Interview mit Alexis Juncosa, künstlerischer Direktor des Luxembourg City Film Festivals

Alexis Juncosa ist seit dem Start des Luxembourg City Film Festivals im Jahr 2011 mit dabei, er ist der künstlerische Leiter. Dieses Jahr findet das große Kino-Event vom 29. Februar bis 12. März statt. Wir haben mit ihm auf die letzten Jahre zurückgeblickt und uns ausgemalt, was die Zukunft noch bringen könnte!

Sie gehören seit Anfang an zum Festival. Was sind Ihre drei persönlichen Highlights seit seiner Gründung?

Das ist kompliziert. Das sind eher Dinge, die nicht unbedingt öffentlich sind, sondern hinter den Kulissen passieren.

Ich weiß noch, dass ich einmal mit Mike Leigh (englischer Kino- und Theater-Regisseur, Drehbuchautor und Dramatiker), Abderrahmane Sissako (mauretanischer Filmemacher und Produzent) und Michel Ciment (Filmkritiker) an einem Tisch saß. Alle drei haben - jeder auf seine Weise - meinen persönlichen Werdegang geprägt. Mike Leigh habe ich an der Universität studiert. Michel Ciment brachte mich hinter meinem Radio auf die Palme, als er Kommentator bei France Inter war, weil ich nie mit ihm einer Meinung war. Und ich bin ein großer Fan von Abderrahmane Sissako. Wir haben es geschafft, bedeutungsvolle Leute in das Kino-Ökosystem zu holen, worüber ich mich unheimlich freue.

Außerdem werde ich sehr oft ganz sentimental, wenn die Kleinen zum ersten Mal ins Kino kommen. Wenn ihr erster Kontakt mit dem Kino Filme sind, die wir ausgewählt haben - intelligent, schön und tiefgreifend - dann spielen wir eine Rolle in der Erziehung dieser Kinder und ihrem Umgang mit Kino.

Welche Rolle spielt Luxemburg im Allgemeinen in der internationalen Filmwelt? Und welchen Beitrag leistet das Luxembourg City Film Festival zu seiner Positionierung?

Die luxemburgische Filmindustrie war anfangs vor allem für ihre Koproduktionen bekannt. Heute ist der luxemburgische Film mit nationalen Autoren wie Laura Schroeder, Govinda Van Maele, Eileen ByrneJeff Desom und selbstverständlich Vicky Krieps dabei, sich international zu behaupten. Es gibt keine großen Festivals ohne luxemburgische Koproduktion mehr.

Das Luxembourg City Film Festival versucht in diesem Kontext als Vermittler zu dienen. Wir zeigen gute luxemburgische Produktionen nicht nur zum Spaß, sondern vor allem, um gegen internationale Filme auf Augenhöhe anzutreten. Der nächste Schritt wird sein, majoritäre luxemburgische Werke hervorzubringen, die sich international behaupten werden. Und wir alle warten darauf, dass hinter diesen bewährten Namen eine Generation explodiert. Sie kommt.

Wo sehen Sie das Festival in 20 Jahren?

Wir haben es geschafft, professionelle Zusammenkünfte auf die Beine zu stellen, die aus Luxemburg einen Ort machen, wo sich die Leute treffen, um Lösungen zu finden. Das Festival und das Großherzogtum sind kein x-beliebiges weiteres Koproduktionsforum, sondern hier entstehen Synergien. Dank unserer zentralen Lage in Europa können wir ein Treffpunkt für internationale Dialoge und Austausch werden. Die Idee ist, Verkäufern und Vertreibern von Filmen, Direktoren anderer Festivals und Journalisten aus dem Ausland zu zeigen, dass in Luxemburg unzählige tolle Projekte entstehen, die sie interessieren dürften.

Wir zeigen lieber, was es an besten Filmen gibt, ohne uns mit Premieren oder anderen Exklusivitäten zu belasten. Wir freuen uns, einige davon zu haben, aber wir reißen uns nicht darum. Wir kümmern uns lieber um die Panorama-Sektionen, wo man das Kino zeigt, was man liebt.

Einer der großen Vorteile eines Filmfestivals ist es, ein positives Image zu schaffen, was auch eine gute Art und Weise ist, das Image von Luxemburg neu zu stricken. Ich wünsche mir, dass das Festival ein Treffpunkt wird, wo man sich Filme in einem außergewöhnlichen Rahmen anschauen kommt. Ich wünsche mir, dass es ein Muss für internationale Verbände, die Festival-Goers und Filmautoren wird, die sich hier treffen, um diese einmalige familiäre Stimmung zu genießen.

Wir danken Alexis Juncosa für dieses Interview und möchten unsere Leser darauf hinweisen , dass einige Abschnitte des Interviews aus layouttechnischen Gründen gekürzt wurden.