400 Jahre fremde Herrscher

Ins Staatsgebiet der Niederlande integriert, wechselte Luxemburg zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert häufig die Herrscher. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert gehörte das Herzogtum den Habsburgern. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts fiel Luxemburg der österreichischen Linie der Habsburger zu und stand Anfang des 19. Jahrhunderts unter der Kontrolle des revolutionären Frankreichs. Schließlich übernahm der König der Niederlande die Kontrolle über das Gebiet, bevor es unabhängig wurde. Im Laufe der Jahrhunderte verlor das Herzogtum Staatsgebiet und nahm Stück für Stück seine heutige Form an.

Unter der spanischen Hegemonie

Im europäischen Kräftespiel kam Luxemburg eine große strategische Bedeutung zu. Ab dem 16. Jahrhundert wurde das Land in die zahlreichen Kriege hineingezogen, welche die spanischen Habsburger und das Haus Valois sowie später die französischen Bourbonen führten, um die Vormachtstellung in Europa zu erobern.

Tatsächlich war Luxemburg ein wichtiger Bestandteil des Netzes, das die spanischen Habsburger versuchten um Frankreich zu ziehen. Luxemburg, das über eine der gefürchtetsten Festungen seiner Zeit verfügte, wurde von Letzterem als Dorn in seiner Flanke betrachtet.

Eine umstrittene Festung

Der französisch-spanische Konflikt endete 1659 mit dem Pyrenäenfrieden. Dieser blieb für das Herzogtum nicht ohne Folgen, denn es verlor seine südlichen Gebiete, welche die heute französischen Städte Thionville und Longwy umfassten.

Dennoch war der Frieden nicht von langer Dauer: 1684 belagerten die französischen Truppen Ludwigs XIV. die Stadt und nahmen sie schließlich ein. Nach der Einnahme der Stadt nahm der französische Ingenieur Vauban, der die Belagerungsoperationen geleitet hatte, großangelegte Festungsarbeiten vor. Über einen kurzen Zeitraum, von 1684 bis 1697, verblieb das Herzogtum Luxemburg unter französischer Herrschaft, bevor es an die Habsburger zurückgegeben wurde.

In den 13 Jahren unter französischer Herrschaft gestaltete Vauban die luxemburgischen Befestigungsanlagen zu einer gefürchteten Festung um, die als uneinnehmbar galt.

© Lëtzebuerg City Museum - Künstler: Jean-Baptiste Martin (1659-1735)

Österreich lenkt die Zügel

1715, nach dem Spanischen Erbfolgekrieg, fielen die südlichen Niederlande an die österreichische Linie der Habsburger.

Das 18. Jahrhundert war eine Zeit des Friedens und Wohlstands. Luxemburg profitierte von den Vorstellungen eines aufgeklärten Despotismus, die von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia und ihrem Sohn, Kaiser Joseph II., vertreten wurden. In den Reformen, wie dem Theresianischen Kataster und der damit einhergehenden Steuergleichheit oder auch dem Toleranzedikt, durch das Nichtkatholiken das Recht auf freie Religionsausübung erhielten, kündigten sich bereits die Neuerungen der Französischen Revolution an.

Krieg und Aufstand

1795 belagerten die französischen Revolutionstruppen die Festung und Luxemburg wurde als Département des Forêts (Wälderdepartement) von Frankreich annektiert. Die Reformen des neuen Regimes waren unbeliebt, und die Einführung der Wehrpflicht brachte das Fass zum Überlaufen. 1798 wendeten sich bei einem Bauernaufstand, dem sogenannten "Knüppelkrieg” (Klëppelkrich), mehrere Hundert schlecht ausgestattete Bauern gegen die französischen Truppen. Innerhalb von zwei Tagen wurde der Aufstand niedergeschlagen. 200 Luxemburger kamen bei den Kämpfen ums Leben, 35 wurden hingerichtet.

Unter Napoleon wurde das gemäßigtere französische Regime von der Bevölkerung besser angenommen, insbesondere weil das unter ihm eingeführte Zivilgesetzbuch, der sogenannte "Code Napoléon", der bürgerlichen Bevölkerung größere Freiheiten einräumte. In der Folge entwickelte sich eine Schicht aus Unternehmern, die sich dem Wiederansichreißen der Autorität durch den Adel und den Klerus nach Ende des napoleonischen Kaiserreichs widersetzte.

Nach den napoleonischen Kriegen wurde die Festung 1814 befreit. In einer schwierigen politischen Lage stellte sich wieder die Frage: was macht man mit dem Herzogtum Luxemburg?

© MECO, LFF, CC et al. / Géry Oth

Endlich unabhängig – aber nicht ganz

Beim Wiener Kongress 1815 bereiteten die Großmächte ein Europa nach Napoleon vor. Das Herzogtum Luxemburg wurde formal als unabhängig erklärt, unterstand aber der Kontrolle des Königs der Niederlande, einer weiteren Einheit, die neu gegründet wurde. Das nun in den Rang des Großherzogtums aufgestiegene Land verlor seine Besitztümer im Osten, darunter Bitburg, an Preußen. Luxemburg wurde Mitglied des Deutschen Bundes, und die Hauptstadt wurde zur Bundesfestung mit einer preußischen Garnison.

Formal unabhängig und neutral, wurde Luxemburg dennoch weiter von Fremdmächten beherrscht. Allerdings begann sich ein Nationalgefühl unter der Bevölkerung auszubreiten, was nicht ohne Folgen blieb.

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