Luxemburgs Musikvereine – wo die Gemeinschaft im Takt ist.

Der Dirigent hebt den Taktstock, und die Musikanten im Saal führen ihre Blasinstrumente zum Mund, um einen Moment später den Raum mit Klängen zu füllen. Diese Szene spielt sich wöchentlich ab, wenn die Fanfares, Musiques und Harmonies zusammen kommen um zu proben. So nennt man nämlich die Blas- und Musikkapellen die Luxemburgs Dörfer und Städte beleben. Die Musikvereine des Landes sind aus dem öffentlichen Leben nicht wegzudenken, egal ob als lokale Blaskapellen, Orchester oder Chöre sind. Hier treffen sich nach Feierabend Menschen allen Schlages und aller Herkunft um zusammen ihrer Leidenschaft zu frönen: dem Musizieren. Diese Vereine werden von der Union Grand-Duc Adolphe (UGDA) unterstützt, einem von Luxemburgs ältesten Verbänden, der viele weitere Aktivitäten anbietet.

Aus der Gesellschaft nicht wegzudenken

Wer auf Luxemburgs Feste geht, im Sommer über öffentliche Plätze schlendert, oder selber ein Instrument spielt, wird es bereits bemerkt haben: fast jedes Dorf in Luxemburg beheimatet einen Musikverein. Oft sind es sogar mehrere die, manchmal seit über 100 Jahren, immer noch das Dorfleben animieren und auch den Nachwuchs für sich begeistern können.

Diese Vereine sind fest in ihren Gemeinschaften verwurzelt und unglaublich vielfältig. Hier treffen Büroangestellte auf Landwirte, Teenager auf Rentner, und manch Zugezogener hat dort erste Kontakte zu den Einheimischen geknüpft. Damit gehören sie zu einem wichtigen Bestandteil des kulturellen und sozialen Lebens der Dörfer und Städte, sind aber auch ein wichtiger Faktor der Integration in Luxemburgs Gesellschaft. Denn nicht nur, dass stets neue Mitglieder freudig Aufnahme finden, auch viele musikalische Kulturvereine von Luxemburgs ausländischen Gemeinschaften bereichern dieses Umfeld.

Dass diese Leidenschaft gefördert wird, dafür sorgt seit 157 Jahren die Union Grand-Duc Adolphe, die UGDA. Sie vertritt als Dachverband aller Musikvereine des Landes mehr als 12.500 Mitglieder und fast 300 Vereine, darunter Blaskapellen, Chöre, Folklore- und Theatergruppen.

Eine Aufgabe der UGDA besteht darin, den Austausch zwischen den Vereinen zu unterstützen, aber auch internationale Kooperationen und Reisen zu ermöglichen. So organisiert sie eine ganze Reihe an Fortbildungen, Konzerten und Wettbewerben in den verschiedensten Bereichen und unterstützt damit das Vereinsleben aktiv.

Internationale Verbindungen

Die UGDA unterhält zu Verbänden aus anderen Ländern enge Beziehungen, durch die es zu regelmäßigem Austausch kommt. So spielt zum Beispiel das National Youth Wind Orchestra Luxembourg der UGDA-Musikschule jedes Jahr Konzerte u.a. auch im Ausland. 

Weitere Infos und Konzertdaten auf ihrer Facebook-Seite.

Ein breites Angebot für angehende Musiker

Die UGDA ermöglicht aber vor allem einen einfachen Zugang zur Musik, mit insgesamt 55 Musikschulen die über ganz Luxemburg verteilt sind. Diese lokalen Einrichtungen sind für viele Kinder ein direkter Weg in die Welt der Musik, aber auch für Erwachsene die ihre Liebe zur Musik (neu) entdecken öffnet sich so ein einfacher Einstieg. Die Kurse finden lokal statt und sind dadurch besonders zugänglich; ihre Organisation findet in Zusammenarbeit mit den Gemeinden statt, die auch die Räume zur Verfügung stellen.

Etwa 6.000 Schüler sind aktuell in diesen Kursen eingeschrieben; das sind etwa 1% der Gesamtbevölkerung. Was macht den Erfolg dieser Kurse aus? Sicherlich der einfache Zugang und die vielen Wettbewerbe und Fortbildungen, aber auch die Qualität des Unterrichts, denn alle Lehrer sind ausgebildete Musikpädagogen. Darüber hinaus finden viele Kurse in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit den lokalen Vereinen statt – wer sich also einschreibt, dem werden sich binnen kurzer Zeit viele Möglichkeiten eröffnen, am lokalen Vereinsleben aktiv teilzuhaben. 

Wussten Sie schon?

Einwohner wie auch nicht gebietsansässige Arbeitnehmer haben in Luxemburg ein Anrecht auf Gutscheine zur Kinderbetreuung (Chèques service accueil, CSA). Diese Gutscheine können für eine Vielzahl an Betreuungsangeboten, aber auch Aktivitäten in Vereinen für Kinder zwischen 0 und 12 Jahren genutzt werden, darunter auch die Musikschulen und Kurse der UGDA.

Wahrung des musikalischen Erbes

Darüber hinaus engagiert die UGDA sich für die Wahrung des musikalischen Erbes: das Dokumentationszentrum sammelt, bündelt und veröffentlicht Werke von luxemburgischen Künstlern und Komponisten in den verschiedenen musikalischen Bereichen.

Das musikalische Erbe des Landes wird allerdings durch die Vereine tagtäglich gelebt: sie treten überall dort in Erscheinung wo Menschen zusammenkommen. Dies ist selbstverständlich bei vielen öffentlichen und privaten Feiern der Fall, aber auch zu zeremoniellen Anlässen und zu kleineren Festen. Wenn Sie also über einen lokalen Markt schlendern, oder sich an einem lauen Abend auf einem öffentlichen Platz einfinden kann es sein, dass eine Kapelle oder ein Chor ihnen diesen Moment mit einer musikalischen Darbietung versüßt. An Nationalfeiertag oder zu wichtigen kirchlichen oder gesellschaftlichen Anlässen gehört die künstlerische Untermalung genauso dazu.

Und natürlich zur Kirmes, einem traditionellen Termin in jedem Dorf. Hier wird nicht nur auf dem Fest selber aufgespielt, sondern die Blaskapellen ziehen an dem Wochenende auch musizierend durch die jeweiligen Dörfer, um dieses Ereignis anzukündigen und Spenden zu sammeln. Dabei wird immer wieder das gleiche Lied gespielt, der Hämmelsmarsch, ein traditioneller Marsch nach einer Volksweise. Wenn die Spende großzügiger ausfällt, oder die Hausbesitzer Getränke spendieren, wird auch gerne der Walzer T’ass Kiermes am Duerf (Es ist Kirmes im Dorf), oder eine "Tusch" auf den Spender gespielt, ehe es dann weitergeht.

Alle vereint indes dasselbe Ziel, als Verein den Zuhörern und –schauern eine schöne Zeit zu vermitteln und auch selber einen angenehmen Moment zusammen zu verbringen.

Blasmusik mal anders! Viele Vereine organisieren regelrechte Shows um ihr Publikum zu begeistern.
© Musek Keespelt-Meespelt
Egal ob Klassik, Pop oder Rock – die Auswahl der Musikrichtungen ist so vielfältig wie die Vereine selbst.
© Musek Keespelt-Meespelt

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