In Japan übertrifft das Neujahrsfest Weihnachten
In Luxemburg ist Weihnachten gleichbedeutend mit Einheit. Auch wenn die Traditionen des Landes ihren Ursprung im Christentum haben, hat sich das Fest durch die verschiedenen kulturellen Einflüsse weiterentwickelt. Mit diesem Artikel über die Weihnachtsbräuche einer japanischen Familie beginnen wir eine Serie über die verschiedenen ausländischen Gemeinschaften in Luxemburg und was sie verbindet.
In Japan ist das Neujahrsfest viel wichtiger als Weihnachten. Dennoch wollte Harumi, die in Luxemburg lebt, unbedingt für die Feiertage dekorieren. An Silvester bereitet sie Karaage zu, ein köstliches japanisches Brathähnchen, dem sie eine luxemburgische Note verleiht und so zwei Kulturen in einem schmackhaften Gericht vereint.
Im Haus von Harumi (58) liegt eine besondere Weihnachtsstimmung in der Luft. Obwohl Weihnachten in Japan kein nationaler Feiertag ist, hat Harumi lokale Bräuche in ihre Dekoration integriert. Jedes Detail scheint mit viel Sorgfalt ausgewählt, wodurch eine beruhigende, unaufdringliche und gleichzeitig warme Atmosphäre entsteht. Es wird schnell klar, dass Harumi ihr Zuhause mit Hingabe in einen einladenden Rückzugsort verwandelt hat.
Im Wohnzimmer steht ein hübscher Weihnachtsbaum, geschmückt mit Lichterketten und glitzernden Kugeln. Trotz der liebevollen Dekoration bleibt der Baum nur eine temporäre Erscheinung. Anders als in westlichen Ländern, wo er oft bis zum Dreikönigstag stehen bleibt, wird er in Japan traditionell direkt nach Weihnachten abgebaut. Dieser Brauch symbolisiert den schnellen Übergang zu Neujahr, dem wichtigsten Fest im japanischen Kulturkalender. „Für die Japaner ist Weihnachten eher ein geselliges und kommerzielles Fest“, erklärt Harumi. Tatsächlich hat Weihnachten im von Shintoismus und Buddhismus geprägten Japan keine tief verwurzelte Tradition.
Mit dem Abbau des Weihnachtsbaums beginnen die Vorbereitungen für das Neujahrsfest. Traditionelle Dekorationen wie Kadomatsu – aus Bambus, Kiefer und Pflaumenblüten – ersetzen die Weihnachtsdekoration. Diese symbolisieren Wohlstand und Glück für das kommende Jahr.
Harumi stammt aus Tokio und zog 1998 nach Paris, bevor sie sich 2006 in Luxemburg niederließ. Nach einem vierjährigen Studium der japanischen Sprache in Tokio setzte sie ihre akademische Laufbahn in Frankreich fort und studierte dort zwei Jahre Marketing.
Am Heiligabend feiert Harumi im kleinen Kreis mit ihrem Mann Maurice (55), ihrer Tochter Elena (19) und engen Freunden. Das Menü vereint europäische und japanische Traditionen, mit frischen Austern, geräuchertem Lachs, Gänseleber und einem gebratenen Kapaun mit leicht japanischem Touch. Ein Highlight des Abends ist Karaage, mariniertes und frittiertes Huhn nach japanischer Art. Harumi verleiht dem Gericht eine luxemburgische Note, indem sie Kastanienmehl verwendet, um dem Huhn eine knusprigere Textur zu geben. Als Dessert serviert sie Kakis, eine asiatische Frucht.
Nach dem Essen tauscht die Familie Geschenke aus und spielt, wenn Zeit bleibt, Gesellschaftsspiele.
In ihrer Heimat feierte Harumis Familie das Jahresende auf andere Weise. Traditionell besuchen Japaner Tempel, lauschen den Glockenschlägen und schreiben Neujahrskarten. Zu dieser Zeit wird das Gericht Osechi serviert – ein Dreigängemenü aus Meeresfrüchten, Fleisch und Gemüse, bei dem jede Speise symbolische Wünsche wie langes Leben oder Wohlstand repräsentiert. Dieses Jahr hat Harumi nur einen Wunsch: Frieden und Harmonie auf der Welt.
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