TOP5: Ausgefallene Orte in Luxemburg Entdecken Sie die verborgenen Wunder in der Stadt

In unserer Reihe der "Top 5" werden wir Ihnen 5 einzigartige und überraschende Orte der Hauptstadt enthüllen. Diese versteckten Kleinode voller Erinnerungen sind weniger bekannt als ihre häufiger besuchten Konkurrenten und warten nur darauf, dass man sie entdeckt. 

Die Quirinuskapelle und -quelle

Im Tal der Petruss versteckt sich in der Rue Saint-Quirin eine der ältesten Kultstätten Luxemburgs: eine natürliche Höhle, die zu einem katholischen Religionsgebäude wurde und heute unter Denkmalschutz steht. 

Die Kapelle ist nach Quirinus von Neuss, auch Quirinus von Rom, einem heiligen Märtyrer der katholischen Kirche, benannt.

Die Kelten verehrten hier die drei Nornen – die drei Göttinnen des Schicksals –, um mit den Naturgeistern in Kontakt zu treten. Später ersetzten die Christen die keltischen Steine und antiken Gottheiten durch die drei Jungfrauen (Fides (Glaube), Spes (Hoffnung) und Caritas (Liebe)), die auf dem Rücken eines Maultieres dargestellt sind, und durch die drei Heiligen Quirinus, Ferreolus und Firmin, die sich noch heute in der Kapelle befinden.

Die gotische Fassade von 1355 ist bis heute erhalten geblieben. Sie beherbergt eine kleine Sakristei und eine Nische mit einem Altar.

Die größte Attraktion des Wallfahrtsortes ist das Wasser der Höhlenquelle, das ein Heilmittel gegen Haut- und Augenkrankheiten sein soll. 

© Service des sites et monuments nationaux

Der heilige Quirinus war ab dem 11. Jahrhundert der Schutzpatron der Festung und ab 1455 der Stadt Luxemburg insgesamt. 1666 wurde er durch die Jungfrau Maria, die Trösterin der Betrübten, ersetzt. 

D'Schluechthaus

1876 wurde der erste Schlachthof der Stadt Luxemburg im Viertel Pfaffenthal eröffnet, genau an dem Ort, an dem sich heute die Jugendherberge befindet. 1902 öffnete ein weiterer Schlachthof in der Gemeinde Hollerich. Er war moderner und verfügte über das erste Kühlungssystem im Land.

Nach dem ersten Weltkrieg stieg die Nachfrage nach Fleisch zu stark an für diese beiden kleinen Standorte. Die Gemeinde Luxemburg gemeindete Hollerich dann ein und errichtete in diesem neuen Viertel einen neuen Schlachthof mit Kühlschränken und einem Viehmarkt. Er wurde am 30. Dezember 1929 eröffnet. Im Laufe der Zeit wurden die Modernisierungsmaßnahmen gemäß den neuesten technischen Entwicklungen und logistischen Bedürfnissen fortgesetzt, und zu Spitzenzeiten der Produktion wurden 120 Personen in der Firma beschäftigt. In den 1980er Jahren produzierte der Schlachthof so 4.000 Tonnen Fleisch pro Jahr. 

© Ville de Luxembourg, Patrick Mueller

Der Schlachthof liegt auf einem 2,5 Hektar großen Gelände und wurde am 1. August 1997 geschlossen. Aktuell sind auf dem Gelände ein Skatepark, das Luxemburger Rote Kreuz und Lagerhallen untergebracht. Es ist auch eine Galerie der Graffitiszene. Die Stadt hat kürzlich einen Architekturwettbewerb für die Umgestaltung und Renovierung dieses urbanen Museums ins Leben gerufen. Es ist ein spannender Zeitzeuge des Architekturstils der 1930er Jahre und der luxemburgischen Industriegeschichte. 

Das spanische Türmchen

In der Allée Pierre de Mansfeld steigt hinter dem "Hondhaus" ein steiler Weg empor. Er führt zu einem besonderen Abschnitt des ehemaligen Fort Obergrünewald, wo man ein "verstecktes" spanisches Türmchen entdecken kann, das überwuchert ist und ein wenig abseits seiner exponierteren Brüder im Stadtzentrum liegt. 

Historiker schätzen, dass es früher etwa 43 dieser "Pefferbécksen" (auf Deutsch Pfefferstreuer, wegen ihrer runden Form) gab. Das "versteckte" spanische Türmchen ist eines von neun immer noch bestehenden Türmchen. Alle neun haben ein neues Dach erhalten und einige von ihnen wurden vollständig wiederaufgebaut. Man nutzte sie, um Wache über die Bastion zu halten. Dank ihres Überhangs konnte man von dort aus vor Wind und Regen geschützt den Grund der Burggräben überwachen, und sie dienten dem Schutz der Festung, unter anderem vor Spionen und Deserteuren. Die ersten Wachhäuschen der Festung wurden unter spanischer Herrschaft errichtet. Heute sind die Türmchen nicht nur eine Touristenattraktion, sondern auch ein beliebtes Symbol der Stadt.

© M3E/MNHA, Tom Lucas

Die Grotte von Péiter Onrou

Oben an einer Treppe über der Straßenecke der Rue du Glacis und der Rue côte d'Eich befindet sich der Felsen des heiligen Crispinus ("Krispinusfiels"), ein alter und rätselhafter Wallfahrtsort. Crispinus und sein Bruder Crispinianus sind die heiligen Schutzpatrone der Schuhmacher, Sattler und Gerber, von denen es früher viele im Pfaffenthal gab. Man glaubt heute, dass die Grotte die letzte Station eines Kreuzwegs war, der bis ins 17. Jahrhundert bestand und vom "Siechenhof" (Val des Bons-Malades) aus hierher führte.

© Service des sites et monuments nationaux

Dieses monumentale Ensemble besteht aus einer Christusstatue, zu deren Füßen sich eine Felsnische befindet, welche die Statue von Péiter Onrou beherbergt. Diese soll ebenfalls Jesus Christus darstellen, die Ähnlichkeit ist auf jeden Fall zu erkennen. Die ursprüngliche Statue wurde im 17. Jahrhundert gestohlen und im 19. Jahrhundert ersetzt. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie restauriert und wird seither im Museum aufbewahrt. Heute befindet sich in der Höhle eine Kopie, die von dicken Gitterstäben geschützt wird.

Rund um die Statue findet man Kerzen und Stecknadeln – sie zeugen von einem alten Aberglauben. Der Zauber, der seit Generationen praktiziert wird, soll einen untreuen Mann zu seiner Frau zurückbringen. Die Kerzen stellen die Körper der Ehemänner dar, in die Stecknadeln gesteckt werden. Danach werden sie angezündet. Wenn die Flamme die Nadeln erreicht, fügen diese dem Untreuen doppelt Schmerzen zu: einen Stich ins Herz, wenn die Hitze sie erreicht und wenn sie herunterfallen. 

Das Labyrinth

Wussten Sie schon, dass es im Kirchberg-Park ein künstlerisches Pflanzenlabyrinth gibt? Dieses dreieckige Labyrinth von Peter Latz, Stadtarchitekt, befindet sich in der Nähe des Boulevard Kennedy, zwischen der Coque und dem Spielplatz des Parc Central

Im Zentrum des Labyrinths erhebt sich die Skulptur Dendrite des kanadischen Künstlers Michel de Broin. Dieses Kunstwerk von 2016 ist das Ergebnis einer eingeschränkten Konsultation des Fonds Kirchberg. Die gelbe Installation ist 5 Meter hoch. Sie besteht aus 4 Bereichen, die in verschiedene Richtungen zeigen und als Aussichtspunkte dienen. Wenn Sie die Treppe hinaufsteigen, können Sie von oben das ganze Labyrinth und seine Umgebung betrachten. Dendrite markiert nicht nur den Parkeingang, sondern zieht auch Besucher an. Seine Inspiration zieht das Werk aus den Zellfortsätzen der Nervenzellen (den Dendriten), und von Weitem sieht es aus wie eine riesige gelbe Blume, die ihre Blütenblätter inmitten der Grünfläche ausgebreitet hat.

© Fonds Kirchberg

Alle zwei Jahre wird ein zweites Werk im Labyrinth aufgestellt. Dieses Kunstprojekt entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Fonds Kirchberg und dem Casino Luxemburg – Forum für zeitgenössische Kunst (Casino Luxembourg – Forum d'art contemporain). Unter dem Namen "1+1" kann der Besucher dann zwei Monate lang ein neues künstlerisches Werk entdecken. Das nächste ist für Sommer 2021 geplant.