Europäischer Monat der Fotografie in Luxemburg - EMoPLux

Die 10. Ausgabe des Europäischen Monats der Fotografie findet vom 13. bis 16. Mai statt, einschließlich Vernissagen, Präsentationen von Portfolios und der Verleihung des Arendt Award als Highlights. Zahlreiche Events können allerdings schon früher und über einen längeren Zeitraum hinweg besucht werden. Das Thema "Rethinking Photography" der Ausgabe 2025 bietet 28 Projekte und fesselnde Ausstellungen, von denen wir Ihnen die wichtigsten präsentieren, die Sie nicht verpassen sollten. Anlässlich dieser Jubiläumsausgabe haben wir für Sie ein kurzes Interview mit Pierre Stiwer und Paul di Felice, den Gründern des Festivals in Luxemburg, geführt!

Eine traditionsreiche Biennale für Fotografie

Seit 2006 findet der Europäische Monat der Fotografie alle zwei Jahre in Luxemburg statt und ist zu einem festen Datum im Kalender von Amateuren und Fachleuten der Branche geworden. Das Festival wird von Café-Crème a.s.b.l organisiert. Diese Vereinigung wurde 1984 von Paul di Felice und Pierre Stiwer, beide Kuratoren und unabhängige Verleger, sowie Paul Bretz, Architekt, gegründet. Sie ist in der zeitgenössischen Kunst und vor allem im Bereich der Fotografie und den bildbezogenen Ausdrucksformen aktiv.

© Markus Spiske, Unsplash

Das Konzept des Europäischen Monats der Fotografie wurde erstmalig im Jahr 2004 vom Europäischen Haus der Fotografie in Paris ins Leben gerufen. Seitdem haben sich die Aufgaben nicht geändert: Entwicklung von Partnerschaften mit anderen europäischen Hauptstädten, Austausch von Fachwissen und Know-how im Bereich des Managements von Fotografiefestivals, Begründung von gemeinsamen Projekten und Förderung des Austauschs zwischen den Fotografen der teilnehmenden Länder.

Die Partner- und Teilnehmerstädte der EMoP a.s.b.l. bilden gleichzeitig das Netzwerk des European Month of Photography. Letzteres setzt sich derzeit aus der Kulturprojekte Berlin GmbH, dem Fotofestival FOTO WIEN in Wien und Imago aus Lissabon, dem Kollektiv FetArt und seinem Festival Circulations aus Paris, dem PhotoBrussels-Festival und der Café-Crème a.s.b.l. in Luxemburg zusammen.

Der EMoPLux wird in Zusammenarbeit mit nahezu allen luxemburgischen Kunstinstitutionen sowie verschiedenen Räumlichkeiten und privaten Galerien organisiert. Aber auch an öffentlichen Orten wie der Nationalbibliothek, dem Nationalarchiv oder dem LUCA (Luxembourg Center for Architecture) werden Ausstellungen gezeigt. Vergessen Sie aber auch nicht, die Hauptstadt zu verlassen, um in Düdelingen, Clerf, Ettelbrück und sogar in unserer Nachbarstadt Trier (Deutschland) die Arbeiten anderer Fotografen zu entdecken!

Für jede Ausgabe wird ein Katalog veröffentlicht.

3 Fragen an ... Pierre Stiwer und Paul di Felice

  • In diesem Jahr findet die 10. Ausgabe des EMoPLux statt. Was waren Ihrer Ansicht nach die wesentlichsten Änderungen, die sich in den letzten zwanzig Jahren in Sachen Fotografie und im Rahmen dieses Events vollzogen haben?

Pierre Stiwer: Die bedeutendsten Änderungen bestehen in der Umstellung von analog auf digital in den 90er Jahren, gefolgt von der massiven Verlagerung der Bildverbreitung ins Internet ab 2010. Seit den 90er Jahren ist die Möglichkeit der Bearbeitung eines Bildes über Photoshop aufgekommen, und zuletzt haben Änderungen durch künstliche Intelligenz zugenommen. Für EMOP bestand seit 2006 die Möglichkeit eines Austauschs mit zahlreichen Künstlern und Kuratoren aus der Europäischen Union und sogar aus Moskau! Zeitweise gab es einen Austausch mit Athen, Bratislava, Budapest, Rom. Später ist dieser Austausch allerdings aufgrund politischer und wirtschaftlicher Wettbewerbe zurückgegangen, die der europäischen Idee weniger zuträglich waren und zu einer Verlagerung in Richtung eines kulturellen Nationalismus auf institutioneller Ebene führten.

Paul di Felice: Die Stellung der Fotografie hat sich seit den 80er Jahren verändert, als wir uns in das Abenteuer des Café-Crème-Magazins gestürzt haben, um die Fotografie als Kunstwerk zu fördern. Seit der ersten Ausgabe des Europäischen Monats der Fotografie im Jahr 2006 bestanden die wesentlichsten Änderungen in der Umstellung von analog auf digital, die wir in drei Ausgaben unter dem Titel "Mutations" untersucht haben. Mit dieser Ausgabe stehen heute unter dem Motto "Rethinking Photography" neue Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Bild im Zeitalter der künstlichen Intelligenz im Zentrum unserer Überlegungen.

  • Welches besondere Event im Rahmen der vergangenen zehn Ausgaben ist Ihnen weiterhin in Erinnerung und warum?

Pierre Stiwer: Es ist schwierig, eine Ausstellung aus den großen Themenbereichen, die im MNHA, Cercle, Casino, Arendt House und Mudam präsentiert wurden, besonders hervorzuheben. Auf rein kuratorischer Ebene sollte immer eine Hängung hervorgehoben werden, die aufgrund ihrer Dimensionen, Stimmung und Angemessenheit zwischen Raum und Geist der Werke richtig ist. Genau aus diesem Grund zeichnet sich die Ausstellung im Mudam aus dem Jahr 2009 zum Thema "Moving Stills" durch die spektakuläre Dimension ihrer Videoprojektionen aus. Die Ausstellungen "DistUrbances" im MNHA aus dem Jahr 2013 und "Bodyfictions" im Cercle aus dem Jahr 2019 mit ihren Zusatzausstellungen im Casino, Arendt House und MNHA bieten einen hinreichend umfassenden Überblick über die interessantesten Entwicklungen in Europa in diesem Bereich.

Paul di Felice: Es gibt kein bestimmtes Event, aber ich erinnere mich, dass beim Festival EMoPLux während der Pandemie der Zugang zu den Ausstellungen nur begrenzt möglich was. Für die europäischen Künstler war die Ausgabe 2021 mit den EMoP Days die Gelegenheit, erstmals (wieder) aus ihrem Atelier herauszukommen.

  • Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen, wo sehen Sie den EMoPLux anlässlich seiner 20. Ausgabe?

Pierre Stiwer: Es wird weder eine 20. Ausgabe unter unserer Leitung, noch die Fotografie im traditionellen Sinne überhaupt geben, vermute ich. Wie im Katalog beschrieben, wird die gedruckte Fotografie von der Rückkehr der Mündlichkeit und des Videos verdrängt werden und somit zu einem Museumsstück werden. Sie wird durch eine Kunst ersetzt werden, die Multidimensionalität bevorzugt. Es werden große Retrospektiven über die traditionelle europäische Fotografie in Peking und Shanghai stattfinden, die wir dann in Europa auf TikTok verfolgen können. Die Käufer werden Asiaten sein. (Lachen)

Paul di Felice: Die 20. Ausgabe wäre im Jahr 2045. Ich wäre dann 92 Jahre alt und etwas weniger aktiv. Ich hoffe, dass ein dynamischer Nachfolger die Arbeit fortsetzen kann, die Pierre Stiwer und ich begonnen haben.

Events, die Sie nicht verpassen sollten

Die Fotografie überdenken: Anwesenheit / Abwesenheit, Sichtbares / Unsichtbares

Im Rahmen der Ausstellung im Cercle Cité werden die zeitgenössischen Herausforderungen der Fotografie erforscht, insbesondere angesichts künstlicher Intelligenz, sozialer Bewegungen und Authentizitätsanforderungen. Von den ausstellenden Künstlern untersucht Émilie Pierson die bulgarische Identität mittels diverser Medien, und Yannick Muller präsentiert einzigartige Blicke auf das tägliche Leben und die adoptiven Zelltherapien. Anna Schmitt realisiert Dokumentarfilme und visuell starke Kunstfilme, während Lucas Leffler Verbindungen zwischen Arbeit und protestantischer Ethik analysiert. Marco Godinho beschäftigt sich mit kulturellen und geografischen Bewegungen in Videos und Performances. Zu guter Letzt erforscht Yann Annicchiarico die menschliche Wahrnehmung unter Verwendung von Nachtfaltern als Symbole.

Sie können die Ausstellung bis zum 29. Juni 2025 besuchen.

Yann Annicchiarico, Gibraltar Night, 2023-2025 - Fotografie
© Yann Annicchiarico
Letizia Romanini, Grotte di Frasassi, Genga, Italien, aus der Serie The Oath of Impermanence, 2023 - Fotografie
© Laurence Bichon

Beyond the frame, Rethinking Photography

In der Ausstellung im Nationalmusée um Fëschmaart hinterfragen die Werke die Zukunft der Fotografie in einer im Wandel begriffenen Welt. Die Künstler erforschen Authentizität, Materie und menschliche Erfahrung, wobei sie die Beziehung zwischen Künstler, Werk und Betrachter neu definieren. Von den sieben ausstellenden Künstlern nutzt Marta Djourina analoge Fotografietechniken, um dreidimensionale Werke zu schaffen. Joan Fontcuberta präsentiert Fotografien, die ausgehend von Pflanzenbeschreibungen mittels künstlicher Intelligenz generiert werden. Letizia Romanini erörtert Erinnerung und Wandel, wobei sie die Bildung von Stalaktiten und Stalagmiten erforscht.

Die Kollektivausstellung kann bis zum 16. Oktober 2025 besucht werden.

Révélation(s) / Portfolio – Plattform

Ein sehr besonderes Event ist das Treffen von aufstrebenden Künstlern aus Luxemburg und Fachleuten der zeitgenössischen Fotografie. Anlässlich dieser Vorstellung von Portfolios profitieren die jungen Fotografen davon, ihre Arbeit internationalen Experten und der breiten Öffentlichkeit im Rahmen eines zehnminütigen Vortrags, gefolgt von individuellen Stellungnahmen der Fachleute, die die Arbeiten gegenüber den Urhebern unter vier Augen kommentieren, präsentieren zu können. Diese Plattform dient als potenzieller Anstoß für zukünftige Ausstellungsprojekte, Veröffentlichungen und Empfehlungen gegenüber anderen Kuratoren und Ausstellungsorten. Interessierte Personen können sich durch Einreichung eines Portfolios bewerben. 

Révélation(s) 2025 findet am 14. Mai in der Abtei Neumünster statt.

Daphné Le Sergent an der Universität Luxemburg

Im Video "Silicon Islands and War" von Daphné Le Sergent wird die Geschichte der Fotografie quer durch die Halbleiterindustrie erforscht, von den ersten digitalen Sensoren bis zu KI-generierten Bildern. Sie beleuchtet die Rolle der Silicon Island Kyushu, eines japanischen Industriepols, der modernste Halbleiter produziert. Die an der Universität Luxemburg präsentierten Bilder rufen Ruinen vergangener Zivilisationen und Naturkatastrophen in Erinnerung, die die zeitgenössische Notsituation unterstreichen.

"Silicon Islands and War" ist bis zum 13. Juni 2025 zu sehen.

Lisa Oppenehim, Monsieur Steichen, Mudam Luxembourg - Ansicht der Ausstellung
© Mareike Tocha, Mudam

Lisa Oppenheim im Mudam

Das Museum für zeitgenössische Kunst Grand-Duc Jean präsentiert Lisa Oppenheim mit "Monsieur Steichen". Die amerikanische Künstlerin präsentiert ein neues Kunstwerk als Antwort auf das künstlerische Schaffen von Edward Steichen, dem in Luxemburg geborenen Fotografen und Konservator. Sie erforscht weniger bekannte Aspekte im Werk von Steichen wie beispielsweise seine Leidenschaft für Blumen, seine Textildesigns und seine Experimente im Bereich der Farbfotografie. Die Ausstellung umfasst fotografische Farbdrucke, überarbeitete Textilmotive, Fotografien der Familie von Steichen und eine florale Außeninstallation. Mit diesen Werken skizziert Lisa Oppenheim ein subjektives und abstraktes Porträt von Edward Steichen und eröffnet einen neuen Vorstellungsraum für das transformative Potenzial des Bildes.

Die Ausstellung läuft bis zum 24. August 2025.

"And the winner is..."

Sylvie Bonnot, Marta Djourina, Raisan Hameed, Simon Lehner und Paulo Simão sind die fünf Nominierten für den Arendt Award 2025. Sie können die Künstler und ihre Werke vom 17. Mai bis 15. September in den Räumlichkeiten von Arendt & Medernach – dem Arendt House – in Kirchberg bewundern. Im Rahmen der Ausstellung werden die Themen Identität, Wahrnehmung und Erinnerung präsentiert, wobei analoge Techniken sowie öffentliche und persönliche Archive genutzt werden. Sie dient der Schaffung einer Form des kreativen Widerstands gegen die zunehmende Immaterialität, die durch künstliche Intelligenz generiert wird.

Die Anwaltskanzlei mit Büros in der ganzen Welt zeichnet seit 2013 alle zwei Jahre einen virtuellen Künstler im Rahmen des European Month of Photography aus. Die Förderung der Fotografie ist eine allgemeine Politik des Hauses, für das die zeitgenössische Kunst eine Leidenschaft ist. Zusätzlich zu den Ausstellungen am luxemburgischen Hauptsitz hat die Gesellschaft über die Jahre hinweg eine Kunstsammlung erstellt, deren Fokus auf den wichtigsten Strömungen der zeitgenössischen Fotografie liegt. 

Reality Check in der Konschthal in Esch an der Alzette

Die Konschthal Esch präsentiert sechs Künstler, die die menschliche Erfahrung und die Natur durch die Fotografie erforschen. Gaëlle Choisne erörtert die haitische Belastbarkeit nach den Erdbeben von 2010. Guillaume Greff offenbart die geheimnisvolle Gegenwart des Wolfs und des Luchses. Erik Kessels erweckt herrenlose Familienalben wieder zum Leben. Birgit Ludwig erkundet umstrittene Erinnerungslandschaften nach den Abkommen von Dayton. Marc Schroeder erzählt von der Deportation der Deutschen aus Rumänien im Jahr 1944. Séverine Peiffer lädt junge Leute zur Erforschung ihrer Identität mit dem Nassplatten-Kollodium-Verfahren ein. Diese Projekte gehen über die Dokumentation hinaus und fordern unsere Vorstellungen von der Welt heraus.

Die Ausstellung findet vom 17. Mai bis 22. Juni 2025 statt.

Birgit Ludwig, Cosmic, 2023. Aus der Serie Antidotes, Bosnien und Herzegowina, 2021-24 - Mittelformat-Filmfotografie
© Birgit Ludwig

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