Frauensport in Luxemburg: 8 Porträts für den 8. März (II)
Anlässlich des Internationalen Frauentags, der am 8. März in zahlreichen Ländern weltweit gefeiert wird, porträtieren wir acht luxemburgische Sportlerinnen. Wir lassen ihre früheren Meisterleistungen Revue passieren und werfen auch einen Blick auf ihre derzeitigen Projekte. Diese Sportlerinnen dienen als Inspiration für kommende Generationen von Mädchen, die am Anfang ihrer sportlichen Laufbahn stehen und gegen Stereotypen und Diskriminierungen kämpfen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die Karrieren von Christine Majerus, Amy Thompson, Patrizia Van der Weken und Lena Rocca vor. Der erste Artikel dieser Reihe war den Errungenschaften von Lory Koster, Ni Xia Lian, Norma Zambon und Sandra Schwinninger gewidmet
Christine Majerus (1987-), an der Spitze des internationalen Radsports
Der Radsport war eigentlich nicht Christine Majerus' erste Wahl, was den Sport angeht. Zunächst ist sie aktive Leichtathletin und wird über 400m und 800m mehrmals luxemburgische Meisterin. Erst mit etwa 20 Jahren wechselt sie zum Radsport, als sie Verletzungen daran hindern, beim Laufen die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Auf zwei Rädern brilliert sie von Anfang an und geht in den Disziplinen Straßenrennen, Cyclocross und Einzelzeitfahren an den Start. In Luxemburg ist sie seit mehr als einem Jahrzehnt unangefochtene Landesmeisterin (12x im Cyclocross, 14x im Straßenrennen und 16x im Einzelzeitfahren) und wird siebenmal zur Sportlerin des Jahres gewählt. Mit ihrer Mannschaft Team SD Worx – in die sie 2013 eintrat und bei der sie bis Ende 2024 unter Vertrag steht – erreicht sie die Spitze des weltweiten Frauenradsports. Bei ihrer dritten Teilnahme an den Olympischen Spielen (Tokio 2020 nach ihren Erfolgen in London 2012 und Rio 2016) wird sie 20. im Straßenrennen und 21. im Einzelzeitfahren. Eine Bestätigung ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen von Paris 2024 steht noch aus.
Leidenschaft für den Radsport, auch im Buchformat
Christine Majerus ist ebenfalls Illustratorin. Anfangs war das Zeichnen ein Zeitvertreib, wenn sie anlässlich von Wettkämpfen einige Zeit in Hotelzimmern zubringen musste. Nach und nach wurde es zu einer Leidenschaft. Nun können wir uns im Rahmen des Buchs "E Vëlo fir de Muli" (Editions Revue) von dieser eher unbekannten Seite der luxemburgischen Radsportlerin überzeugen. Um was geht es in dem Buch? Natürlich dreht sich alles um das Radfahren!
Amy Thompson (1994-), die rote Löwin des luxemburgischen Fußballsports
Amy Thompson beginnt mit Turnen, Schwimmen und Ballett, bevor sie im Alter von 10 Jahren feststellt, dass sie Fußball und Tischtennis lieber mag. Mit 14 Jahren muss sie sich zwischen diesen beiden Sportarten entscheiden, und entscheidet sich für Fußball. Ab diesem Alter spielt sie dann auch in Frauenmannschaften, zunächst für den FC Progrès Niederkorn. Danach ist sie nicht mehr aufzuhalten: mit 16 Jahren debütiert sie in der luxemburgischen Nationalmannschaft, anschließend spielt sie von 2013 bis 2015 in der Bundesliga in Deutschland. Sie ist auch die erste luxemburgische Fußballspielerin, die in die Vereinigten Staaten geht, wo sie in New York studiert.
Zurück in Luxemburg muss sie aufgrund einer Verletzung pausieren und wird Trainerin des FC Progrès Niederkorn. 2021 steht sie dann als Spielerin des FC Mamer 32 wieder auf dem Platz. Sie wird zudem zweimal hintereinander zur besten Spielerin der luxemburgischen Fußballmeisterschaft gekürt: Dribble d'or 2022 und 2023.
Die Geschichte des luxemburgischen Frauenfußballs kommt ins Fernsehen
Amy Thompson spricht den ersten und letzten Satz im Dokumentarfilm "Um Ball" der Regisseurin Tessy Troes, die selbst ebenfalls fußballbegeistert ist. Dieser Film zeichnet die Geschichte des luxemburgischen Frauenfußballs seit 1972 nach, dem Jahr, in dem das erste offizielle Spiel der Frauen in Luxemburg zwischen Belvaux und Bissen stattfand. Anhand von Erfahrungsberichten ehemaliger Spielerinnen werden in dem Film die Hürden von Frauenmannschaften im Großherzogtum aufgezeigt, die lange Zeit den spöttischen Blicken bestimmter Männer ausgesetzt waren, was leider noch immer vorkommt.
Patrizia Van der Weken (1999-), die erste Luxemburgerin, die sich für Paris 2024 qualifiziert
Das Jahr 2023 läuft für Patrizia Van der Weken besonders gut. Sie gewinnt Gold im Sprint über die 100m bei den Spielen der kleinen Staaten von Europa und der Universiade. Sie stellt zudem mehrere ihrer eigenen Rekorde ein, darunter zweimal ihre Bestleistung über die 100m während der Freiluftsaison (11''05 und anschließend 11''02), was ihr ihre Teilnahme an den nächsten Olympischen Spielen sichert. Sie wird so zur ersten Athletin der Mannschaft Team Lëtzebuerg, die sich für Paris 2024 qualifiziert hat.
Patrizia Van der Weken hat 2015 ihre erste Medaille gewonnen. Bei ihrer ersten Teilnahme an den Spielen der kleinen Staaten von Europa gewinnt sie Bronze im 4x100m-Lauf. In Luxemburg steht sie seit 2017 an der Spitze der Klassifizierung: sie ist achtmalige luxemburgische Meisterin in der Halle und fünfmalige luxemburgische Outdoor-Meisterin . Sie belegt derzeit Platz 28 der Weltrangliste in der Disziplin über 100m.
Sie beschließt das außergewöhnliche Jahr mit der Auszeichnung als Sportlerin des Jahres 2023, welche vom Nationalen Verband der Sportjournalisten vergeben wird.
Lena Rocca (1999-), Pionierin des E-Sports
Vom Nintendo DS-Spielen mit ihren Brüdern im Alter von 10 Jahren bis hin zur Teilnahme an den E-Sports Weltmeisterschaften 2022 mit der luxemburgischen Nationalmannschaft im Alter von 23 Jahren. Die Leistung von Lena Rocca ist beachtlich, da sie die erste Luxemburgerin ist, die am wichtigsten Wettbewerb des E-Sport teilnimmt.
Als Profi zu spielen, stand für sie anfangs nicht zur Debatte. Sie hat nach ihrem Sekundarschulabschluss und anschließend an der Universität verstanden, dass sie nicht die notwendige Zeit hat, um nach ihren Kursen intensiv zu trainieren, und so nicht das Niveau aufweist, um Profi zu werden. Dennoch ist es ihr gelungen... und das in einem weitgehend männerdominierten Bereich, in dem Geschlechterstereotypen häufig verankert sind. Auch wenn der E-Sport lange Zeit stigmatisiert und nicht als echter Sport verstanden wird, hat sich dies inzwischen normalisiert, aber die aktiven Frauen sind immer noch in der Minderheit.
Bei ihrer Teilnahme an den E-Sports Weltmeisterschaften 2022 gehört Lena Rocca einem gemischten Team an, in dem sie die einzige Frau ist. Nach dieser Erfahrung besteht eines ihrer Projekte in der Gründung eines CS (Counter Strike)-Frauenteams und der Teilnahme an den Qualifikationen für die Weltmeisterschaften.
Vom E-Sport über die Biologie zur Mode
Lena Rocca ist auch Model. Sie beginnt damit im Alter von sieben Jahren und läuft bei einem gesellschaftlichen Event für einen Freund der Familie. Mit 19 Jahren wird sie allerdings von einem Fotografen gebeten, bei einer Fotosession mitzumachen. Seitdem bekommt sie zahlreichen Anfragen für Shootings und läuft auch auf der Fashion Week von Paris und Luxemburg. Sie vereinbart diese Tätigkeit mit ihrem Biologiestudium in Deutschland: sie besitzt einen Bachelor in Biologie und studiert mittlerweile im Rahmen eines Masters in Biologie mit Schwerpunkt Medical Life Science.
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