Städtepartnerschaften: luxemburgische Gemeinden verpartnern sich mit Städten im Ausland

In Luxemburg sind etwa fünfzig Gemeinden im Rahmen von Festakten einen partnerschaftlichen "Bund" mit über 130 Städten im Ausland eingegangen. Deutschland steht mit 20 Verbindungen an erster Stelle der Partnerländer, gefolgt von Frankreich, Portugal und Italien. Städtepartnerschaften sind in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg im Bemühen um die Aussöhnung der verschiedenen Völker entstanden. Heutzutage knüpfen Gemeinden Beziehungen zu entfernteren Regionen, um andere Lebensweisen kennenzulernen, Freundschaften zu begründen und interessante Treffen zu organisieren, sei es auf kultureller, sportlicher, wirtschaftlicher oder pädagogischer Ebene. Hier eine Auswahl kurioser und außergewöhnlicher Partnerschaften. 

Consdorf-Nazaré : zwischen Wald und Meer

Jedes Jahr zwischen Oktober und März sind die Augen der gesamten Welt auf die kleine Stadt Nazaré an der Atlantikküste Portugals gerichtet. Dieser Badeort mit etwa 15.000 Einwohnern, der für seine riesigen Wellen berühmt ist, gilt als wahres Surferparadies. Seit 2011 hat dieses unter dem Namen Big Wave Challenge bekannte Naturphänomen die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich gezogen. Wellen, die eine Höhe von 30 Metern erreichen können, brechen vor hunderten von Neugierigen und Freunden des Nervenkitzels, die jedes Jahr nach Nazaré strömen, um diesem außerordentlichen Spektakel beizuwohnen.    

Etwa 2.000 km weit von diesem Trubel entfernt, befindet sich die Kleine Luxemburger Schweiz. Hier ist die Natur scheinbar zwar weniger in Wallung, aber deswegen nicht minder spektakulär. Im Herzen dieser von Felsformationen und ausgedehnten Wäldern umgebenen grünen Oase befindet sich der Ort Consdorf, ein kleines Dorf mit etwa 2.000 Einwohnern. Dieser Ort zieht insbesondere Wanderer und Mountainbiker an. Consdorf und Nazaré haben anscheinend nichts gemeinsam, aber dennoch!  Diese beiden Ortschaften sind seit 2017 durch den "Partnerschaftseid" miteinander verbunden. Viele portugiesische Landsleute, die in Consdorf wohnen, stammen in der Tat aus dieser Stadt mit den Riesenwellen oder deren unmittelbarer Umgebung.    

Die zahlreichen "Schwestern" von Niederanven

Für die meisten Gemeinden besteht das Ziel einer Partnerschaft in der Begründung von engen freundschaftlichen Beziehungen und der Erleichterung des gegenseitigen Kennenlernens durch einen sozio-kulturellen Austausch. Und Niederanven liegt dieses Thema sehr am Herzen. Die Gemeinde ist mit 27 europäischen Städten Partnerschaften eingegangen, ein Rekord in Luxemburg. Die Anfänge dieses Netzwerks gehen auf 1991 zurück, als die Gemeinde eine Partnerschaft mit zwölf Städten aus zwölf Ländern der Europäischen Union unterzeichnet hat. Dieser Vertrag ist unter dem Namen "Douzelage" bekannt. Im Zuge der Erweiterung der EU hat sich auch die "Familie" von Niederanven vergrößert. Heute zählt der Familienkreis 27 Partnerstädte, die jeweils einen Mitgliedstaat der EU repräsentieren.

Das Ziel dieser Verbindung besteht in der Förderung des europäischen Geistes und u. a. dem Aufbau von pädagogischen, wirtschaftlichen, touristischen, sportlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den Städten zum gegenseitigen Nutzen ihrer Einwohner. 

Wussten Sie, dass …

... die Stadt Bettemburg mit ihren beiden Partnerstädten Flaibano in Italien und Valpaços in Portugal ein Kochbuch herausgebracht hat ?

Das Werk mit dem Titel "Trio Culinaire" vermittelt einen Überblick über die Geschichte, die Geografie, die Kultur und vor allem die Gastronomie von Bettemburg und den entsprechenden Partnerstädten.

Auf 184 Seiten lädt das Buch zu einer schlemmerhaften Entdeckungsreise ein und stellt 18 kulinarische Spezialitäten vor, die von professionellen Küchenchefs und Hobbyköchen aus den drei Ländern zubereitet wurden. 

Schengen-Ischgl: abseits der Skipisten

Der Skiort Ischgl in Österreich ist ganz gewiss allen oder fast allen Luxemburgern ein Begriff. Wussten Sie aber auch, dass die Städtepartnerschaft zwischen Schengen und Ischgl am Stammtisch enstanden ist? 2006 haben die Bürgermeister der beiden Gemeinden die Annäherung ihrer Gemeinden bei einer Runde Bier im besagten Skiort besiegelt. Die Partnerschaftsfestivitäten fanden im Juni in Schengen statt, und die Vereinbarung wurde offiziell in Ischgl im Dezember desselben Jahres unterzeichnet.

Seitdem bietet die Gemeinde Schengen ihren Einwohnern jedes Jahr im Dezember eine Reise nach Ischgl an. Sogar ein Après-Ski-Hit wurde dieser Verbindung gewidmet:  Niki Ganahl - die Fans von "Niki's Stadl" kennen ihn ganz sicher - "Raum ohne Grenzen".

Der Ort Schengen, Wiege der europäischen Abkommen, gilt als Symbol für den freien Personen- und Warenverkehr. Aus diesem Grund setzt sich der Ort am Ufer der Mosel für den Austausch zwischen den Einwohnern ein, um das Gefühl der europäischen Bruderschaft auszubauen. 

Esch an der Alzette-João Monlevade: eiserne Verbindungen

Mettwurscht oder Churrasco?  Die Einwohner von Esch an der Alzette und João Monlevade (Brasilien) machen da keinen Unterschied. Die Stadt Esch, gemeinhin die Eisenmetropole genannt, und die Stadt João Monlevade haben ihre Freundschaft durch eine Städtepartnerschaft im Jahr 2023 besiegelt. Ihre gemeinsame industrielle Vergangenheit vereint die beiden. Ein Schlüssel aus Stahl, der in einem Stahlwerk von João Monlevade geschmiedet wurde, ist der Stadt Esch überreicht worden. Er symbolisiert diese Eisenunion.   

Diese Städtepartnerschaft ist historisch, da sie die erste Verbindung zwischen einer luxemburgischen und einer brasilianischen Stadt ist. Die Annäherung begann vor hundert Jahren, als ein ARBED-Werk namens "Companhia Siderúrgica Belgo Mineira" im Herzen des Staats Minas Gerais eröffnet wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts sind viele Escher, insbesondere Ingenieure, mit ihren Familien nach Brasilien ausgewandert, um dort zum Ausbau der brasilianischen Stahlindustrie beizutragen.

 

Préizerdaul und ihre Hilfe aus der Ferne

Um die Partner der Gemeinde Préizerdaul zu sehen, müssen deren Einwohner die größten Entfernungen zurücklegen. Die am weitesten entfernte Partnerstadt befindet sich in El Salvador. Man muss den Atlantik (etwa 9.200 Kilometer Luftlinie) überqueren, um nach San Augustín zu gelangen. Péni, die zweite Partnerstadt, liegt in Burkina Faso. Diese beiden Fernbeziehungen wurden Anfang des Jahres 2000 im Rahmen von lokalen Entwicklungsprojekten in Zentralamerika und Westafrika geknüpft.   

Im Januar 2001 wurde San Augustín von einem schrecklichen Erdbeben erschüttert. Um den Menschen vor Ort helfen zu können, wurde 2002 die Hilfsorganisation "Komm hëllef mat Préizerdaul" ins Leben gerufen. 2004 wurde der Partnerschaftsvertrag in der salvadorianischen Stadt San Augustín unterzeichnet. Die Partnerschaft und ihre konkrete finanzielle Unterstützung haben die Umsetzung eines Wasserleitungsprojekts in der besagten Stadt ermöglicht. Es wurden ebenfalls Projekte in den Bereichen Bildung, gesundheitliche Hilfe und Infrastrukturen durchgeführt. In der Zeit nach diesen Unterstützungsmaßnahmen entstand die zweite Partnerschaft im Jahr 2006 mit der Gemeinde Péni in Burkina Faso, die ebenfalls in den Genuss von Entwicklungshilfen gelangt.

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