Springprozession Von der Unesco anerkannt und von Tausenden von Zuschauern jedes Jahr besucht.

Jedes Jahr findet in der ehemaligen Abteistadt Echternach am Pfingstdienstag die Springprozession bzw. Sprangpressessioun statt. Zu den Klängen von Musikkapellen begeben sich die Pilger zur Sankt-Willibrord-Basilika, wobei sie zwei Schritte nach links, zwei nach rechts springen.

Eine Pilgerreise zu besonderen Klängen

Früh am Morgen versammeln sich die ersten Pilger im Schatten der Sankt-Willibrord-Basilika in Echternach, am Beginn eines Weges, der sie durch das Stadtzentrum führen wird. Während der Springprozession bewegen sich die Teilnehmer wörtlich springend vorwärts: zwei Schritte links, gefolgt von zwei Schritten rechts. Die Springer, die in Reihen von fünf oder sechs Personen aufgestellt sind, halten jeweils mit einer Hand das Ende eines Taschentuchs und springen zu den Klängen der vom Volkslied Adam hatte sieben Söhne inspirierten Springprozessionsmelodie, die von Dutzenden Musikkapellen in einer Endlosschleife gespielt wird.

Früher sprang man während der Prozession drei Schritte nach vorne, dann wieder zwei zurück, wodurch die Pilger nur sehr langsam vorankamen. Deswegen sagt man noch heute, wenn etwas nur sehr schleppend vorankommt, dass es "wie bei der Springprozession" zugeht.

Die Melodie wird in den Straßen der Stadt von kommunalen oder städtischen Blas- oder Musikkapellen, Gruppen von Geigen- oder Akkordeonspielern oder Folkloregruppen wiederholt, die ihre Pilgergruppe begleiten. Dort, wo der Klang von den Fassaden der Häuser widerhallt und sich mit den von anderen Gruppen gespielten einnehmenden Melodien mischt, gelangt man fast in einen tranceähnlichen Zustand, der alle anzustecken scheint.

Am Ende des Wegs betreten die Pilger die große Basilika, um dort an einem Gottesdienst teilzunehmen.

Eine von der Unesco anerkannte Tradition

Die Ursprünge der in die Repräsentative Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragenen Prozession gehen auf heidnische Bräuche und eine ganz besondere Legende zurück. Etwa 10.000 Zuschauer säumen jedes Jahr die Straßen.

In früheren Zeiten hieß es, die Beteiligung an der Springprozession diene dazu, den "Veitstanz" sowie manch anderes Leiden bei Mensch und Tier zu heilen. Anders als heute handelte es sich früher nicht um eine hauptsächlich folkloristische Veranstaltung, sondern um eine richtige Pilgerfahrt, zu der die Gläubigen oft zu Fuß und von weit her kamen.

Heute noch erzählt man, dass die Pilger aus Prüm in der Eifel immer zwei Särge mit sich trugen. Denn nicht selten kam es unterwegs zu Todesfällen.

Besonders für Echternacher gilt die korrekte Kleidung als Pflicht: eine blaue Hose oder Rock mit einem weißen Oberteil.
© Kommunikations- und Pressedienst der Katholischen Kirche in Luxemburg

Die Legende vom langen Veit

Auch wenn diese Prozession wahrscheinlich auf obskure heidnische Bräuche zurückgeht, erzählt man sich eher die Legende von Sankt Willibrord und dem "Veitstanz" aus dem 8. Jahrhundert.

Laut der Legende brach der lange Veit, der "Geigenspieler von Echternach", mit seiner Frau zur Wallfahrt ins Heilige Land auf und kam allein in seine Heimat zurück. Seine Frau, so sagte er, war unterwegs gestorben. Einige Verwandte, die sich in der Zwischenzeit über seinen Besitz hergemacht hatten, streuten jedoch das Gerücht, Veit habe seine Frau eigenhändig getötet.

Das Gerücht kam den Behörden zu Ohren, und der Unglückliche wurde zum Tod durch den Strang verurteilt. Auf der Leiter zum Galgen nach oben steigend bat er darum, seine Geige ein letztes Mal spielen zu dürfen. Wie durch ein Wunder begannen alle Anwesenden gegen ihren Willen zu tanzen, und niemand konnte sie aufhalten. Veit nutzte die Gelegenheit und flüchtete von der Plattform, wobei er die Unglücklichen ihrem Schicksal überließ.

Schließlich wurde der Heilige Willibrord gerufen, um den Fluch zu brechen und die Unglücklichen vom "Veitstanz" zu befreien.