Hip-Hop in Luxemburg Musik, Sehnsucht nach Ausbruch, Leben und Energie

Der Hip-Hop tritt durch Graffiti, Tags, Tanz und Musik in Erscheinung. Erstmalig in den Vereinigten Staaten in den 80er Jahren erschienen, hat er seit Beginn der 90er Jahre endgültig seinen Platz in der luxemburgischen urbanen Kultur gefunden. Da es nicht möglich ist, alle Facetten dieses Musikgenres – Rap, DJing, Breakdance, Graffiti, Beatboxing - in einem Artikel aufzuzeigen, haben wir uns dafür entschieden, ein wenig in seiner Geschichte zurückzugehen und eine Playlist der lokalen Künstler zusammenzustellen, die zurzeit hip (hop) sind!

Eine trendige Szene

Die Hip-Hop-Musik und -Kultur begannen Ende der 80er Jahre zaghaft im Großherzogtum. Sie erfuhren Anfang der 90er Jahre mit dem Aufkommen von Rap-Abenden und der Gründung einiger lokalen Bands eine bedeutendere Entwicklung, während Radio ARA ein neues Hip-Hop-Programm sendete. Ende der 90er Jahre wurden "Battles" (Reimduelle) in den Bars des Stadtzentrums in allen möglichen gesprochenen und gerappten Sprachen in Luxemburg organisiert. Trotz verschiedener Ausdrucksweisen ist die Leidenschaft dieselbe!

2003 wurde der erste Hip-Hop-Song in luxemburgischer Sprache im Radio gespielt. Es handelte sich um den Titel "Firwat" der Band "The Gentles", der im Rahmen einer Verkehrssicherheitskampagne veröffentlicht wurde. 2010 brachte Alain Tshinza, einer der ersten Akteure des Rap "made in Luxembourg", den Dokumentarfilm Hamilius: Hip Hop Culture in Luxembourg heraus. Der Film zeigt die drei Generationen des luxemburgischen Hip-Hops der 80er, 90er und 2000er Jahre sowie deren vier wichtigste Disziplinen, und zwar Tanz, Graffiti, DJing und Rap. Er ist gleichzeitig eine Hommage an das ehemalige Hamiliuszentrum, das wahre Epizentrum der damaligen Bewegung mit Breakdance-Sessions und Graffiti-Werken in der Unterführung.

Das Kulturjahr 2007 bewirkte viele Dinge und trieb den Fortschritt der Szene voran. Heute ist Rap mit seiner kritischen Beleuchtung der Gesellschaft und des Alltags eine sehr beliebte Musik im Großherzogtum. Viele Künstler sind daraus hervorgegangen und haben sich unterschiedlich und mit mehr oder weniger Erfolg entwickelt. Die Diversität der Sprachen ist geblieben, aber die meisten Ur-Rapper, auch die berühmtesten von ihnen, rappen auf Luxemburgisch. Folgen Sie dem Rhythmus, und hören Sie selbst!

De Läb

De Läb ist eine Hip-Hop-Band aus dem Süden des Landes. Sie performen auf Luxemburgisch und orientieren sich am Concisous Rap und Boom Bap Sound, die sie mit Plattensamples aus den 60er und 70er Jahren (Jazz, Funk, Soul usw.) mischen, um ihre gesellschaftliche Kritik mit Ironie und Sarkasmus auszudrücken. Zu der 2006 von drei Jugendlichen, Corbi (Rap und Beats), David Fluit (Rap, Beats und Scratches) und Spenko (Beats und Scratches), der mittlerweile ausgestiegen ist, gegründeten Band stießen ein DJ und weitere Musiker (Bass, Percussion, Saxofon, Klavier) hinzu.

Corbi ist auch als Solokünstler aktiv. "De Gëllene Stull", sein erstes Soloalbum, ist 2015 erschienen. 

Turnup Tun

Tun Tonnar, aka Turnup Tun, ist ein luxemburgischer Produzent, Songschreiber, Musiker und Rapper. Er hat mit Künstlern wie Tommek, Bandana, Skinny J oder Don Piano gearbeitet, um nur einige zu nennen. Er ist Mitglied der Band Räpzodi und des Kollektivs Stayfou. Auf seinen Singles, Alben und EPs drückt er sich in luxemburgischer Sprache aus und präsentiert einen kritischen Hip-Hop.

Nicool

Das erste Album von Nicool "Den Ufank vum N" kam 2019 heraus. Die Hip-Hop-Künstlerin steht seit frühester Kindheit auf Musik. Nach einem Konzert von R.A. the Rugged Man im Jahr 2016 begann sie mit dem Schreiben. Sie schreibt auf Luxemburgisch, ihrer Muttersprache. Ihr Stil ist voll von Humor, und sie legt besonderen Wert auf den Reim

MAZ

Thomas Faber, bekannter unter seinem Künstlernamen MAZ, war der Gewinner des Screaming Fields Festivals des Rocklab im Jahr 2017. 2018 brachte er sein erstes Album heraus, und 2019 spielte er als Vorgruppe von Nicki Minaj in der Rockhal. Er begann im Alter von 15 Jahren zu rappen, behielt seine Leidenschaft jedoch für sich, bevor er einige Jahre später einigen Freunden seine Kompositionen zeigte. Heute ist er einer der führenden Vertreter der luxemburgischen Rap- und Hip-Hop-Szene und spielt auf Festivals und in renommierten Konzertsälen in ganz Europa

(Bazooka) Brooze

Hart aber herzlich! Bruce Biren, so sein eigentlicher Name, stammt aus Esch-sur-Alzette, lebt aber derzeit in Berlin, um dort eine Ausbildung zum Toningenieur zu absolvieren. Mit 16 Jahren traf er Dschingiz Khan, einen jungen Kerl, der auf Luxemburgisch rappte und ihn nicht nur zum Musik machen inspirierte, sondern auch sein Mentor wurde. 2020 brachte er sein erstes Album "Iwert dem Gesetz" heraus, auf dem er über Geld und Drogen rappte. Seine Texte, die an "Gangsta Rap" erinnern, verherrlichen jedoch keine Drogen, sondern beschreiben vielmehr die reale Situation und heben dabei auch die negativen Aspekte hervor.

Maale Gars

Seine Musik ist eine Mischung aus Rap und Pop. Seine luxemburgischen Texte sind ehrlich und beschreiben meistens Beziehungen zwischen Freunden und Partnern. Bis dato veröffentlichte er vier Songs auf seinem Youtube-Kanal sowie sein Album "Du weess" mit sieben Titeln. Für den Track "Alles versicht" hat er mit Turnup Tun zusammengearbeitet. Der als Lehrer in Vollzeit beschäftigte Rapper hofft, bald live auftreten und noch mehr mit anderen Musikern aus der Szene zusammenarbeiten zu können. 

Maka MC

Maka MC ist ein Rapper portugiesischer Herkunft, der seit seinem 12. Lebensjahr auf Luxemburgisch singt. Sein Pseudonym ist ein Akronym für "Maachen alles krass anescht" (Ich mache alles krass anders). 2012 nahm er die Zusammenarbeit mit David Fluit (De Läb) auf und brachte ein Jahr später seine erste EP "Maachen kengem Onrecht" (Ich tue keinem Unrecht) unter dessen Musiklabel "De Läbbel" heraus. Das erste Album folgte 2016, das zweite 2018. Er äußert sich über das Leben, indem er es mit einer ewigen Baustelle vergleicht, und würdigt damit gleichzeitig alle Personen, die auf Baustellen tätig sind, ein ironischer Verweis auf seine eigenen Ursprünge. Im Februar 2019 wurde die Single "Wat ass lass?" mit Jacky Under auf Youtube veröffentlicht. Tune in! 

T the Boss

T the Boss veröffentlichte 2019 sein fünftes und derzeit aktuelles Album "De Papp" (Der Vater). Er vereint darauf soziale Kritik und Unterhaltung. In seiner 20-jährigen Karriere - er hat 2001 angefangen - hat sich seine Arbeitsweise geändert und seine Erfahrung zugenommen: rückblickend auf seine erste selbst gebrannte CD mit einem zu Hause ausgedruckten Cover, kann er sich heute über mehr als 100 nationale Konzerte und mehrere Alben, EPs, Singles und "Mixtapes" freuen. Sein derzeitiger Produzent ist ein Techno-DJ, der auch Hip-Hop macht, und dies wirkt sich auch auf die Rhythmen aus, die elektronischer sind. In seinem anderen Leben ist Rafael Possing Koch und Besitzer eines Restaurants in Pfaffenthal. 

Bandana

"SQUAD" ("Squatten mit der Gang") ist der "Skandalsong" des "Gangsta-Rappers" Bandana aus Esch-sur-Alzette. Im Herbst 2015 sorgte der Videodreh für Aufsehen, als die Polizei plötzlich dort erschien, da die Darsteller vermummt und bewaffnet waren. Es war jedoch falscher Alarm! Die Waffen waren lediglich Filmrequisiten. Durch diese Aktion erhielt Bandana jedenfalls zahlreiche Klicks auf Youtube und aufgrund dessen auch eine gewisse Bekanntheit. Seitdem hat er weitere Titel herausgebracht - halten Sie also die Ohren offen!

Tommek

Tommek, Tom Mersch bzw. Peter Punchline ist ein luxemburgischer Rapper aus Clerf. Er begann im Alter von 11 Jahren zu rappen, zunächst in deutscher Sprache, dann ab seinem 16. Lebensjahr in seiner Muttersprache. 2013 veröffentlichte er seine erste Single, 2015 sein erstes Album "Tëschent Humor a Wourécht" (Zwischen Humor und Wahrheit) und im Mai 2020 seine aktuelle CD mit 16 Songs, in denen es um Familie, Solidarität, Glück mit Freunden und um das, was am Ende des Lebens wichtig bleibt, geht. Tommek ist dafür bekannt, viele Wortspiele und Humor in seine Texte einzubeziehen, wobei er diesen Humor nutzt, um ernstere gesellschaftliche Themen zu erörtern.

Haben Sie schon gehört von ...

The Qwest Freestyle Challenge des Rocklab und der Rockhal? Der Wettbewerb dient der Förderung der Kreativität und der Erleichterung der Beteiligung und Interaktion junger Hip-Hop-Fans und Gemeinschaften sowie der Unterstützung aufstrebender Künstler in ganz Luxemburg.

Die Künstler Culture the Kid, DaMensa und Mellow sind die Gewinner der allerersten Challenge. In Zusammenarbeit mit den Produzenten Magestick haben sie ihren Freestyle in Form eines kompletten Songs im Rockhalstudio aufgenommen. Der Videoclip zu "The Qwest - New World" kann auf Youtube abgerufen werden.

Wir können es kaum erwarten, die Fortsetzung zu sehen und zu hören!