Natura 2000: Luxemburgs Beitrag zum europäischen Naturschutz

Luxemburg kann mit einer Vielfalt an einzigartigen Landschaften und Naturräumen beeindrucken. Um diese zu schützen und auch für künftige Generationen zu erhalten, setzt das Großherzogtum auf zahlreiche Schutzprogramme wie das europäische Schutznetzwerk Natura 2000. Mit über 29% geschützter Fläche nimmt Luxemburg eine Vorreiterrolle beim Erhalt der Biodiversität ein und fördert gleichzeitig die gesellschaftliche Partizipation bei der nachhaltigen Nutzung seiner Flächen.
Natura 2000 in Luxemburg
Mensch und Natur sind im Großherzogtum im Einklang! Mit 29% geschützter Fläche zeigt Luxemburg sein starkes Engagement für den Naturschutz und nähert sich dem europäischen Ziel der EU-Biodiversitätsstrategie, das vorsieht, ein Drittel der Landfläche Europas unter Schutz zu stellen. Hierzulande umfassen 67 Natura-2000-Gebiete insgesamt etwa 72.000 Hektar – sie machen damit den Großteil der geschützten Fläche Luxemburgs aus. Von diesen Gebieten sind 49 als Habitatgebiete (Zones spéciales de conservation) klassifiziert, 18 als Vogelschutzgebiete (Zones de protection spéciale), wobei sich manche Bereiche überschneiden. Über die Natura-2000-Zonen hinaus sind weitere 77 weitere Areale als Nationale Naturschutzgebiete ausgewiesen. Diese machen in etwa 6% der Landesfläche aus und sind durch Großherzogliche Verordnungen geregelt. Auch eine Reihe besonderer Biotope werden auf nationaler Ebene geschützt.
Bei den Natura-2000-Programmen liegt der Fokus nicht nur auf dem punktuellen Schutz, sondern auf dem Erhalt ganzer Ökosysteme, sowohl innerhalb Luxemburgs als auch über die Grenzen hinaus. Besonders wichtig ist dabei die ökologische Verbindung zwischen den einzelnen Gebieten, um die natürliche Migration von Arten zu ermöglichen. Darüber hinaus schaffen transnationale Kooperationen, wie das deutsch-luxemburgische Libellenmonitoring im Ourtal oder das belgisch-luxemburgische Projekt LIFE ArdennEislek, ein dichtes transnationales Netzwerk an Naturschutzakteuren, die sich dem gleichen Ziel verschrieben haben.
Für jedes Natura-2000-Gebiet wird ein individueller Bewirtschaftungsplan erstellt. Diese Pläne enthalten Maßnahmen zur Konservierung und Renaturierung sowie weitere Naturschutzprojekte jeglicher Art, bei denen auch die Bürgerpartizipation sowie die Sensibilisierung der Gesellschaft eine zentrale Rolle spielen. Für die Umsetzung der Bewirtschaftungspläne und Projekte sind in Luxemburg Lenkungskomitees (Comités de pilotage – COPIL) eingerichtet worden, die jeweils für mehrere Gebiete innerhalb bestimmter Regionen zuständig sind. Sie koordinieren die lokale Umsetzung und binden dabei vielfältige Akteure unter Berücksichtigung ökologischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Aspekte mit ein.
Der Natura-2000-Tag
Am 21. Mai wird alljährlich der europäische Natura-2000-Day gefeiert, um auf das Schutzgebietsnetzwerk und dessen Einsatz für Natur- und Artenschutz aufmerksam zu machen. In diesem Zusammenhang wurde der diesjährige Natura-2000-Tag in Luxemburg gemeinsam mit dem "Klima- a Biodiversitéitsdag" am 18. Mai 2025 in Grevenmacher veranstaltet. Weitere Informationen finden Sie unter: www.natura2000.lu
Geschützte Arten und Lebensräume
Die Natura-2000-Zonen in Luxemburg decken 109 der insgesamt rund 1.200 auf EU-Ebene als schützenswert eingestuften Arten und Lebensräume ab. Einige Gebiete bieten darüber hinaus ideale Bedingungen für zahlreiche Zugvogelarten, die dort rasten oder überwintern. Die Top 5 der artenreichsten Gebiete des Großherzogtums sind:
- Obermosel-Region (Région de la Moselle supérieure);
- Ourtal von Ouren nach Wallendorferbrück (Vallée de l'Our de Ouren a Wallendorf Pont);
- Oberes Alzettetal (Vallée supérieure de l'Alzette);
- Haff Réimech;
- Atterttal von der Grenze bis nach Useldingen (Vallée de l'Attert de la frontière à Useldange).
Diese Gebiete bestehen überwiegend aus Wäldern, Süßwassergebieten, Graslandschaften und felsigen Lebensräumen. Daneben finden sich Moore und Sümpfe sowie Heide und Buschwerk. Hier leben zahlreiche Vogelarten, darunter verschiedene Spechte, Eulen, der Graureiher, der Eisvogel und der Schilfrohrsänger. Auch weitere Tiere und Insekten, wie die Bechsteinfledermaus, die Helm-Azurjungfer, der Skabiosen-Scheckenfalter und selbst empfindliche Mollusken-Arten wie die Bachmuschel sind in diesen Gebieten nachgewiesen.
Um ihren Fortbestand zu sichern, kommen angepasste Bewirtschaftungsformen zum Einsatz, welche die Flora und Fauna schonen und zu ihrem Erhalt beitragen. Besonders interessant sind auch jene Flächen, die durch frühere menschliche Nutzung – etwa durch Landwirtschaft oder Rohstoffabbau – entstanden sind und sich nach der Renaturierung zu wertvollen Biotopen entwickelt haben. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind die Gebiete der "Minetter Dagebaugebidder", wo Luxemburgs industrielle Vergangenheit auf neu entstandene Naturräume für Mensch und Tier trifft. Die ehemaligen Tagebauflächen bieten heute zahlreichen seltenen Pflanzen- und Tierarten einen gesicherten Lebensraum und stillgelegte Eisenerzstollen sind zu unterirdischen Rückzugsorten für viele Fledermausarten geworden. Auch für Tourismus und Freizeitaktivitäten eröffnet das Gebiet vielfältige Möglichkeiten – stets im Einklang mit den lokalen Schutzmaßnahmen. Solche Verbindungen von naturnahen und kultivierten Lebensräumen machen das Großherzogtum zu einem wichtigen Bestandteil des europäischen Naturschutznetzwerks.
Das europäische Schutzgebietsnetzwerk
Natura 2000 ist das Herzstück der europäischen Natur- und Biodiversitätspolitik und gilt als das weltweit größte koordinierte Netz an Schutzgebieten. In allen 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union schützen die ausgewiesenen Flächen besonders wertvolle und gefährdete Arten sowie Lebensräume – sowohl an Land als auch im Meer. Die Netzwerke werden auf nationaler Ebene verwaltet und basieren auf den Vorgaben der Vogelschutz- sowie der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (Birds and Habitats Directives), welche die Erhaltung der Biodiversität innerhalb Europas zum Ziel haben.
Die insgesamt fast 28.000 Natura-2000-Gebiete machen rund 18% der EU-Landfläche sowie 9% ihrer Meeresgebiete aus. Geschützt werden mehr als 1.000 Tier- und Pflanzenarten sowie etwa 230 Lebensraumtypen. Im Gegensatz zu klassischen Naturschutzgebieten ist der Schutz in Natura-2000-Gebieten nicht primär an das geografische Gebiet gebunden, sondern an die Erhaltung bestimmter Arten oder Lebensräume. Dabei stehen nicht bestimmte Verbote und der Ausschluss menschlicher Aktivitäten im Vordergrund – vielmehr sollen Bereiche wie Landwirtschaft, Tourismus und Industrie in geeigneter Weise in die Schutzstrategien eingebunden werden. Der Fokus des Programms liegt auf einer inklusiven, aufgeklärten und nachhaltigen Nutzung, die einen positiven Einfluss auf den Bestand und die Konservierung der Lebensräume und Arten hat. Biodiversität und menschliche Aktivität werden hier nicht als Gegensätze gesehen, sondern gehen Hand in Hand.
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