Kirmes und der Hämmelsmarsch: Feiern mit Tradition und Melodie

Die farbenfrohen Kirmessen Luxemburgs und der dazugehörige unverkennbare Hämmelsmarsch sind stets Publikumsmagneten. Diese Festlichkeiten, sei es in Dörfern oder auf der berühmten Schueberfouer in der Stadt, versammeln die luxemburgische Gesellschaft jedes Jahr aufs Neue. Fahrgeschäfte, Spiele, Gaumenfreuden und Umzüge fügen sich in ein festliches Mosaik, das alle begeistert. Tauchen Sie mit uns ein und erfahren Sie mehr über die Welt der Kirmessen im Großherzogtum. 

Die Magie der Kirmessen: Gemeinschaft und Tradition

Egal ob in einer Stadt oder in einem Dorf, man findet Kirmessen überall hierzulande. Sie sind Orte der Unterhaltung mit ihrer farbenfrohen Beleuchtung, den Geschicklichkeitsspielen und abwechslungsreichen Fahrgeschäften. An kulinarischer Vielfalt mangelt es ebenfalls nicht: Gromperekichelcher, Luxemburgs beliebte Reibekuchen, Grillgut, Pommes oder doch lieber etwas Süßes? Die Imbissbuden sorgen für Verpflegung für unterwegs oder schaffen ein gastliches Ambiente vor Ort. Auf diese Weise verwandeln die Kirmessen Luxemburgs sonst kahle öffentliche Plätze in lebendige Mittelpunkte des Vergnügens und der Geselligkeit. Sie sind ein fester Bestandteil der luxemburgischen Kultur und jedes Jahr kommen Schausteller und Gäste erneut zusammen, um diese Tradition zu feiern. 

Doch die heutige Kirmes hat mit ihren früheren Vorgängern nicht mehr viel gemeinsam. Ursprünglich waren Kirmessen nämlich religiöse Feste, die dem Schutzheiligen einer Kirche oder dem Jahrestag einer Kircheneinweihung gewidmet waren. Oft waren sie mit Märkten verbunden, welche heutzutage jedoch kaum noch anzutreffen sind. Ein Musikumzug – der Hämmelsmarsch informiert die Bürger bis heute über den Beginn einer Kirmes.

Dennoch bleibt der Fakt, dass Kirmessen Orte der Geselligkeit und des gesellschaftlichen Zusammenkommens sind, unverändert. Sie sind weiterhin lokale Treffpunkte für Menschen jeden Alters, ob ansässige Einwohner oder Neuankömmlinge, Familie oder Freunde, zum gemeinsamen Speisen oder Vergnügen. 

Der Hämmelsmarsch: Musikalischer Aufruf zur Kirmes

Der Hämmelsmarsch ist eine alte luxemburgische Tradition, bei der der örtliche Musikverein durch die Gemeinde zieht, um zur Kirmes einzuladen. Die Musiker spielen dabei das gleichnamige Lied "Hämmelsmarsch" von Michel Lentz. Früher führte ein Hirte mit seinen prächtigsten Schafen den Umzug an, gefolgt von den Musikern. Heute ist dies nur noch bei der Schueberfouer, wie die Kirmes der Stadt Luxemburg genannt wird, der Fall. In anderen Städten und Dörfern bleiben die Schafe leider aus.

Allerdings ist der Hämmelsmarsch nicht nur eine bekannte Melodie zur Ankündigung von Kirmessen, sondern auch eine wichtige Einnahmequelle für die lokalen Musikvereine, denn während dem Umzug durch die jeweiligen Dörfer werden eifrig Spenden gesammelt. Fällt die Spende großzügig aus, dann wird auch gerne der Walzer "T'ass Kiermes am Duerf" (dt. Es ist Kirmes im Dorf) oder eine "Tusch" zum Besten gegeben, bevor die Musiker weiterziehen.

Die Walfer Musek zieht durch das Dorf und spielt den Hämmelsmarsch.

© Walfer Musek

 

Der Ursprung des Umzugs liegt im Rahmen der Schueberfouer, die zum Teil ein Markt war. Früher fanden Schießwettbewerbe zur Feier der Schueberfouer statt, bei denen der Gewinn ein Schaf war. Die Hirten wollten mit dem Hämmelsmarsch ihre prachtvollen Schafe präsentieren, um somit für den Wettbewerb und ihr eigenes Geschäft zu werben. Der Umzug erwies sich als Riesenerfolg, sodass der Hämmelsmarsch, sogar stattfand, wenn es keine Schafe zu gewinnen gab. Seit 2008 gehört die Schueberfouer mit ihrem Hämmelsmarsch zum nationalen Inventar des immateriellen Kulturerbes. 

Auszug aus dem Klibberkleeschen 1986, der den Hämmelsmarsch illustriert.

© Archives: CNA, Luxembourg

Michel Lentz:Ein Blick auf Luxemburgs Nationaldichter

Michel Lentz war ein bedeutender luxemburgischer Schriftsteller und Nationaldichter des 19. Jahrhunderts. Geboren als Bäckerssohn und aufgewachsen zum Staatsbeamten, verfolgte er das Schreiben nebenbei und erlangte dadurch nationale BerühmtheitBekannte Werke wie "De Feierwon" oder "Ons Heemecht" bieten Einblicke in seinen Patriotismus.

"De Feierwon" enthält ein Bekenntnis zur Unabhängigkeit Luxemburgs, welches nahezu jedem Luxemburger vertraut ist – "Mir wëlle bleiwe wat mir sin" (dt.: wir wollen bleiben was wir sind) – und wurde zum Leitmotiv des Landes.

Die erste und vierte Strophe des Gedichtes "Ons Heemecht" (dt.: unsere Heimat), zur Melodie von Antoine Zinnen, galten lange Zeit als inoffizielle Nationalhymne und erlangten 1993 schließlich den Status des offiziellen Nationallieds.

     

Von mysteriöser Herkunft zu kultureller Hymne

Die Melodie des Hämmelsmarsches ist allseits bekannt, im Gegensatz zu ihrem Schöpfer. Bei dem Musikstück handelt es sich nämlich um eine Volksweise, die über Generationen weitergegeben wurde, deren Ursprung jedoch unklar ist. Aus dieser Volksweise wurde im 19. Jahrhundert ein Lied, als Michel Lentz einen Text zur Melodie schrieb und ihn "Hämmelsmarsch" betitelte. Das Lied wurde des Öfteren auch als "Schuebermëss" veröffentlicht. In dem Gedicht aus vier Strophen thematisierte er das Zusammenkommen der Menschen "vu wäit an no” (dt.: von nah und fern) für die Schueberfouer. Der Kerngedanke des Stücks ist das gemeinsame Vergnügen und die gesellschaftliche Glückseligkeit im Einklang mit Fest und Tradition. Der einzige Knackpunkt: Nichts auf der Kirmes ist umsonst! 

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