkriegszeit ein Zeichen für Frieden und grundlegende Gleichstellung der Menschen. Die 1955 zum ersten Mal präsentierte Ausstellung zog nach einer langen Reise rund um die Welt dauerhaft ins Schloss Clervaux.
Immaterielles Kulturerbe – Quer durch sechs luxemburgische Traditionen
Nach der Aufnahme von einer neuen Tradition in die Liste der UNESCO Ende 2024 zählt das Großherzogtum nunmehr insgesamt sechs Bräuche, die zum immateriellen Weltkulturerbe gehören:
- Die Echternacher Springprozession oder Sprangpressessioun. Sie findet am Pfingstdienstag statt und lockt jedes Jahr etwa 8.000 Tänzer an. Die Pilger stellen sich in Reihen von fünf bis sechs Personen auf und halten sich mittels eines weißen Tuches aneinander fest. Sie bewegen sich durch kleine Sprünge zum Rhythmus einer eigens für dieses Event komponierten Melodie fort.
- Die musikalische Kunst der Jagdhornbläser oder Haupeschbléiser. Das Instrument, das als Naturinstrument bezeichnet wird, weil es keine Ventile hat, wird mittels äußerst körperlicher Atemtechniken zum Klingen gebracht, vorzugsweise in der Natur, wo sein archaischer Klang frei erklingen kann. Die Musiker blasen häufig ohne Noten und wenden dem Publikum den Rücken zu, um den Klang der Hörner bestmöglich zur Geltung zu bringen.
- Die Transhumanz oder Wanderschéiferei. Diese Praxis der Beweidung durch Wanderschafherden dient sowohl der Vorbereitung von Flächen auf die Bewirtschaftung als auch der Belebung und dem Erhalt der Biodiversität. Die Schafe führen in der Tat Insekten und Samen von Wiese zu Wiese mit und tragen so zur natürlichen Diversität bei.
- Die traditionelle Methode der Bewässerung von Wiesen oder Fléizen. Die luxemburgischen Landwirte nutzen diese land- und viehwirtschaftliche Technik seit dem 15. Jahrhundert. Sie nutzen Gräben zur Bewässerung von Wiesen, indem sie Wasserläufe umleiten. Dies dient der Erhöhung des Heuertrags und der Biodiversität, und schützt vor Überschwemmungen.
- Die Geburtshilfe oder Hiewanskonscht. Die Hebammenkunst besteht in der umfassenden Betreuung von Eltern vor, während und nach der Schwangerschaft: regelmäßige Kontrolluntersuchungen, umfassende Versorgung von Müttern durch Förderung der bewussten Wahrnehmung des eigenen Körpers sowie Geburtsvorbereitungskurse.
- Die Kunst des Trockenmauerbaus oder d’Konscht vum Dréchemauerbauen. Das Handwerk und die Technik bestehen darin, verschiedene Arten von Steinen nach einer genauen und sorgfältigen Technik zusammenzufügen. Das Zusammensetzen dieser Steine schafft eine feste und stabile Struktur, dies geschieht durch ihre Masse und ihre Kontaktpunkte untereinander. Eine Trockenmauer besteht nur aus Steinen, ohne Bindemittel.
Biosphärenreservat – Minett Unesco Biosphere
Die Minett-Region im Süden Luxemburgs ist ein sehr dicht besiedeltes Gebiet mit einer langen Vergangenheit im Erzbergbau und in der Stahlindustrie. Die Region mit den landesweit größten Naturschutzgebieten ist seit Jahren bemüht, ihre Wirtschaft zu diversifizieren, bestimmte Teile ihres industriellen Kulturerbes umzugestalten und ihre Umwelt zu schützen.
Durch die Aufnahme in das weltweite Netzwerk der Biosphärenreservate des UNESCO-Programms "Der Mensch und die Biosphäre" im Jahr 2020 hat die Region ihre Vorbildfunktion für nachhaltige Entwicklung bewiesen, und die Besucher können die reiche Biodiversität der umgenutzten Ländereien bestaunen. Zahlreiche touristische und kulturelle Events ermöglichen die Erkundung der Minett UNESCO Biosphere.
UNESCO Global Geopark – Natur- & Geopark Mëllerdall
Wussten Sie, dass es vor über 200 Millionen Jahren ein Meer in der Region des Natur- & Geoparks Mëllerdall gab? Die Sandsteine, die damals den Meeresgrund bildeten, weisen noch zahlreiche Spuren auf, die einen einmaligen Überblick über die Geschichte der Region vermitteln. Heutzutage spielt die Orografie des Parks eine Schlüsselrolle für die Trinkwasserversorgung, das Vorkommen bestimmter Tier- und Pflanzenarten und die Bodennutzung.
Vor diesem historisch bemerkenswerten Hintergrund wurde der Natur- & Geopark Mëllerdall 2022 in das Netzwerk der Global Geoparks aufgenommen. Zu diesem Netzwerk zählen Orte von internationaler geologischer Bedeutung, die gemäß einem Konzept für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung verwaltet werden.
Sowohl bewährte Umweltschutzpraktiken als auch grüner Tourismus gilt es im Natur- & Geopark Mëllerdall zu entdecken.
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