Die Öffnung zur Welt Luxemburg engagiert sich im europäischen Einigungsprozess

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab Luxemburg seine Neutralität auf, die es nicht vor zwei Invasionen schützen konnte, und sicherte sich einen Platz in den internationalen Gemeinschaften, die sich nach 1945 herausbildeten. Da es verstanden hatte, dass Frieden durch Einheit entsteht, wurde das Land Gründungsmitglied aller großen internationalen Organisationen und eifriger Fürsprecher des europäischen Einigungsprozesses.

Die Aufgabe der Neutralität

Luxemburg ist Gründungsmitglied aller Organisationen zur multilateralen Zusammenarbeit der Nachkriegszeit:

  • die Vereinten Nationen und UNESCO (1945);
  • Benelux (1944);
  • die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) (1948);
  • der Europarat (1949);
  • die Organisation des Nordatlantikvertrags (NATO) (1949);
  • die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) (1961).

Die entscheidende Öffnung erfolgte allerdings erst im Rahmen des europäischen Einigungsprozesses. Als der französische Außenminister Robert Schuman seinen Plan für die Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) 1950 ins Rollen brachte, war Luxemburg interessiert. Mit viel Geschick erreichten die Luxemburger Diplomaten, dass Luxemburg-Stadt 1952 vorläufiger Sitz der Hohen Behörde der EGKS wurde. Durch die Gründung der EGKS wurde der wichtigste Wirtschaftssektor des Großherzogtums, die Eisen- und Stahlindustrie, der Kontrolle einer supranationalen Behörde unterstellt. Für Luxemburg war dies ein Risiko, aber auch eine Chance, da es aufgrund seiner bedeutenden Eisen- und Stahlproduktion in den Gemeinschaftsorganen vollberechtigt vertreten war.

1957 unterzeichnete Luxemburg die Römischen Verträge, die eine Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gründeten und die Nutzung der Kernenergie regelten (Euratom). In den Verhandlungen gelang es der Regierung, den Grundsatz der Rechtsgleichheit aller Staaten, auch des kleinsten, durchzusetzen und eine direkte Vertretung in den europäischen Institutionen zu erreichen.

Luxemburg, Hauptstadt Europas

Seit 1965 ist Luxemburg neben Brüssel und Straßburg eine der drei Hauptstädte der Europäischen Union. Die Hauptstadt des Großherzogtums beherbergt wichtige Institutionen und Einrichtungen der EU: Das Sekretariat des Europäischen Parlaments, den Gerichtshof, die Europäische Investitionsbank, verschiedene Abteilungen der Europäischen Kommission, den Europäischen Rechnungshof, das Amt für amtliche Veröffentlichungen usw.

© SIP / Jean-Christophe Verhaegen

Um die europäischen Institutionen und ihre Tausenden Mitarbeiter zu empfangen, wurde ein komplett neues Viertel in Luxemburg-Stadt errichtet. Der Kirchberg ist heute nicht nur gleichbedeutend mit den europäischen Institutionen, sondern auch eines der wirtschaftlichen Zentren Luxemburgs und ein architektonisches Juwel.

Glühende Europäer

Seine geringe Größe hinderte Luxemburg nicht daran, beim europäischen Einigungsprozess eine aktive Rolle zu spielen.

Premierminister Pierre Werner (1913-2002) kann als Wegbereiter des Euro betrachtet werden. Nachdem man ihn an die Spitze einer Expertengruppe berufen hatte, vertrat er bereits 1970 bei der Europäischen Kommission ein ehrgeiziges Projekt zu einer Währungsintegration (Werner-Plan). Aus diesem Plan entstand eine Währungsunion, die in der Schaffung des Euro mündete.

Drei luxemburgische Staatsmänner, Gaston Thorn (1981-1985), Jacques Santer (1995-1999) und Jean-Claude Juncker (2014-2019), führten bisher den Vorsitz der Europäischen Kommission.

Jean-Claude Juncker zeichnete sich von 2005 bis 2013 auch als Präsident der Eurogruppe aus.

Darüber hinaus ist Luxemburgs Beziehung zu der EU von zwei weiteren Merkmalen geprägt:

  • In Schengen, einem Moseldorf in Luxemburg, wurden das Schengener Abkommen (1985) und das Schengener Übereinkommen (1990) unterzeichnet, welche die Identitätskontrollen an den Grenzen abschaffen.
  • 1985 erhielten das Land und alle seine Einwohner den Karlspreis für ihre beispielhaften und ausdauernden Bemühungen im Interesse der Union der Völker Europas.

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