Jérôme Quiqueret erhält den Servais-Preis 2023 wurde der Schriftsteller Jérôme Quiqueret für sein Buch "Tout devait disparaître" mit dem Literaturpreis ausgezeichnet.

Der aus Nancy stammende und seit 2003 in Luxemburg lebende Schriftsteller Jérôme Quiqueret wurde für sein Buch "Tout devait disparaître" mit dem renommierten Servais-Preis ausgezeichnet. Dieser Preis, mit dem Werke ausgezeichnet werden, die im Vorjahr in Luxemburg veröffentlicht wurden, zählt zu den namhaftesten nationalen Literaturpreisen.

Eine wahre Geschichte eines Doppelmordes, der im Spätsommer 1910 in Esch an der Alzette begangen wurde 

Am 14. September 1910 werden Françoise und Henri Kayser-Paulus, beide in den Fünfzigern, ermordet in ihrem Zimmer aufgefunden. Ihr rustikales, aber geräumiges Haus liegt am Rand des Stadtviertels "Grenz" in Esch an der Alzette. Die Baustelle zur Errichtung eines neuen Stahlwerks lockt seit Anfang des Jahres Tausende von ausländischen Arbeitern in dieses beliebte Stadtviertel. Sie lassen sich dort neben alteingesessenen Escher Familien nieder, die das gesellschaftliche Leben strukturieren. Die Ermittler suchen den Täter unter all diesen Einwohnern. Vom Profil des Mörders hängt ab, welche Vorstellung der Bürger vom technischen Fortschritt hat, welchen Vorteil sich die verschiedenen politischen Clans von seiner Tat erhoffen können, oder aber der Ruf einer Stadt, die mehr denn je mit revolutionären Ideen in Verbindung gebracht wird. Vorausgesetzt, man findet ihn ...

Die Geschichte lässt den Leser in den Alltag der Menschen und in die politischen und ideologischen Spannungen von damals eintauchen. Sie zeichnet auch ein facettenreiches Porträt der Stadt Esch an der Alzette, die aus einem neuen Blickwinkel erscheint. Er beschreibt die gesellschaftlichen Übergänge und Brüche, die die Region, das Land oder der Kontinent erlebt haben, die Machtverhältnisse zwischen Individuen, Gesellschaften und Völkern sowie das kulturelle Leben und den Alltag der Einwohner. Der Autor beschreibt die Personen mit Neugier und Empathie und nutzt dies, um einen untypischen Blick auf verschiedene Persönlichkeiten der Literaturgeschichte des Landes zu werfen.

Jérôme Quiqueret mischt journalistische Erzählung, historische Dokumentation und "True Crime" in einem fiktionalen Gerüst und hinterfragt so die narrativen, rhythmischen und kompositorischen Triebfedern des literarischen Schreibens. Die Fragestellung lautet, wie die schriftlichen Spuren der Vergangenheit zu lesen, interpretieren und erzählen sind.

Der Autor ist in Nancy (Frankreich) aufgewachsen. Er studierte Geschichte an der Universität von Nancy. Seit 2003 lebt er in Luxemburg, wo er als Journalist tätig ist.

Der Roman ist bei capybarabooks erschienen.

 

© Privatkollektion des Autors

Seit bereits 30 Jahren

Der von der gleichnamigen Stiftung vergebene Servais-Preis ist ein mit 6.000 € dotierter Literaturpreis, mit dem seit 1992 jedes Jahr in Luxemburg in Poesie oder Prosa veröffentlichte Werke, unabhängig von der Sprache, in der sie erscheinen, ausgezeichnet werden. Zu seinen Preisträgern zählen viele von Luxemburgs bekanntesten Schriftstellern, darunter Francis Kirps (2020), Elise Schmit (2019), Nico Helminger (2018) und Nora Wagener (2017). Der Servais-Preis wird auf Verschlag einer unabhängigen Jury vergeben.

Der Servais-Preis 2023 wird am 3. Juli im Centre national de littérature (CNL) in Mersch verliehen. Die Laudatio hält Herr Bernard Thomas, französischer Journalist, Theaterkritiker, Kolumnist und Schriftsteller, Autor verschiedener Romane und Essays.