Die Wälder in Luxemburg

Randonneurs sur une passerelle le long d'un ruisseau dans la forêt
Wanderer auf einem Steg entlang eines Baches im Wald
© SIP

"Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm." Dieses Kinderlied spielt sich ebenso wie andere Geschichten und Legenden im Wald ab. In Luxemburg hat sich Schetzel, ein Eremit aus dem 12. Jahrhundert, für die Rückkehr in die Natur entschieden und verbrachte seine letzten Jahre im Grünewald, wo seine Grotte noch heute besichtigt werden kann. Die Wälder im Großherzogtum und darüber hinaus beherbergen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Sie gehören zu den Säulen der Nahrungssicherung und Ernährung für Millionen von Familien in der ganzen Welt. In diesem Artikel gehen wir auf die Situation der luxemburgischen Wälder ein und teilen ein Interview mit Michel Dostert, einem Experten für Forstwirtschaft.

Etwa so groß wie 130.000 Fußballfelder

92.150 Hektar des Großherzogtums sind mit Wald bedeckt, was etwa 35% des luxemburgischen Staatsgebiets ausmacht. Von dieser Fläche entfallen 64% auf Laubwälder und 36% auf Nadelwälder.

Im Hinblick auf die Frage der Eigentumsverhältnisse sind 52% der Parzellen in Privatbesitz, was ungefähr 14.000 Familienunternehmen oder Privatpersonen entspricht. 34% der Wälder gehören Gemeinden, 13% sind öffentliche Wälder, und 1% der Wälder ist im Besitz öffentlicher Einrichtungen.

Das Ösling beherbergt 55% der gesamten Waldfläche. Diese Region im Norden des Landes ist demnach bewaldeter als die übrigen Landesteile. Über 85% der Wälder befinden sich weniger als 1.500 Meter von einer Siedlung entfernt, was ihrer Erholungsnutzung zuträglich ist.

Die Wälder – Hüter der Schätze

Die Wälder beherbergen eine Vielzahl von Bäumen und Pflanzen, insbesondere Buchen, Eichen, Ahorne und Eschen. Die am häufigsten anzutreffende Baumart ist die Buche. Das Unterholz ist oft reich an verschiedenen Gräsern, Kräutern und Sträuchern.

Es dient als Lebensraum für zahlreiche Tierarten, darunter Säugetiere wie Hirsche, Wildschweine und Füchse. Zudem ist dort eine große Bandbreite an Vögeln, Insekten und anderen kleinen Tieren anzutreffen.

Die luxemburgischen Wälder bergen große Mengen an totem Holz und alten Bäumen, was für die Biodiversität förderlich ist. Diese Komponenten bieten zahlreichen Arten, insbesondere Pilzen, Flechten und Insekten, essenzielle Lebensräume.

Eine Libelle sitzt auf einem Blatt im Wald.
© Klima-Agence / STUDION Photography

Eist wëllt Lëtzebuerg

Entdecken Sie "Das wilde Luxemburg" mit der Serie über sehr spezifische natürliche Lebensräume und ihre Bewohner, und verstehen Sie, wie diese geografischen Räume mit unserem täglichen Leben verflochten sind. Die Serie wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Biodiversität präsentiert. 

Die öffentlichen Wälder

Die öffentlichen Wälder werden von der Naturverwaltung mithilfe verschiedener Tools bewirtschaftet.

Die Innenausstattung   ist eine wichtige Analyse für die Forstwirtschaft und -planung. Sie beschreibt die Bestände eines Waldes, einschließlich Karten und Zahlenmaterial.

Die forstliche Standortskartierung ermittelt die besten Wachstumsbedingungen für Bäume je nach Boden, Topografie und Klima und empfiehlt passende Baumarten. Sie ist entscheidend für eine naturgerechte Forstwirtschaft, die Bepflanzungen nutzt, um die Biodiversität zu erhöhen und natürliche Lebensräume zu schützen. Die Einhaltung der Standorttauglichkeit der Baumarten wird per Gesetz vorgegeben und erfordert gute Kenntnisse der Bedürfnisse von Baumarten und der Besonderheiten der Standorte.

Die Forstplanung ist ein langfristiger Bewirtschaftungsplan für einen Forstbetrieb über zehn Jahre, der auf eine nachhaltige Holzernte abzielt. Dabei werden die Erwartungen des Eigentümers sowie die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen einbezogen. Die moderne Planung berücksichtigt die Interessen der Allgemeinheit, insbesondere die Erholung und den Naturschutz. 

Der jährliche Bewirtschaftungsplan wird vom Bezirksleiter und dem Gemeindeförster erstellt. Er sieht Maßnahmen für die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes, den Naturschutz und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit vor und budgetiert sie. Er wird vom Eigentümer bestätigt.

 

Wussten Sie schon?

Jede interessierte Person oder Gruppe kann sich aktiv an der Planung und Überwachung der Forstwirtschaft beteiligen und ihre Ideen und Vorschläge einbringen. Eine Liste der zu bewirtschaftenden Forstbetriebe wird jedes Jahr veröffentlicht, und die Beiträge können binnen 4 Wochen nach Auflegung des Projekts per E-Mail bei der Forstverwaltung eingereicht werden. 

Baumfällmaschine im Wald
© MDDI - ANF

Es sei darauf hingewiesen, dass diese Bewirtschaftungstools ausschließlich für öffentliche Wälder gelten. Der Bewirtschaftungsplan wird von den Eigentümern, im vorliegenden Fall den Gemeinden, angenommen und umgesetzt. Privatwaldeigentümer erstellen selbst oder mit Hilfe eines Ingenieurbüros einen Bewirtschaftungsplan.

Ein Bach schlängelt sich unter einer Brücke und durch den Wald.
© Administration de la nature et des forêts / Christof Weber
Wanderer im Wald
© MECO

Lëtzebuerger Privatbësch

Lëtzebuerger Privatbësch ist ein Verein ohne Gewinnzweck. Sein Ziel ist es, die privaten Waldbesitzer in Luxemburg zu unterstützen. Seit 2010 organisiert der Verein unter anderem den Waldführerschein, der zehn verschiedene Kurse rund um das Thema Wald umfasst. Diese Kurse beinhalten Vorträge und Exkursionen und können unabhängig voneinander belegt werden. Ergänzend zum Waldführerschein wird ein Motorsägenlehrgang angeboten, der eine für die Forstwirtschaft wesentliche praktische Schulung umfasst.

Um mehr über die verschiedenen Leistungen und Aufgaben zu erfahren, haben wir uns mit Michel Dostert, Ingenieur in Forstwissenschaften (MSc.) und Wildtiermanagement (MSc.), beim Verein unterhalten.

Wie setzen sich Privatwaldeigentümer für den Erhalt der Wälder in Luxemburg ein?

Fast alle Privatwaldeigentümer sind vom Klimawandel betroffen, der sich im letzten Jahrzehnt richtig bemerkbar gemacht hat. Eine Reihe von Bäumen ist aufgrund der Trockenheit direkt abgestorben, während andere geschwächt wurden, bevor sie von Erregern wie Insekten oder Pilzen befallen wurden. Privateigentümer nehmen enorme Anstrengungen in Kauf, um die zerstörten Wälder mit Baumarten, die dem Klimawandel angepasst sind, neu zu bestücken. Es müssen 2.500 Pflanzen pro Hektar gepflanzt werden, was Tausenden von Bäumen entspricht.

Können Sie uns ein Beispiel für ein kürzlich durchgeführtes oder laufendes Projekt nennen, das das Engagement Ihres Vereins im Rahmen der Forstwirtschaft veranschaulicht?

Wir haben Hunderte von kleinen Baustellen jeglicher Art im ganzen Land, da sich unsere Arbeit auf Grundstücken von Privateigentümern im Großherzogtum abspielt, die insgesamt mehr als die Hälfte des luxemburgischen Waldes ihr Eigen nennen. 2024 haben wir 309 Beratungen vor Ort durchgeführt, die Anpflanzung von über 80.000 Bäumen organisiert und 27.000 m3 Holz gefällt. Unsere Organisation verschreibt sich auch der langfristigen Nachhaltigkeit: 2023 haben wir unser 90-jähriges Bestehen gefeiert.

Welche Tools oder Technologien nutzen Sie, um die Gesundheit der Wälder zu überwachen?

Aktuell und vor allem auf den kleinen Privatparzellen, auf denen wir zum Einsatz kommen, nutzen wir keine besondere Technologie. Als ASBL haben wir nicht die Mittel, um beispielsweise Drohnen zu finanzieren, und ihr Nutzen ist begrenzt. Wir verlassen uns demnach vorwiegend auf unsere Augen und unsere Erfahrung.

Können Sie uns von Partnerschaften berichten, die Ihr Verein mit Gemeinden oder anderen Organisationen und Institutionen eingegangen ist, um Ihre Anstrengungen in Sachen Bewirtschaftung und Erhaltung zu intensivieren?

Wir arbeiten ausschließlich auf Privatparzellen, aber wir tauschen uns ständig mit der Naturverwaltung aus, mit der das Arbeitsklima und der Informationsaustausch sehr angenehm sind. Wir sind in mehreren Institutionen vertreten wie beispielsweise COPILS Natura2000, im Hohen Forstrat, im Hohen Jagdrat und im Hohen Rat für Naturschutz. Im Rahmen einer Konvention mit dem Ministerium für Umwelt sind wir sehr aktiv in den Natura2000-Gebieten, wo wir aktiv Biotopbäume und Altholzinseln markieren.

Wir danken Michel Dostert für dieses Interview.

Am 21. März jeden Jahres feiern wir den Internationalen Tag des Waldes. Die luxemburgischen Wälder bedürfen unserer Hilfe. Kontaktieren Sie Lëtz' reGenerate, um zu erfahren, wie Sie unsere Wälder unterstützen können.

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