Gründung eines eigenen Unternehmens in Luxemburg Sich in seinem Beruf selbstständig zu machen, ist ein Traum, der schrittweise wahr wird

Luxemburg weist für die Gründung des eigenen Unternehmens zahlreiche Vorzüge auf: eine diversifizierte Wirtschaft, ein starker Außenhandel, ein sich stetig weiterentwickelnder Unternehmergeist, eine Strategie für die dritte industrielle Revolution und eine geografische Lage inmitten von Europa. Möchten Sie von diesem produktiven Umfeld profitieren und sich selbst verwirklichen? Wir erzählen Ihnen die Erfolgsgeschichte der Schneidermeisterin Anne Bauler! 

In ihrem Privathaus unter den Dächern von Bonnevoie befindet sich die Schneiderei von Anne Bauler. Das Nähen war stets eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen: da die Großmutter ein Stoffgeschäft in Diekirch betrieb und sich die Mutter mit Leidenschaft der Schneiderei widmete, nähte Anne Bauler von Kindesbeinen an Accessoires (Taschen, Schals usw.).

© cheese.lu
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Im Verlauf der Zeit vertiefte sie ihre Nähkenntnisse, indem sie unter der Aufsicht von etablierten Schneiderinnen in Luxemburg tätig war. Nach Studien und verschiedenen Berufstätigkeiten in dem Bereich des Chemierechts entdeckte Anne Bauler, dass es möglich ist, die Meisterprüfung ohne vorherige Gesellenprüfung abzulegen. Im Besitz eines Abitur-Abschlusses musste sie den Rückstand in ihrem Beruf aufholen, um den Weg zur Selbstständigkeit zu beschreiten. Mehr als drei Jahre lang belegte sie theoretische Kurse bei der Handwerkskammer und absolvierte zahlreiche Praktika, um die Anzahl von Pflichtstunden im Rahmen der Ausübung des Berufs zu erreichen. Zu guter Letzt erhielt sie 2016 ihren Meisterbrief!

Im Vorjahr reiste Anne Bauler anlässlich des Luxemburger Vorsitzes des Rates der Europäischen Union in der Funktion als Juristin nach Brüssel. Sie profitierte von dieser Auslandserfahrung, bevor sie drei Jahre später schließlich den Weg in die Selbstständigkeit einschlug. Die Handwerkskammer war ihre erste Anlaufstelle. Der Dienst "Créer mon entreprise" ("Mein eigenes Unternehmen gründen") unterstützt Anfänger bei der Abwicklung der erforderlichen Verfahren und der Zusammenstellung der Unterlagen für die Unternehmensakte. Ein Coach für persönliche Weiterentwicklung stand Anne Bauler bei der Strukturierung ihrer Ideen und der Festsetzung der Leitlinien ihres Projekts zur Seite. Die Niederlassungsgenehmigung wurde drei Monate später ausgestellt. 

"Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Das durch Teilzeit oder unbezahlten Urlaub gewobene Sicherheitsnetz zögert die Entscheidung, endlich sein eigener Chef zu werden, lediglich hinaus."

Zwei Monate lang arbeitete sie als Staatsbeamtin in Teilzeit und wickelte gleichzeitig die Formalitäten für ihre Selbstständigkeit ab. Schließlich kündigte sie endgültig ihre Beamtenstelle beim Staat und nahm ihre unternehmerische Tätigkeit mit einigen Kreationen im Jahr 2018 auf. Jedoch ließen die Kunden auf sich warten. Sie machte Werbung in den sozialen Netzwerken und erstellte eine Website, aber vor allem Freunde und Familie halfen ihr bei der Verteilung der Visitenkarten und der Mundpropaganda. Während dieser Zeit ging Anne Bauler weiterhin ihrer Leidenschaft nach und bot ihre ersten Nähkurse an. Letztere hatten von Beginn an großen Erfolg: der Individualismus, der ökologische Gedanke und das Selbermachen sind so aktuell wie niemals zuvor. 

Heute bietet sie die Nähkurse in ihrem Atelier und von Zeit zu Zeit auch in verschiedenen Kulturzentren an. Sie gehört dem Team für die Meisterprüfung an und lehrt die fachspezifische Theorie bei der Handwerkskammer. Als Schneiderin für Damenmode fertigt Anne Bauler Kreationen für besondere Anlässe, maßgeschneiderte Kleidung, Entwürfe und Kostüme für Theaterproduktionen, Kleidung für die "Cosplayers" - die dank ihrer Kreationen sogar bereits Preise gewonnen haben - und authentische Roben und Gewänder für historische Rekonstitutionen des 18. Jahrhunderts an. Neben diesen bereits äußerst abwechslungsreichen Tätigkeiten erteilt sie als "Farbberaterin" Farb- und Stilberatungen

© cheese.lu
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Ganz besonders mag sie an ihrer Tätigkeit, dass sie kreativ arbeiten und schlussendlich ein von ihr handgefertigtes Produkt in Händen halten kann. Die Kurse bieten ihr die Gelegenheit für einen Austausch und die Vermittlung ihrer Leidenschaft. Sie führen zudem zu neuen Ideen, während es sich bei dem Studium der Farben um eine Leidenschaft handelt, der sie sich noch verstärkt widmen möchte. Anne Bauler arbeitet mit ökologischen und Fair Trade-Materialien. Als junge Unternehmerin hat sie gelernt, dass sie nicht alles allein machen kann und muss, sondern dass sie stets Unterstützung erhalten kann. 

"Das Leben ist zu kurz, um sich später zu fragen "und wenn ich es anders gemacht hätte". Etwas später zu bedauern, was man nicht gemacht hat, ist schlimmer, als etwas zu versuchen und zu scheitern. Mit ein bisschen Glück und viel Einsatz kann man sein Hobby zum Beruf machen."