1535˚ Creative Hub

Die Kreativindustrien bieten Arbeitsplätze und sind bedeutende Antriebskräfte für wirtschaftliches Wachstum, das wiederum zum kulturellen Reichtum des Landes beiträgt. Wir haben mit Tania Brugnoni, Leiterin des 1535˚ Creative Hub – dem ersten luxemburgischen Kreativ-Hub –, gesprochen und nehmen dies zum Anlass, Ihnen diesen Wirtschaftssektor näherzubringen. 

Die Kreativindustrie in Luxemburg

Die lange unterschätzten Kultur- und Kreativindustrien gelten heute als eigenständiger Sektor der luxemburgischen Wirtschaft, und zwar insbesondere aufgrund ihres Beitrags zur Beschäftigung und zum Wirtschaftswachstum des Landes. Sie spielen in der Tat eine bedeutende Rolle bei der Weiterentwicklung des Innovationsgeistes, der als Schlüsselfaktor für die solide Verfassung und das kontinuierliche Wachstum der nationalen Wirtschaft anerkannt ist. Innovation regt die Produktivität an und bewirkt die stetige Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Die Bereiche Architektur, Buch, Film, Musik, Audiovisuelles, Videospiel, bildende Kunst oder Design gehören zu dieser Industrie.

2020 zählte Luxemburg 2.419 in diesem Sektor tätige Unternehmen, die 14.626 Mitarbeiter beschäftigten. 60% der luxemburgischen Kreativunternehmen sind den Branchen Architektur, Film und Audiovisuelles sowie Marketing und Kommunikation zuzuordnen.

Da es sich überwiegend um Einzelunternehmen oder KMU handelt, besteht ihre Besonderheit darin, dass die meisten dieser Unternehmen keine oder nur wenige Arbeitnehmer haben. Etwa 91% beschäftigen lediglich 1 bis 10 Personen. Die Unternehmer sind oft Selbstständige und Kreative, die für ihre Rechnung arbeiten. 

Der 1535˚ Creative Hub

Ein Standbein der luxemburgischen Kreativindustrie ist der 1535˚ Creative Hub. Der 2011 auf Initiative der Stadt Differdingen ins Leben gerufene erste Kreativstandort Luxemburgs richtet sich gezielt an das Unternehmertum in diesem Wirtschaftssektor.

Dieses für innovatives Handwerk offene, einmalige Zentrum bietet Raum für Selbstständige sowie kleine und mittlere Unternehmen aus dem Kreativsektor. Über 70 Unternehmen, die den 12 Branchen des Sektors angehören, haben sich an dem Standort, der Kreativität, Innovation und Unternehmertum beleben soll, niedergelassen.

1535˚ fördert das Zusammenspiel und den Austausch zwischen Kunstschaffenden aus verschiedenen Fachbereichen. Sein Hauptanliegen besteht darin, mehrere unterschiedliche Arbeitsbereiche im Geiste der Gemeinschaft, des Austauschs, der Expertise und des Know-hows zu vereinen. Dank dieses Hubs können Kreative und Unternehmen auf ein Netzwerk zurückgreifen und sich mit anderen Wirtschaftsakteuren des Landes vernetzen.

Zudem bietet er ein praxisnahes und einzigartiges Umfeld im Bereich der Kreativwirtschaft, indem er Unternehmern mietbare Arbeitsstätten, Mehrzweckräume für Sitzungen oder Workshops und kollektive Treffpunkte bereitstellt. 1535˚ ist ein nachhaltiges Konzept mit Arbeitsräumen zu moderaten Kosten auf 16.000 m2. Die mietbaren Bereiche erstrecken sich auf drei Industriegebäude: die Schräinerei (Gebäude A), den Zilleschapp (Gebäude B) und den Kesselbetrib (Gebäude C). Es sei darauf hingewiesen, dass sich der 1535˚ Creative Hub auf dem Gelände des Standorts von ArcelorMittal befindet, der immer noch in Betrieb ist. Das industrielle Erbe der Region wurde dementsprechend gänzlich umfunktioniert und stellt heute den Arbeitsplatz für die kreativen Köpfe des Landes dar

Quick Fact

1535° Grad Celsius entspricht dem Schmelzpunkt von Eisen. Der Name des Kreativstandorts ist demnach an das Industrieerbe von Differdingen angelehnt.

3 Fragen an Tania Brugnoni, Leiterin des 1535˚ Creative Hub.

1. Welche Rolle spielt Luxemburg in der Welt der Kreativindustrien? Und wie trägt der 1535˚ Creative Hub zur Positionierung des Landes in der Großregion bzw. in Europa bei?

In den letzten Jahren hat sich Luxemburg als wichtiger Akteur etabliert und kann sich als Wettbewerber auf Augenhöhe mit dem Ausland messen. Mit dem Niveau und der Qualität der in Luxemburg angebotenen Leistungen sollten wir uns nicht zieren, uns an vorderster Front zu platzieren, und zwar sogar auf europäischer Ebene. Unsere gesamten kreativen Köpfe haben im Ausland studiert und kehren mit Berufserfahrung nach Luxemburg zurück, was einen großen Mehrwert für das Land darstellt.

Was die Branche der Kreativindustrie von anderen Wirtschaftszweigen unterscheidet, ist ihr direkter Einfluss auf das Gebiet und die dortigen Unternehmen. Nahezu die gesamte Arbeit findet auf regionaler oder sogar lokaler Ebene statt, ein Kernpunkt für die nationale Wirtschaft.

Was 1535˚ anbelangt, spielen wir auf europäischer Ebene eine wichtige Rolle und sind die Nummer 1 in der Großregion. Wir profitieren ganz klar von den Vorteilen, in deren Genuss jede Wirtschaftsbranche in Luxemburg gelangt; damit meine ich die kurzen Entfernungen, aber als 1535˚ sind wir auch sehr strukturiert: wir verfügen sowohl über ein Auswahlgremium als auch über Auswahlkriterien, und wir tragen dafür Sorge, dass jede Branche vertreten ist. Zudem besitzen wir attraktive Infrastrukturen, die den Unternehmern einen inspirierenden Rahmen bieten. Aufgrund unserer Größe und unserer Fläche tragen wir somit zur Visibilität der Kreativindustrien in Luxemburg und jenseits der Grenzen bei.

2. Sie waren von Beginn an in die Gründung des Hub eingebunden. Worauf sind Sie bei diesem Projekt besonders stolz?

1535˚ war ein schwer zu realisierendes Projekt, aber durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten an kreative Menschen, in denen sie ihrem Beruf und ihrer Leidenschaft nachgehen können, konnten wir all diesen Leuten ein berufliches Zuhause bieten, das sie gesucht, aber nicht gefunden haben. Zu sehen, dass diese Menschen heute ihren Lebensunterhalt verdienen können und dabei ihrer Kreativität frönen, macht mich glücklich. Ihre Erfahrungen nachhaltig unterstützen zu können und die Auswirkung unserer Arbeit auf die Gesellschaft festzustellen, motiviert mich zudem weiterzumachen.

3. Welche zukünftigen Projekte stehen im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung, Innovation und Erweiterung des Kreativzentrums an?

In den kommenden Jahren gedenken wir, uns der Öffentlichkeit zunehmend zu öffnen und ein Kompetenzzentrum zu werden, in das jeder kommen kann, um mehr über den Sektor zu erfahren. Die Aspekte der Bildung und Sensibilisierung sind nicht zu vernachlässigen, da allein über die Bildung ein Bewusstsein für unseren Sektor und unsere Kompetenzen geschaffen werden kann. Es handelt sich zwar um eine langfristige Arbeit, aber genau das möchten wir zukünftig realisieren.

Natürlich stellen wir auch andere Überlegungen an, wie beispielsweise die Hinzufügung eines weiteren Gebäudes oder die Errichtung eines solchen im Zentrum von Differdingen. Das wichtigste Projekt ist allerdings, uns als Kompetenzzentrum zu verwirklichen und uns gegenüber der Öffentlichkeit zunehmend zu öffnen, indem wir sehr diversifizierte Workshops anbieten

Gut zu wissen!

1535˚ organisiert jedes Jahr Tage der offenen Tür und regelmäßig Workshops! Mehr dazu finden Sie auf der Website von 1535°, auf Facebook oder Instagram.

3 Erfolgsgeschichten

Neopixl

Neopixl ist eine digitale Agentur , die seit 2011 besteht und vorwiegend mobile Apps und Business-Web-Anwendungen entwickelt. Sie hat als Start-up am 1535˚-Standort mit einem Team von 5 oder 6 Personen angefangen und zählt heute über 30 Mitarbeiter. Neopixl ist ein Beispiel für ein junges Unternehmen, das sich etabliert hat und dessen nachhaltiges Wachstum seinen Erfolg ausmacht. Sie arbeiten heute mit verschiedenen Kunden in Europa und auf internationaler Ebene, und im Jahr 2016 ist die Agentur Teil des Smile-Konzerns, des europäischen Marktführers im Bereich der offenen Digitalisierung, geworden. Sie sind übrigens immer noch Mieter im Creative Hub.

Mehr über Neopixl auf der Website von 1535°, ihrer eigenen Website, auf Twitter und Instagram.

 

Julie Wagener

Julie Wagener ist eine junge Selbstständige, die als Illustratorin angefangen hat, sich aber seit einigen Jahren auch der Malerei widmet. Zudem beschäftigt sie sich auch mit Druck und Siebdruck. Sie bevorzugt Handarbeit, hat aber begonnen, digital zu arbeiten, um auf die immer größere Nachfrage reagieren zu können, insbesondere in den Bereichen Edition und Print. Sie wurde mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet, darunter der Gold Award bei den Luxembourg Design Awards 2023 in der Kategorie Print Design für die grafische Gestaltung der Programme der Kulturfabrik im Jahr 2021.

Mehr über Julie Wagener auf der Website von 1535°, ihrer eigenen Website, auf Facebook und ihrer Instagram-Seite.

 

Unison Studios

Hinter Unison Studios steckt eine Gruppe von Produzenten, Komponisten, Musikern, Sounddesignern und Toningenieuren. Ihre Arbeit beinhaltet das Schreiben, die Produktion, die Aufnahme und das Mischen aller Arten von Musik. Sie unterstützen Künstler nicht nur bei der Entwicklung und Finalisierung ihrer Projekte, sondern komponieren auch Musik für Werbung, Videos, Kurzfilme und Filme, ebenso wie zahlreiche Sounds für Virtual Reality und 3D. Ferner organisieren sie regelmäßig Video Live Sessions, in deren Rahmen verschiedene Künstler live performen und dabei gleichzeitig gefilmt und aufgenommen werden. Dieses Projekt an einem für die moderne professionelle Musikproduktion einmaligen Standort wurde 2019 ins Leben gerufen und ist ein voller Erfolg. Das Studio besteht aus zwei Aufnahmeräumen, zwei Regieräumen und einem Produktionsraum und hat sich als DAS Musikproduktions- und Tonstudio in Luxemburg etabliert.

Mehr über Unison Studios auf der Website von 1535°, ihrer eigenen Website, auf Facebook und Instagram

Wussten Sie schon?

Im 1535° befindet sich Sonotron, der erste Plug and Play-Probe- und Aufnahmeraum seiner Art in Luxemburg. Es ist über die Grenzen hinweg bekannt und verfügt über 9 voll ausgestattete Proberäume, die für die breite Öffentlichkeit zugänglich sind. Mehr dazu auf sonotron.lu

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