Nationaler Literaturwettbewerb: Jhemp Hoscheit erneut auf dem Spitzenplatz
Der große Favorit und Autor Jhemp Hoscheit wurde im Rahmen des Nationalen Literaturwettbewerbs 2025 von der Jury für seinen Roman "Den Impakt vu Klappentexter" – ein Werk, in dem die Themen Verlust und Tod tiefgreifend behandelt werden – mit dem renommiertesten luxemburgischen Literaturpreis ausgezeichnet.
Bei der 47. Ausgabe überholte Jhemp Hoscheit Cathy Clement ("Neel mat Käpp") und Guy Helminger ("Die Elefantenhaut") in der Kategorie "Erwachsene Autoren". "Den Impakt vu Klappentexter" ist die Geschichte eines Bibliothekars im Ruhestand. Seine Ehefrau ist bei einem Autounfall vor sechs Jahren verstorben. Der für diesen tödlichen Unfall Verantwortliche hat Fahrerflucht begangen. Der trauernde Ehemann lässt sein Leben, seine Arbeit und seinen Kummer Revue passieren und erzählt seiner Ehefrau davon, die er regelmäßig auf dem Friedhof besucht. Dort erblickt er bei verschiedenen Gelegenheiten Blumen auf dem Grab, die eine unbekannte Person abgelegt hat", erläutert der Autor.
Jhemp Hoscheit erhielt im Rahmen seiner literarischen Karriere bereits zahlreiche Preise, die von der Anerkennung zeugen, die Luxemburg seinen Werken beimisst. Er hat unter anderem wiederholt den Nationalen Literaturwettbewerb gewonnen, darunter ein erster Preis im Jahr 2001, und wurde zudem für mehrere seiner Werke mit dem Lëtzebuerger Buchpräis ausgezeichnet. Sein Roman Perl oder Pica brachte ihm im Jahr 1999 den prestigeträchtigen Servais-Preis ein. Der Roman wurde 2005 mit seinem Sohn Ben Hoscheit in der Hauptrolle verfilmt.
Interview mit Jhemp Hoscheit
Herzlichen Glückwunsch zu diesem erneuten Erfolg! Was bedeutet es für Sie, den Nationalen Literaturwettbewerb erneut gewonnen zu haben?
Der Gewinn des Nationalen Literaturwettbewerbs ist zunächst ein Zeichen der Anerkennung. Mit dem Preis wird meine literarische Arbeit gewürdigt. Ich liebe die Teilname an Wettbewerben, ganz gleich, um welches literarische Genre es geht. Es ist jedes Mal eine echte Herausforderung. Der Wettbewerb wird seit 1978 veranstaltet, und ich habe zwanzigmal teilgenommen. Dreizehnmal wurde ich mit einem Preis ausgezeichnet oder lobend erwähnt. Es ist auch ein Spiel, ein Test, um mich mit anderen Autorinnen und Autoren zu "messen". Wenn die Jurymitglieder, an die die Teilnehmenden ihre Typoskripte unter einem Pseudonym senden, meine Arbeit würdigen, ist das eine wohlverdiente Auszeichnung. Dies ermutigt mich, weiter zu schreiben und zu publizieren. Es sind die Leserinnen und Leser meiner Bücher, die mich am meisten auszeichnen.
Ihr Roman heißt "Den Impakt vu Klappentexter". Was hat Sie zu der Idee inspiriert, den Klappentext ins Zentrum einer literarischen Erzählung zu stellen? Was sollte der Leser Ihrer Ansicht nach wünschenswerterweise aus Ihrem Roman zurückbehalten?
Jim Ellers, der trauernde Ehemann, der literarisch eigentlich bewandert ist, vermeidet das Lesen von Romanen, in denen es um Trauer, Krankheit, Kummer und Tod geht. Aus eben diesem Grund muss er die Zusammenfassung auf der Buchrückseite der Romane aufmerksam lesen. Er verliebt sich in eine Frau, gewinnt wieder Freude am Leben und beginnt mit der Suche nach Romanen, in denen es um eine zweite Liebe geht. Mein Roman ist eine Hymne an die Literatur und an die Macht der Erinnerung. Ein Hoch auf die Freude am Lesen. Manchmal reicht eine klitzekleine Kleinigkeit – ein Buch, eine Blume, ein verborgenes Geheimnis –, um dem Leben wieder einen Sinn zu geben.
Sie sind derzeit einer der bekanntesten luxemburgischen Autoren. Wie würden Sie Ihre literarische Entwicklung seit Ihren Anfängen beschreiben?
Mein erster Roman "Perl oder Pica" (Editions Schortgen, Servais-Preis 1999) wurde 1998 veröffentlicht. Es handelt sich um einen autobiografischen Roman, in dem ich die zahlreichen Erlebnisse und Abenteuer eines zwölfjährigen Jungen aus Esch in den Jahren 1962-1963 beschreibe. 2005 hat der luxemburgische Regisseur Pol Cruchten (1963-2019) einen Film daraus gemacht. Seit diesem Roman entfernen sich meine Charaktere immer weiter von mir. Mein literarisches Ich distanziert sich von ihnen, indem es sich diversifiziert und verkleidet: ich denke mir Figuren aus, denen ich diverse Leben einhauche. Das ist die faszinierende und mysteriöse Magie zwischen Fiktion und Realität.
Was bedeutet die luxemburgische Sprache als Literatursprache für Sie?
Meine dreißig Publikationen (Kinderbücher, Romane, satirische Texte) sind alle (bis auf zwei Ausnahmen) in luxemburgischer Sprache verfasst. Die luxemburgische Sprache ist meine zweite Haut, diejenige, über die ich atme. Meine Literatursprache ist wie die Luft zum Atmen. Sie ist mein Zuhause. Dort fühle ich mich wohl und schöpfe aus meiner Fantasie. Die Minett-Region – das Land der Roten Erde – ist mein Nährboden, meine Inspirationsquelle. In meinen Erzählungen tauche ich in diese Welt ein und nutze die Vergangenheit, die in der Gegenwart verankert ist, auf der Suche nach der Zukunft. Dies kann ich nur, wenn ich auf Luxemburgisch schreibe.
Jhemp Hoscheit: ein Einblick in sein Leben
Jhemp Hoscheit, geboren in Esch an der Alzette im Jahr 1951, studiert nach seinem Abitur am Lycée de garçons von Esch an der Alzette französische Literatur in Luxemburg und Straßburg. 1975 beginnt er seine berufliche Laufbahn als Lehrer, zunächst in Petingen, dann in Esch, wo er schlussendlich in Teilzeit arbeitet, um sich mehr dem Schreiben widmen zu können. Als vielseitiger Autor veröffentlicht er Romane, Gedichte, Essays, Theaterstücke, Kabaretttexte und Werke für Jugendliche.
Sein Roman "Perl oder Pica", der 1998 veröffentlicht wurde und dessen Inspirationsquelle seine Kindheit in Esch war, steht für den Beginn einer Trilogie, die den 1960er Jahren gewidmet ist. Er bedient auch das Fantasy-Genre in seinen Werken "Mondelia" und "Klangfaarwen", während das 2022 veröffentlichte Werk "Tëschent den Zeilen" das Thema des Lockdowns von 2020 erörtert. In "Ouninumm" (2024) behandelt er das Trauma eines Missbrauchs anhand der Erzählung einer Jugendlichen. Er ist im luxemburgischen Kabarett äußerst aktiv und arbeitet unter anderem mit J(h)emp2 und Cabarenert zusammen. Als Fan der Jugendliteratur schreibt er zahlreiche Märchen, Stücke und Bücher pädagogischer Art. Der Gewinner zahlreicher Preise ist und bleibt eine bedeutende Persönlichkeit der Literatur- und Vereinsszene in Luxemburg.
Nationaler Literaturwettbewerb: ein geschichts- und stimmenträchtiger Preis
Seit 1978 organisiert das Ministerium für Kultur den jährlichen Literaturwettbewerb mit dem Ziel der Förderung des literarischen Schaffens in Luxemburg. In über vierzig Jahren wurden etwa 155 Autoren ausgezeichnet, von denen viele noch heute nationale und internationale Anerkennung erfahren. In jedem Jahr wendet sich der Nationale Literaturwettbewerb einem anderen Literaturgenre zu.
Die im Rahmen des Wettbewerbs eingereichten Texte dürfen noch nicht veröffentlicht worden sein und auch vor der Bekanntgabe der offiziellen Ergebnisse in keiner Weise veröffentlicht werden. Der erste Preis in der Kategorie "Erwachsene Autoren/-innen" ist mit 7.500€ und einem Beitrag von maximal 5.000€ zu den Veröffentlichungskosten des prämierten Werks gegen Vorlage eines Antrags seitens eines anerkannten Verlagshauses dotiert. Der Autor behält alle Rechte an der Veröffentlichung.
Der Literaturwettbewerb 2025 war Romanen gewidmet, die Ausgabe 2026 wird den Gedichtband als Schwerpunkt haben.
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