TOP 5: Über diese Brücken müssen Sie unbedingt gehen Eine Brücke kann als Verbindung zweier Orte dienen, aber sie hat auch eine symbolische Rolle bei der Förderung der Völkerverständigung

Hätten Sie gedacht, dass es in Luxemburg insgesamt 1.271 Brücken gibt? Alle sind sowohl aufgrund ihrer Architektur als auch aufgrund ihrer Geschichte faszinierend. Für unsere Artikelreihe haben wir fünf Brücken ausgewählt. Machen Sie sich auf eine schwindelerregende Reise gefasst.

Ganz majestätisch überspannen sie Flüsse und Straßen, überragen Täler und Talmulden und dominieren die Landschaft durch ihre architektonische Schönheit. Aus Stein, Metall, Beton. Aus jeder Stilrichtung und Epoche. Luxemburg zählt insgesamt nicht weniger als 1.271 Brücken und Stege. Darunter sind Bogenbrücken, Balkenbrücken, Schrägseilbrücken, Rahmenbrücken oder aber Steinbogenbrücken zu finden. Die einen erzählen uns eine lange und mitreißende Geschichte, die anderen sind brandneu und beeindrucken uns sowohl mit ihren Ausmaßen als auch mit ihrer modernen Architektur. 

Adolphe-Brücke

Zweihundert Arbeiter waren auf dieser Baustelle tätig. Eine gigantische Meisterleistung zur damaligen Zeit. Tauchen wir ein in die Anfänge des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt in das Jahr 1900. Damals wurde die Neue Brücke oder Adolphe-Brücke, wie sie gemeinhin genannt wird, eingeweiht. Sie gilt als Hommage an Großherzog Adolphe, der von 1890 bis 1905 regierte und im Jahr 1900 selbst den Grundstein der Brücke auf der Stadtseite legte. Die für das Bauvorhaben verwendeten Steine kamen alle aus luxemburgischen Steinbrüchen, insbesondere aus den Steinbrüchen von Gilsdorf, Ernzen, Dillingen und Verlorenkost. Ein Bauwerk "Made in Luxembourg" könnte man sagen. Oder zumindest fast, da die Regierung für die Umsetzung des als Großbauwerk eingestuften Projekts einen ausländischen Ingenieur, namentlich den Franzosen Paul Séjourné, der Experte für große Bogenbrücken war, hinzuzog.

Nach drei Jahren schwerer Arbeit wurde die Brücke im Juli 1903 für den Verkehr freigegeben. Die Straßenbahn Charly, die ihren Namen von Charles Rischard, dem damaligen Minister für Öffentliche Arbeiten, erhielt, war eines der ersten Fahrzeuge, das auf der Fahrbahnplatte dieses neuen Bauwerks verkehrte. Ihre Schienen, die die Brücke überquerten, führten sie bis nach Echternach.

Heute ist Charly nicht mehr im Einsatz. Die Linie wurde 1954 eingestellt, und seit 2019 lässt eine neue ultramoderne Straßenbahn das hundertjährige Bauwerk alle drei Minuten vibrieren. Um für die Straßenbahn der neuen Generation bereit zu sein, musste die Adolphe-Brücke einige Sanierungsarbeiten über sich ergehen lassen. Das Bauwerk wurde verfestigt, die Brücke wurde von 16m auf 18,70m verbreitert, und die Bürgersteige wurden ausgebaut, um den aktuellen Verkehrsbedingungen gerecht zu werden.

Trotz der zahlreichen Metamorphosen, die sie seit ihrer Errichtung hat erfahren müssen, prägt die Adolphe-Brücke mit ihrer einmaligen Silhouette, die durch ihren majestätischen Doppelbogen betont wird, der das 50m tiefer liegende Petrusstal überspannt, auf ihre Weise das Stadtbild. 

Im Laufe der Zeit hat sich der historische Steinkoloss ebenfalls als eine der meistbesuchten touristischen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt durchgesetzt. Ob Fotografien, Filme oder Zeichnungen, das Bauwerk ist ein echter Postkartenstar. 

Die Adolphe-Brücke überspannt das Tal der Pétrusse in einer Tiefe von 50 m.
© Carlo Hommel
Die Fahrradbrücke unter der Adolphe-Brücke ist die erste Brücke der Welt, die auf diese Weise aufgehängt wurde. Sie ist 154 Meter lang und ermöglicht es Radfahrern, den Bahnhof mit der Oberstadt zu verbinden.
© Carlo Hommel

Rote Brücke

Die Großherzogin-Charlotte-Brücke ist die größte Brücke der Hauptstadt. Sie verbindet das Stadtzentrum mit dem Europazentrum auf dem Kirchberg-Plateau über eine Länge von 355 Metern.

Im Volksmund ist die Brücke vor allem unter dem Namen Rote Brücke (Rout Bréck) bekannt, was auf ihre Farbe verweist. Offiziell wurde sie jedoch nach der Großherzogin Charlotte von Luxemburg benannt, die die Brücke zu ihren Lebzeiten im Jahr 1966 einweihte.

Die Errichtung der Brücke geht auf einen internationalen Wettbewerb zurück, den die Regierung 1957 ausgeschrieben hatte. Damals war das Großherzogtum für mehrere Jahre vorübergehender Sitz der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), und zwecks Werbung für das Land als endgültigen Sitz wurde beschlossen, das Kirchberg-Plateau auszubauen, um es mit der Stadt zu verbinden.

Der deutsche Architekt Egon Jux gewann den Wettbewerb, und bei dem von ihm vorgeschlagenen System handelte es sich um eine Stahlrahmenbrücke. Der Bau der Brücke begann demnach im Juni 1963, und die Arbeiten wurden zwei Jahre später beendet. Bevor die Brücke für den Verkehr freigegeben wurde, erfolgten Belastungstests mit zwölf Panzern mit einem Gewicht von jeweils 42 Tonnen.

Zwischen 2015 und 2018 wurden umfangreiche Arbeiten eingeleitet, um Platz für die Straßenbahn zu schaffen. Die Auskragungen wurden erweitert, die Brüstungen ersetzt, die Fahrbahnplatte verstärkt und zwei Straßenbahnschienen hinzugefügt.

Die Verjüngungskur der Brücke schloss ebenfalls einen neuen Farbanstrich ein, um ihre so unverwechselbare Farbe intakt zu halten.  

Erbaut, um den Stadtteil Kirchberg besser zu erschließen, ist die Großherzogin-Charlotte-Brücke vor allem als "Rote Brücke" bekannt.
© SIP / Christian Aschman
Heute verkehrt die Straßenbahn zwischen Kirchberg und dem Hauptbahnhof. In der Nacht zum 21. Mai 2018 passierte er zum ersten Mal die Rote Brücke, um das Glacis zu erreichen.
© Luxtram - Henri Goergen

Béinchen

© SIP/yw

Beim Béinchen handelt es sich um eine Brücke der ehemaligen Festung von Luxemburg im Stadtteil Pfaffenthal. Die Brücke mit drei kleinen Bögen wurde von 1684 bis 1685 nach den Plänen von Vauban erbaut. Sie verbindet das Tal zwischen dem Torturm Eichertor und dem Torturm Siechentor.

Schiessentümpel

© SIP / Uli Fielitz

Die heute als Symbol für die Region Müllerthal stehende berühmte Brücke wurde in nur vier Monaten von März bis Juli des Jahres 1879 erbaut. Das Holzgeländer wurde später hinzugefügt. Die Brücke stellt die Gemeindegrenze zwischen den Gemeinden Waldbillig und Consdorf dar.

Ieselsbréck

© SIP/yw

Im kleinen Dorf Ehnen in der Moselregion befindet sich die berühmte Steinbrücke in Form eines Eselsrückens, die sogenannte Eselsbrücke.  Damals war sie eine alternative Verbindung für die Dorfbewohner zu ihren Weinbergen. Das Alter der Brücke, die über den Ehnerbach führt, ist unbekannt.

Der Viadukt

In den letzten Jahrhunderten hat die Petruss mehrere Brücken über ihrem Bett entstehen sehen, welche die Oberstadt der Hauptstadt mit den sie umgebenden Stadtteilen verbinden. Zu ihnen zählt der Viadukt, ein beeindruckendes Bauwerk, das vom Genie seiner Konstrukteure zeugt. Bei Letzteren handelte es sich um die Ingenieure Edouard Grenier und Auguste Letellier. Die Errichtung des Viadukts erfolgte in den Jahren 1859 bis 1861 und wurde von einer britischen Gesellschaft übernommen.

Vor seinem Bau war die Oberstadt über einen Holzsteg (frz. Passerelle) zugänglich, daher sein Kosename "die Passerelle". Da die Zahl drei mythisch war, kann sich der Viadukt noch mit einem dritten Namen brüsten, nämlich "Alte Brücke". Ein Spitzname, der Anfang des 20. Jahrhunderts aufkam, als im Jahr 1903 eine neue Brücke, namentlich die Adolphe-Brücke, errichtet wurde.

Das Hauptmerkmal des Viadukts ist der leichte Kurvenknick in der Mitte. Letzterer ist das Ergebnis der Verteidigungsstrategie zur damaligen Zeit, zu der die Festung noch genutzt wurde. Im Belagerungsfall hätte die Brücke in gerader Linie mit Kanonenkugeln vom Saint-Esprit-Plateau aus bombardiert werden können.

Während dieser turbulenten Zeit blieb der Viadukt jedoch intakt und überspannt noch heute majestätisch das Tal in einer Höhe von 45m und über eine Gesamtlänge von 290m.

Von unten aus erscheint die Alte Brücke mit ihren 24 immensen Rundbögen, die auf bis zu 30m hohen Brückenpfeilern ruhen, noch majestätischer. Zu ihren Füßen befindet sich das Petrusstal mit seinem Park, der zum Skaten einlädt, mit gewundenen Laufstrecken für Jogger und einer üppigen Baumlandschaft.

Der kleine Bach, der sich unter der Brücke schlängelt, mag nicht viel Wasser führen, dafür sind auf der Fahrbahnplatte des Viadukts die Verkehrsströme umso größer, insbesondere diejenigen der Tausenden Autos, die dort täglich verkehren. 

Im Rahmen der Modernisierung des Transportnetzes der Stadt Luxemburg wurden im Frühjahr 2018 umfangreiche Arbeiten durchgeführt. Die Brücke wurde um einige Meter verbreitert, um Platz für größere Bürgersteige für Fußgänger, einen Fahrradweg, zwei Fahrstreifen und einen Busfahrstreifen zu schaffen, um die Verbindung zwischen dem Zentrum und den Stadtteilen im Süden zu gewährleisten. 

Der Bau des Viadukts fand zwischen 1859 und 1861 statt und wurde von einer britischen Firma durchgeführt.
© SIP / Jean-Christophe Verhaegen
Seit 2002 verbindet das Schengen-Viadukt Luxemburg und Deutschland.
© Commune de Schengen

Viadukt von Schengen

Von allen Brücken in Luxemburg ist diese ein echter Koloss. Länge 600 Meter, Breite 29 Meter, Gesamtfläche der Baustelle 17.000m2. Diese auf schwierigem Gelände geplante Infrastruktur musste einer Reihe von Anforderungen genügen, die aus der Morphologie des Standorts resultierten. Die Bauzeit betrug vier Jahre.

Im November 2002 wurde der Viadukt von Schengen schließlich für den Verkehr freigegeben, der nunmehr zwischen Deutschland und Luxemburg in den Südosten des Landes fließen kann.

Diese Autobahnbrücke überspannt die Mosel und verbindet die deutsche A8 in der Nähe von Perl mit Schengen an der luxemburgischen A13. Da die Mosel ein Kondominium und damit ein beiden Ländern gemeines Hoheitsgebiet darstellt, wurde dieses Projekt von den Staaten Luxemburg und Deutschland kofinanziert. Sie haben sich die Baukosten im Verhältnis zu den auf dem jeweiligen Gebiet befindlichen Streckenabschnitten geteilt. Gemäß einer Vereinbarung zwischen den beiden Ländern betreffend die Errichtung des Viadukts hat Luxemburg den Entwurf und den Bau übernommen, während die Instandhaltung des Viadukts in den Zuständigkeitsbereich von Deutschland fällt.

Der Viadukt reduziert die Fahrzeit zwischen Luxemburg und Saarbrücken deutlich und versteht sich als Anschlussstelle für die Mobilität im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg und für den Ausbau der Beziehungen zwischen diesen Ländern ohne physische und gesellschaftliche Grenzen.  

Al Sauerbréck

Wenn sich eine Brücke damit brüsten kann, zu den ältesten Bauwerken zu zählen, dann wahrlich die ehemalige Sauerbréck [Sauerbrücke] in Echternach. Diese Brücke mit vier Bogenfeldern, die das Großherzogtum mit Deutschland verbindet, könnte bis auf das römische Zeitalter zurückgehen. Diese Behauptung muss allerdings ein bisschen revidiert werden, da der Beweis, dass der Bau dieser Brücke die Handschrift römischer Ingenieure trägt, bis dato nicht erbracht werden konnte. 

Auch wenn die Meinungen diesbezüglich auseinandergehen, wird diese rustikale und massive Steinbrücke erstmals 1296 als "Sur Brucke" erwähnt. Laut einem Dokument vom 12. Dezember 1462 gab es damals eine sehr große Brücke in Echternach, die über die Sauer führte. Die Brücke war jedoch in so schlechtem Zustand, dass sie den Winter möglicherweise nicht überstehen sollte.

Und dennoch hielt sie stand. Im 17. Jahrhundert war ihr Zustand allerdings auf traurige Weise desolat. Das zweite Bogenfeld war beschädigt, und das fünfte eingestürzt. Das sechste Bogenfeld war wohl damals durch eine Zugbrücke mit dem linken Flussufer verbunden. Auf einem Stich aus dem Jahr 1867 sind noch sechs Bögen zu sehen. Im Zuge des Baus der Prinz-Heinrich-Bahn wurde Ende des 19. Jahrhunderts der letzte Bogen auf der Echternacher Seite zugeschüttet.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde ein großer Teil der Brücke 1944 zerstört. Den Gnadenschuss erhielt sie im Rahmen der Ardennenoffensive.

Wie ein Phönix aus der Asche wurde im Jahr 1949 eine neue Brücke errichtet. Die unter dem Namen Sauerbréck bekannte Brücke ist mit einem längeren Hauptbogen ausgestattet als ihre Vorgängerin, was bei Hochwasser eine bessere Überquerung gewährleistet. Die Statue auf der Brücke stellt den Echternacher Abt Johannes Bertels (1544-1607) dar. 

Der Bau des alten Sauerbrécks könnte bis in die Römerzeit zurückreichen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke komplett zerstört. Die neue Sauerbréck-Brücke wurde 1949 gebaut.
© Pierre HAAS

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