Das Handwerk, die treibende Kraft der Luxemburger Wirtschaft

Mit 98.000 aktiven Arbeitnehmern und 7.800 Unternehmen gilt das Handwerk als der größte Arbeitgeber Luxemburgs. Das Handwerk ist in den Bereichen Lebensmittel, Bau, Produktion und Dienstleistungen präsent und nimmt einen privilegierten Platz im Wirtschaftsgefüge des Landes ein.

Wirtschaftsriese

Das Handwerk ist in Luxemburg besonders gut etabliert. Die Zahl der Handwerksbetriebe nimmt seit den 1990er Jahren stetig zu. Heute zählt die Branche rund 7.800 Unternehmen (2019). Sie repräsentieren 21% der Unternehmen im Großherzogtum.

Das Handwerk, das hauptsächlich aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) besteht, ist ein Wirtschaftsriese und vor allem einer der wichtigsten Arbeitgeber des Landes. Während 1970 rund 25.000 Menschen dort beschäftigt waren, sind es 98.040 im Jahr 2019, was einer jährlichen Steigerung von 2,8 % entspricht. Im Durchschnitt beschäftigen Handwerksbetriebe 13 Personen und fast jeder Fünfte ist im Großherzogtum in einem Handwerk tätig.

Das Handwerk umfasst 121 verschiedene Tätigkeiten. Das Handwerk ist in den Bereichen Lebensmittel, Mode, Gesundheit und Hygiene, Mechanik, Bauwesen, Kommunikation, Multimedia und Unterhaltung sowie in verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten vertreten. 

Weder gut, noch schlecht

Das Handwerk befindet sich im Aufschwung. Seit den 1990er Jahren hat der Sektor kontinuierlich Arbeitsplätze geschaffen. Dieser Anstieg scheint sich angesichts der Gefahr des technologischen Fortschritts und der Gefahr des Verfalls des manuellen Handels nicht zu verlangsamen. Im Luxemburger Handwerk scheint jedoch alles gut zu laufen, wie die Zahlen der Handwerkskammer zeigen. Sie besagen, dass sich fast alle handwerklichen Tätigkeiten aufgrund des starken Wirtschaftswachstums positiv entwickelt haben. Ein Trend, der sich dadurch erklären lässt, dass die Bevölkerung weiter wächst. Diese Situation wiederum wirkt sich auf die Unternehmen aus, die, um den Kreislauf zu schließen, wieder Personal einstellen.

Ein Zweig des Handwerks, der vom Aufschwung des Marktes profitieren konnte, ist der der Ästhetik und des Wohlbefindens. Dieses Phänomen, das mehr und mehr Teil der Konsumgewohnheiten wird, hat auf Dauer stetig zugenommen. Im Jahr 1990 gab es im Großherzogtum 80 Schönheitssalons, im Jahr 2019 sind es bereits 152. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich sogar von 238 auf 921 vervierfacht. 

Trotz dieser positiven Entwicklung in einigen Sektoren sind andere Zweige des Handwerks von Umbrüchen in ihrem Umfeld betroffen: strukturelle Veränderungen, Entwicklung neuer Kompetenzen, Globalisierung der Märkte oder gesellschaftliche Umwandlungen. All diese Phänomene hatten schwerwiegende Folgen für einige Gewerbe wie die des Druckers und des Schneiders. In der Welt der Mode hat sich im Laufe der Jahre mit dem weltweit an Bedeutung gewinnenden Konfektionsmarkt eine kleine industrielle Revolution vollzogen, die auf Kosten der Maßanfertigung ging. Dieser Trend hat sich sicherlich auch auf den Beruf des Modedesigners ausgewirkt, welcher sich durch einen starken Rückgang der Zahl der in der Modebranche tätigen Personen widerspiegelt. Im Jahr 1970 beschäftigte die Branche noch 277 Mitarbeiter, im Vergleich zu 2019 waren es lediglich 134 Mitarbeiter in Luxemburg. 

        Anteil der Anzahl der Unternehmen nach Clustern und Gruppen von Clustern

                Anteil der Beschäftigung nach Clustern und Clustergruppen

Eine multinationale Belegschaft

Das Großherzogtum ist eine Win-Win-Situation für die Grenzgänger, denn das berufliche Pendeln der Handwerker ist auch für die luxemburgische Wirtschaft von großer Bedeutung. Laut Statistik kommt mehr als die Hälfte (52%) der Arbeitskräfte aus den Nachbarländern. Im Jahr 1990 machte die Zahl der Grenzgänger 27% der Beschäftigten im Handwerk aus. Somit wohnt mehr als jeder zweite Arbeitnehmer nicht in Luxemburg. Von diesen leben 51% in Frankreich, 28% in Deutschland und 21% der Grenzgänger wohnen in Belgien.

Gleichzeitig sinkt der Anteil der ausländischen Einwohner zwischen 1990 und 2019 von 47% auf 33%. 

DAP oder Meisterbrief: die Schlüssel, die Türen öffnen 

Trotz der Schwankungen in der Handwerksbranche befindet sich diese zweifellos auf einem positiven Weg, da sie jedes Jahr mehr Lehrlinge anzieht. Bis 2019 haben sich 1.764 Jugendliche und Erwachsene für die handwerkliche Ausbildung bei der Handwerkskammer angemeldet. Den Angaben zufolge finden 92% dieser jungen Menschen direkt nach bestandener Prüfung eine qualifizierte Beschäftigung oder setzen ihr Studium fort. Die Auszubildenden werden ihre Ausbildung mit einem Diplôme d’Aptitude Professionnelle (DAP) oder einem Certificat de Capacité Professionnelle (CCP) abschließen, was ihnen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt verschafft.

Auf diese Weise schafft das Handwerk nicht nur Arbeitsplätze, sondern setzt auch auf Ausbildungsplätze, indem es junge Menschen für eine Beschäftigung mobilisiert. Und das aus gutem Grund, denn das Handwerk hat die idealen Voraussetzungen geschaffen, um seine Position als führender Arbeitgeber zu festigen, indem es vielfältige Einsatzmöglichkeiten und echte Chancen bietet, sein eigener Chef zu werden.  

Um in Luxemburg ein eigenes Unternehmen zu führen, muss der künftige Chef das Brevet de Maîtrise (Meisterbrief) in der Tasche haben. Dieser goldene Schlüssel, der das Ende der Ausbildung bestätigt, gilt als Referenz in Bezug auf die Unternehmensgründung und die Lehrlingsausbildung. Das Brevet vereint alle theoretischen, praktischen und pädagogischen Fähigkeiten, die zur Gründung und Führung eines Unternehmens erforderlich sind. Im Jahr 2019 haben 110 Personen dieses begehrte Diplom erhalten.

Wichtiger Aspekt

Laut einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer benötigen Handwerksbetriebe im Jahr 2020 9.400 Mitarbeiter. Dieser Bedarf an Arbeitskräften berücksichtigt sowohl die Schaffung neuer Arbeitsplätze als auch den Ersatz von Mitarbeitern, die in den Ruhestand gehen oder von anderen Wirtschaftsbereichen (Industrie, öffentlicher Sektor etc.) abgeworben werden.

So zeigt die Alterspyramide der Beschäftigten, dass in den nächsten zehn Jahren zwischen 20.000 und 23.000 Personen, die in den Ruhestand gehen, im Handwerk ersetzt werden müssen (d.h. ein Viertel der derzeitigen Beschäftigten).