"A Lannen": ein gelungenes Architekturprojekt

Das Kulturzentrum "A Lannen" in Osweiler stammt aus der Feder von Panajota Panotopoulou und Daniel Grünkranz, zwei jungen luxemburgischen Architekten. Für dieses schöne Projekt wurden sie im Jahr 2020 mit dem Bauhärepräis ausgezeichnet, eine Referenz im Bereich der Architektur. Aber was bedeutet ihnen diese Auszeichnung ? Wir wollten es gerne wissen.

Moderner, heller, auffälliger: das Kulturzentrum "A Lannen" hat sich gemausert. Eingebettet in die Hügellandschaft der kleinen Ortschaft Osweiler, ersetzt das Gebäude den ehemaligen Mehrzwecksaal, der 2016 abgerissen wurde, um Platz für brandneue Räumlichkeiten zu schaffen.

Auf 468m2 bietet das neue Gebäude in seinem großen Multifunktionssaal Platz für 200 Personen. Eine imposante Glasfassade lässt ganz viel Licht ins Gebäudeinnere und wartet gleichzeitig mit einem Panoramablick über den Ort auf. Die Erdwärmeheizung und Fotovoltaik-Module machen aus diesen neuen Anlagen ein modernes und in Sachen Energieverbrauch leistungsfähiges Gebäude.

Seit der Einweihung im Jahr 2017 haben Vereinigungen, Vereine und Kultureinrichtungen die Räumlichkeiten bereits genutzt. Daher ist es auch nicht erstaunlich, dass der Bürgermeister der Gemeinde Rosport/Mompach von dem neuen Kulturzentrum ganz begeistert ist, das nach eigenen Aussagen den Erwartungen der Bauherren voll und ganz entspricht. "Wir haben uns mit den Vereinen zusammengesetzt, um ihren Bedarf zu ermitteln und Letzteren dann an den Architekten weitergegeben. Man muss sagen, dass das Ergebnis genau unserer Nachfrage entspricht. Wir benötigten einen großen Saal, ein Foyer und sanitäre Anlagen. Wir haben bekommen, was wir wollten", stellt Romain Osweiler fest.    

Les deux jeunes architectes Panajota Panotopoulou et Daniel Grünkranz du bureau Form Society.

Die Modernität und Geradlinigkeit des neuen Mehrzwecksaals ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Gemeindeverwaltung für die Durchführung des Projekts auf ein junges und motiviertes Team gesetzt hat. "Wir haben uns einen neuen Stil gewünscht. Daher haben wir mit einem jungen Team intensive Gespräche geführt. Und wir wurden nicht enttäuscht", unterstreicht der Gemeindeverantwortliche.

Der Mut, ein kleines Team aus jungen, reaktiven und motivierten Designern (Architekten und beratende Ingenieure) für die Durchführung des Projekts "A Lannen" beauftragt zu haben, wurde mit dem Bauhärepräis OAI 2020 in der Kategorie "Prix Spécial Courage du Maître d'ouvrage" belohnt.

Dieser neue Treffpunkt, der Teil des Plans für ländliche Entwicklung der Gemeinde geworden ist, hat dem kleinen Ort Osweiler gewiss einen neuen Anstrich verliehen, aber er hat vor allem das Erfolgsrepertoire des jungen Architekturbüros Formsociety, dem diese architektonische Aufgabe anvertraut worden war, bereichert. 

Gespräch mit den jungen Architekten Panajota Panotopoulou und Daniel Grünkranz, die das Büro Form Society gegründet haben.

 

1. Was hat Sie an diesem Projekt gereizt?

Gereizt hat uns an dem Projekt, für die Ortschaft Osweiler einen neuen Versammlungsort für die Bevölkerung zu schaffen, der von unterschiedlichen Nutzergruppen angenommen wird. Das bedeutet, wir haben uns mit einem wesentlichen Einflussfaktor in der Architektur auseinandergesetzt: Wie lässt sich soziale Verantwortung räumlich organisieren und architektonisch artikulieren? Das Gebäude besetzt einen prominenten Standort im Ortskern und ist ein sichtbares Zeichen. Dabei war es uns wichtig, dass Beziehungen entstehen können: zwischen Nutzern und Gebäude wie auch zwischen Gebäude und seiner Umgebung. Wir wollten ein Projekt kreieren, das wesentlich zur Lebensqualität in Osweiler beiträgt und das lokale Zusammenleben stärkt.

 

2. Was war die größte Herausforderung bei der Realisierung dieses Projekts?

Unsere Aufgabe war es, die unterschiedlichen Aspekte, die Auswirkungen auf das Projekt hatten, im Entwurf aufzunehmen und anschließend in einer modernen Architektur umzusetzen. Die Topografie stellte große Herausforderungen an die Konstruktion, indem das Gebäude halb in den Abhang eingebettet werden musste. Die Räume sind je nach Programm sehr unterschiedlich dimensioniert. Saal und Foyer besitzen etwa sehr große Raumhöhen im Gegensatz zu den Nebenräumen. Für das Gebäude musste daher eine Form gefunden werden, die diese Faktoren berücksichtigt. Dazu zählte auch eine Gestaltung, die sich sensibel zur Umgebung verhält und gut in den Ortskern einfügt. Die Gebäudehülle wurde dabei als Schnittstelle zwischen Raumprogramm, äußeren Faktoren und dem Integrieren von Umwelttechniken, wie der Photovoltaik-Anlage, konzipiert.

 

3. Was bedeutet das Bauhärepräis für Sie persönlich und beruflich?

Wir freuen uns besonders, den Preis in der Kategorie „Prix Spécial Courage maître d’ouvrage“ erhalten zu haben. Er reflektiert das Vertrauen der Bauherren in die Fähigkeiten des Büros FORM SOCIETY. Architektur ist angewiesen auf mutige Bauherren, die auch bereit sind, Entscheidungen zu treffen, die etwa dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Wir sehen uns mit grundlegenden gesellschaftlichen Herausforderungen und schwerwiegenden ökologischen Problemen konfrontiert. Architektur kann grundsätzlich innerhalb ihres Wirkungsbereichs Ansätze und Antworten zur Lösung von Problemen bieten. Das sind auch Beweggründe, warum wir Architektur machen. Für die Umsetzung guter Architektur benötigt es aber Partner wie eben mutige Bauherren. Der Bauherrenpreis zeigt, wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen ArchitektInnen und Bauherren sein kann. Der Preis ist für uns vor allem Motivation, unseren Weg weiterzugehen. 

 

4. Wie sehen Sie generell das Umfeld in Luxemburg für junge Architekten mittel- und langfristig?

Junge selbständige ArchitektInnen sind anfänglich wohl alle mit dem ähnlichen Problem konfrontiert: Wie kann ich mich etablieren und wer gibt mir die Chance dazu? Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Bauherren – private wie öffentliche – sehr wohl bereit sind, mit jungen ArchitektInnen zusammenzuarbeiten. Der Schlüssel für junge ArchitektInnen ist eine gute und umfangreiche Ausbildung, um auf Herausforderungen innovative Antworten zu finden. ArchitektInnen entwickeln sich beruflich immer mehr zu Netzwerkern im Sinne, dass sie in ihren Projekten immer weitreichender mit gesellschaftlichen, technischen und ökologischen Aspekten vernetzt sind, auf die architektonisch reagiert werden muss. Eine zukünftige Aufgabe für junge ArchitektInnen ist der Umbau der gebauten Umwelt hinsichtlich sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit, die vielerorts noch immer wirtschaftlichen Interessen nachsteht oder mit diesen als unvereinbar erklärt wird. Hier können Gesellschaften von den Ideen junger ArchitektInnen profitieren und Luxemburg sollte dieses Angebot annehmen. Ein Mittel dazu wäre etwa, in Wettbewerben ein Startkontingent für junge Architekturbüros festzulegen, um diesen Büros und ihren Ideen eine Chance zu geben.