An der Spitze des Heiligen Römischen Reiches

Nach einer regionalen Blütezeit befanden sich die Grafen von Luxemburg innerhalb des Deutschen Reiches in einer starken Position. 1308 wurde Heinrich VII. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt, eine Ehre, die nach ihm zwei weitere Grafen aus dem Hause Luxemburg erhielten. Doch die heldenhafte Zeit war von kurzer Dauer: Mitte des 15. Jahrhunderts war das Herzogtum Luxemburg stark verschuldet, Gegenstand eines Kampfes zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich und fiel schließlich.

Luxemburger lenken die Geschicke des Heiligen Römischen Reiches

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war Luxemburg eine der einflussreichsten Dynastien Europas. Die Luxemburger Grafen herrschten über ein bedeutendes Gebiet zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich, das die Grenzen des heutigen Großherzogtums bei weitem übertraf. Als geschickte Verhandlungsführer verfolgten sie eine Politik der Bündnisse und der regionalen Expansion.

1308 wurde Graf Heinrich VII. durch die Kurfürsten auf Betreiben seines Bruders Balduin, des Erzbischofs von Trier, sowie durch den ebenfalls aus Luxemburg stammenden Peter von Aspelt, der Erzbischof von Mainz, zum römisch-deutschen König gewählt. Ein päpstlicher Legat krönte ihn 1312 in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Allerdings kehrte er von dieser Reise nach Italien niemals zurück. Er starb 1313 an Malaria und wurde in Pisa beigesetzt.

Nach Henri VII. tragen nacheinander zwei weitere Mitglieder der Luxemburger Dynastie die kaiserliche Krone:

  • Karl IV. (1316-1378), der die Titel Graf von Luxemburg, König von Böhmen, König der Römer und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches trug. 1354 wurde die Grafschaft Luxemburg durch ihn zum Herzogtum erhoben. Seine größte Ausdehnung erreichte das Herzogtum nach dem Erwerb der Grafschaft Chiny im Jahr 1364.
  • Sigismund (1368-1437), der letzte Kaiser aus dem Hause Luxemburg.

Der letzte Ritter Europas

Das beispielhafteste Mitglied der Dynastie war allerdings Johann, der Sohn Heinrichs VII.

Obwohl er in späteren Jahren blind war, inspirierte Johann von Böhmen, genannt "der Blinde" (1296-1346), seine Zeitgenossen. Als beispielhafte Persönlichkeit des Mittelalters hatte er sowohl dem deutschen Kaiser als auch dem König von Frankreich den Treueeid geleistet. Er war gewissermaßen eine ureuropäische Gestalt und nahm an allen großen Feldzügen und Schlachten seiner Zeit teil. Er  verkörperte zwei ritterliche Ideale so sehr wie kaum einer seiner Zeitgenossen: er ritt quer durch Europa, von Paris nach Prag und von Litauen nach Italien, um seine Idee von der politischen Ordnung in Europa in die Tat umzusetzen.

Gleichzeitig hatte er ein  Händchen für Wechselkurse und den Finanzmarkt. Durch ein System von Pfanden und das Geschacher mit herrschaftlichen Rechten gelang es ihm, sein Gebiet beträchtlich zu erweitern.

Dass er seine Sehkraft einbüßte, beeinträchtigte seine ehrgeizigen Pläne in keiner Weise. Als er aufgrund seines Treueeides gegenüber dem König von Frankreich zu den Waffen gerufen wurde, um gegen die Engländer zu kämpfen, kam er seiner Pflicht nach. Er zog daher trotz  seiner Behinderung im Jahre 1346 in die Schlacht von Crécy. Er wurde zwar von seinen Rittern geführt, jedoch im Schlachtgetümmel tödlich verwundet.

Der Legende nach fand der Prinz von Wales, Edward of Woodstock, genannt der "Schwarze Prinz", nach der Schlacht Johanns Leichnam und nahm, tief beeindruckt vom Pflichtgefühl und zu Ehren seines gefallenen Gegners,  den Helmbusch an sich und übernahm die Devise  Ich dien,  die bis heute das Wappen des englischen Thronerben, zurzeit Prinz William, ziert.

In Luxemburg ist Johann der Blinde bekannt als Gründer der Schueberfouer im Jahre 1340. Dieser Handelsmarkt wandelte sich im 19. Jahrhundert zu einem Schaustellermarkt und gilt heute als einer der größten un beliebtesten in Europa. Er findet während drei Wochen gegen Ende des Sommers statt und zieht jedes Jahr etwa 2 Millionen Besucher in seinen Bann. Das originale Dokument mit dem Siegel Johanns des Blinden können Sie im Lëtzebuerg City Museum bewundern.

Luxemburg im Ruin

Allerdings hinterließ  er bei seinem Tod eine prekäre Finanzlage, die das Land in den Ruin trieb.

Tatsächlich war die letzte Herzogin Luxemburgs, Élisabeth von Goerlitz (1390-1451), nur eine ‟Pfandherzogin”. Auf großem Fuß lebend und hochverschuldet, verkaufte sie 1441 Luxemburg gegen den Willen ihrer Untertanen an Philipp den Guten, Herzog von Burgund. In der Folge gab die Stadt Luxemburg erst nach, nachdem sie 1443  von den Truppen Philipps II. erobert und geplündert worden war. Bis zum 19. Jahrhundert blieb Luxemburg nun unter der Herrschaft von verschidenen europäischen Mächten.