Jazz in Luxemburg (II) Nach den 1950er Jahren gelang es dem Jazz, sich in der luxemburgischen Musikszene zu etablieren

Die Geschichte des Jazz in Luxemburg ist ein langer Prozess. Von amerikanischen Soldaten während des Ersten Weltkriegs importiert, fand dieser ganz besondere Musikstil schnell seinen Platz im Großherzogtum. Lernen Sie hier einige der Talente kennen, die den Jazz in Luxemburg hervorgebracht haben! 

Sascha Ley - intuitiv und spontan

Die deutsch-luxemburgische Künstlerin Sascha Ley ist eine der Schlüsselfiguren in der Welt des Jazz im Großherzogtum, ja sogar in der Großregion. Sängerin und Improvisatorin, Komponistin und Schauspielerin, Sascha Ley ist ein Multitalent unter den Künstlern. Die Verbindung zwischen ihr und der Musik begann im Alter von zwei Jahren. Sie hat Flöte, Klavier und Saxophon gespielt, aber es ist vor allem ihre Stimme, die sie in der Szene hervorhebt. Ihrer Meinung nach ist die Stimme die Identität der Persona. "Am Klang der Stimme erkennt man die Persönlichkeit", sagt sie.

Auf der Bühne geht sie gerne unkonventionelle Wege, ihr Ansatz ist stark im modernen Jazz verwurzelt, mit einer Mischung aus imaginärer Folklore, zeitgenössischer Musik und sogar freier Improvisation. Sie betrachtet diese Technik als eine Gabe, die sie im Laufe der Jahre entwickelt und verfeinert hat. "Mit der Zeit entdeckte ich die Grenzen der Harmonie, eine Harmonie, die ich zu brechen versuchte. Zu merken, dass sich der Blickwinkel ändern kann, ist spannend. Was perfekt oder unperfekt ist, spielt keine Rolle."

Zwischen klassischer Interpretation und ihren experimentellen Klangreisen mit erweiterten Vokaltechniken und Narration veredelt sie ihre Texte auf bewegende Weise ebenso wie eine intensive, beschwörende Jazzatmosphäre.

Seit 2011 geht sie ihren Weg mit dem französischen Kontrabassisten Laurent Payfert. Das Duo bietet ein einzigartiges Projekt zur Erforschung von Klangwelten, während es Komposition mit freier Improvisation verbindet. Ebenso experimentell sind ihre Engagements als Gast des deutschen Pianisten und Improvisators Georg Ruby in seinem Trio Village Zone, sowie mit dem deutsch-französischen Kollektiv Les Oniristes und anderen Projekten.

Die Inspirationen von Sascha Ley kommen aus vielen Richtungen. Große Namen wie Abbey Lincoln und Fred Frith haben sie sicherlich beeinflusst. Aber es war die Welt von John Zorn, die die Tür zur Welt des zeitgenössischen Jazz öffnete. "Er drängte die Klänge des Jazz in die Atonalität. Das hatte einen solchen Einfluss auf mich. Und erst durch diese Musik habe ich die Zusammenhänge zwischen den Themen und der Improvisation der Musiker und ihrer Instrumente verstanden."

"Jazz bedeutet für mich, Grenzen zu überschreiten"

© Lynn Theisen

Was Sängerinnen betrifft, so sind es vor allem die beiden Musikerinnen Jeanne Lee und Shelley Hirsch, die ihre Musik beeinflusst haben. "Was mich beeindruckt hat, waren ihre Persönlichkeiten, ihre Kraft, ihr Ausdruck und die große seelenvolle Prägung in ihren Stimmen."

Um die Zukunft des Jazz im Großherzogtum macht sich Sascha Ley keine Sorgen, denn in den 2000er Jahren ist in Luxemburg eine neue Generation von Jazzmusikern entstanden. "Jazz gab es damals und gibt es auch heute noch. Es wird weiterhin existieren, weil die Menschen diese Freiheit suchen. Zum einen tauchen immer mehr Talente auf, zum anderen wächst das Publikum. Kurzum, die Begeisterung für den Jazz ist gewachsen", sagt Sascha Ley und fügt hinzu, dass der Jazz vielleicht nie tot ist.

Zumindest nicht in Luxemburg, denn der Jazz hat seinen Platz im Großherzogtum gefunden, und das ist eine Liebesgeschichte, die schon seit über hundert Jahren andauert. Sascha Ley würde es aber gerne sehen, wenn sich die Jazzszene im Land noch weiter entwickeln würde. In diesem Zusammenhang betont sie die Bedeutung der kulturellen Bildung. "Sie trägt Früchte", sagt sie, "und hilft, die Kulturgeschichte voranzutreiben. Und das ist gut so, denn wir sind nicht mehr nur ein Finanzplatz. Luxemburg hat auch und vor allem andere Visitenkarten." 

Interessant zu wissen ...

Sascha Ley studierte in Saarbrücken, an der Jazz School in Amsterdam und am Conservatoire de Luxembourg. Sie studierte auch am Jazz India Vocal Institute in Mumbai, Indien und besuchte Meisterkurse und Workshops mit Meredith Monk, Shelley Hirsch, Frank Köllges und anderen.

https://www.saschaley.com/

Pascal Schumacher - Musiker mit zwei Gesichtern

Klassischer Schlagzeuger und Jazz-Vibraphonist: Pascal Schumacher ist ein Musiker mit vielen Gesichtern. Der in Luxemburg geborene Künstler, Performer und Komponist hat sich in zahlreichen Kollaborationen einen Namen gemacht. Er komponiert für Film, Theater, Tanz, Big Bands und arbeitet mit luxemburgischen Musikern zusammen.

In seiner Jugend schon ist er in die Welt der Musik eingetaucht. Angefangen hat alles mit Konzerten in der Blaskapelle in Uebersyren, in der er viele Jahre lang spielte. Nach seinem Studium im Athénée begann er ein Schlagzeugstudium in Straßburg, wo er den Jazz entdeckte. In Brüssel machte er einen Abschluss in Jazz und dann einen Master in Jazz in Den Haag. Dann nahm seine Jazz-Karriere Fahrt auf ...

Im Jahr 2002 gründete Pascal Schumacher das Quartett mit dem Pianisten Jef Neve, dem Bassisten Christophe Devisscher und dem Schlagzeuger Teun Verbruggen. Die Gruppe hat drei Alben veröffentlicht: Change Of The Moon (2004), Personal Legend (2005) und Silbergrau (2007). Er hat sich mit brillanten Musikern wie Kenny Baron, Tineke Postma und Nils Landgren umgeben. Vor allem mit dem talentierten Guy Cabay hat sich Pascal Schumacher in die vorderste Reihe des inspirierten Jazz gespielt. "Viele Jahre lang war er mein Lehrer und ich verdanke ihm fast alles", sagt er über Cabay. Doch mit Blick auf die Zukunft äußert er den Wunsch, einmal mit dem norwegischen Trompeter Arve Henriksen auf der Bühne stehen zu wollen. "Klanglich bewegt und inspiriert er mich enorm."

"Jazz ist für mich eine Lebensphilosophie"

Seit Beginn seiner musikalischen Karriere hat Pascal Schumacher eine einzigartige Beziehung zu seinem Instrument aufgebaut, die es ihm erlaubt, über den Kreis der luxemburgischen und anderer musikalischer Sphären hinauszugehen. Sein letztes Album SOL, das er auf dem Vibraphon aufgenommen hat, spiegelt ein intimes Klangerlebnis wider, das in "unendlichen Farben" schwingt. Doch hätte er das Vibraphon nicht gelernt, würde das Ausnahmetalent, das immer auf der Suche nach dem Neuen, dem Unerwarteten, dem Unbekannten ist, heute Klavier spielen, verrät er in einem Interview.

Neben seiner klassischen Sinnlichkeit, die ihn auf die Bühnen der größten Konzertsäle der Welt wie das Concertgebouw Amsterdam, das Konserthuset Stockholm, das Konzerthaus Wien oder das Mozarteum Salzburg geführt haben, hat Pascal Schumacher eine weitere Leidenschaft, oder besser gesagt, einen weiteren Beruf.

Seit 2001 ist er nebenberuflich als Lehrer am Konservatorium der Stadt Luxemburg und als Musiker tätig. Er unterrichtet klassisches Schlagzeug und Jazz-Vibraphon. Von 2010 bis 2014 unterrichtete er außerdem im Fachbereich Jazz an der Hochschule für Musik in Saarbrücken. 

https://www.pascalschumacher.com/

 

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