Imkerei Jungels, im Reich der Bienen

Im grünen Norden Luxemburgs geht ein Bienensummen durch die hügelige Landschaft des Naturparks Our. Häufig sind es die Bienen von Victor Jungels, die man bei ihrer Arbeit hört, bei der sie von einer Blüte zur anderen fliegen, um Honig zu produzieren, der reich an verschiedenen Aromen ist. Seit über drei Jahrzehnten ist der Name Jungels mit traditioneller Imkerei verbunden. Hier enthält der Honig weder Konservierungsmittel noch sonstige Zutaten. Wir haben ihn einen ganzen Tag lang begleitet, um mehr über sein handwerkliches Können zu erfahren, das weit über die simple Herstellung von Honig hinausgeht.

Wussten Sie schon, dass männliche Bienen keinen Stachel haben und daher nicht stechen können? Und dass eine Königin täglich bis zu 2.000 Eier legen kann, um das Überleben des Volks zu sichern? Oder dass die Arbeiterinnen die Drohnen am Ende der Paarungszeit töten? Diese Anekdoten zeugen von der beeindruckenden Organisation der Bienenwelt. Eine Welt, in der sich der Imker Victor Jungels, der sein Leben der Züchtung dieser faszinierenden Insekten und der Herstellung eines einmaligen Honigs widmet, sehr gut auskennt.

Eine Feststellung, die keineswegs übertrieben ist: bei der Imkerei Jungels wandert der Honig ohne Umweg von der Wabe direkt ins Glas. "Vun der Wab an d'Glas" [Von der Wabe ins Glas], wie er stolz sagt. Weder künstliche Zusätze noch Konservierungsmittel. Nur reiner Honig, mit größter Sorgfalt geerntet und abgefüllt. 

Ein reiner und natürlicher Honig

Bevor der goldene Nektar jedoch schlussendlich in die Gläser und am liebsten auf eine Scheibe Brot gelangt, liegt ein langer Arbeitsweg vor dem Imker. Bei Tagesanbruch tritt er in Aktion und geht zu seinen Bienenstöcken. Sein täglicher Rhythmus richtet sich nach dem der Bienen. "Mit der Arbeit beginnt man am besten morgens, wenn die Temperaturen noch frisch sind und es in den Bienenstöcken ruhig ist. Sobald jedoch die wärmende Sonne zum Vorschein kommt und die Bienen aktiv werden, lässt man sie in Ruhe. Tagsüber stört man sie idealerweise nicht: sie sind bei der Arbeit und werden Ihnen dies auch zu verstehen geben", erläutert Victor Jungels.

Seine Völker sind hauptsächlich rund um die Wälder im Naturpark Our angesiedelt, da die vielfältigen Landschaften dort ausgezeichnete Bedingungen bieten, um einen unverfälscht schmeckenden Honig herzustellen. Im Sommer arbeiten über 15 Millionen Bienen für die Imkerei.

Sobald der goldene Nektar aus den Waben hervortritt, geht Victor zu seiner Werkstätte. Dort macht das Summen der Bienen dem Lärm der Maschinen Platz. Die Honiggewinnung erfolgt unter Einsatz von professionellen Gerätschaften vollständig automatisch, was bei Hobby-Imkern nicht der Fall ist, wie er uns wissen lässt. Der süßliche Geruch des frisch geernteten Honigs erfüllt die Luft und steigt in die Nase – eine unwiderstehliche Versuchung, die dazu verleitet, einfach den Finger in den Kübel zu tauchen und diesen noch lauwarmen goldenen Nektar zu probieren.

Nach seiner Gewinnung wird der Honig in große Kübel gefüllt, wo er einige Tage lagert. Anschließend wird der Honig in die Gläser abgefüllt. In einem guten Jahr kann Victor 4 bis 5 Tonnen Honig ernten, und er verfügt über ein äußerst vielfältiges Angebot: Frühjahrshonig, Löwenzahnhonig, Sommerhonig, Waldhonig, Lindenblütenhonig, Propolishonig und "Wëllkär-Hunneg" [Buchweizenhonig], ein kräftigerer Honig. All dies Honigsorten werden direkt an die Verbraucher verkauft.

Das Angebot beschränkt sich allerdings nicht auf diesen goldenen Nektar. Victor verkauft zudem Pollen, Honiglikör, Met – auch Honigwein genannt –, sowie diverse Nebenprodukte wie Wachs für Möbel, Kerzen oder Propolis.

Les colonies de Victor Jungels sont principalement installées autour des forêts.
© SIP
L'extraction du miel est complètement automatisée avec du matériel professionnel.
© SIP

Eine komplett autonomer Imker

So viele Erzeugnisse, die das handwerkliche Wissen und Können der Imkerei Jungels veranschaulichen. In einer Branche, in der man professionelle Imker an einer Hand abzählen kann, setzt sich Victor Jungels als Maßstab durch. Mit einer Erfahrung von mehr als 35 Jahren ist der Bienen-Bauernhof der älteste des Landes. Das Abenteuer hat in den 1980er Jahren begonnen, als sich die Eltern von Victor Jungels der Imkerei zuwandten. Davor hatten sie einen klassischen Landwirtschaftsbetrieb. Vor zehn Jahren hat ihr Sohn Victor das Ruder übernommen. Heute leitet er sein Unternehmen gemeinsam mit seinen Eltern und der wertvollen Hilfe von Saisonarbeitern oder Studierenden.

Der Betrieb ist zweigeteilt: einerseits die Honigherstellung mit 210 Völkern an 20 Standorten von Brandenburg aus in den Norden; andererseits die Züchtung von Königinnen mit 200 bis 300 Völkern im Sommer, die nur der Fortpflanzung dienen.

Die Imkerei Jungels ist praktisch der einzige Betrieb, der ausschließlich von den Erzeugnissen aus dem Bienenstock lebt. "Darum ist die Vermarktung äußerst wichtig: sie gibt uns mehr Sicherheit, macht uns unabhängig von den Supermärkten und ermöglicht uns eine umfassende Kontrolle unserer Produktion. Wir setzen insgesamt auf Direktverkauf", betont Victor.

Dies ist jedoch nicht der einzige Vorzug des Unternehmens. Alles ist selbstgemacht, und die Familie stellt die gesamte Kette vom Bienenstock bis zum Verbraucher sicher: die Honigherstellung, die Pflege der Bienenvölker, die Verpackung, die Etikettierung, ohne die regelmäßige Präsenz auf den Märkten zu vergessen. Laut der Familie Jungels ist die Tatsache, alles selbst zu machen, ein Beweis für Qualität, Transparenz und Vertrauen. "Durch die Kontrolle des gesamten Prozesses gewährleisten wir eine Top-Qualität", ergänzt Victor.

Was allerdings bei Jungels an erster Stelle steht, ist der Erhalt der Bienengesundheit: dazu muss die Genetik gut angepasst sein, erläutert Victor. "Durch die Züchtung unserer eigenen Königinnen konnten wir unsere Bienen vitaler, gesünder und resistenter gegen Varroamilben machen. Im Rahmen unserer Züchtung ist es uns gelungen, Völker auszuwählen, die sich selbst gegen diesen Parasiten verteidigen können. Wir sind europaweit einer der ersten Bienen-Bauernhöfe, der keine Behandlungen gegen Varroamilben benötigt. Dies erhöht das allgemeine Wohlbefinden unserer Bienen. Das ist ein echter Fortschritt".

Im Winter geht die Arbeit weiter

In der Imkerei Jungels gleicht kein Tag dem anderen, auch nicht im Winter. Die Jahreszeit ist ruhiger, aber die Arbeit hört nicht auf: "Wir nutzen die Gelegenheit, das Material zu prüfen, die Maschinen zu warten und uns auf einigen Märkten zu zeigen. Wir kontrollieren die Völker, füttern sie, und im Oktober ist die Saison beendet. Anschließend beginnen wir mit der Verarbeitung des Honigs", erklärt Victor.

Das Ganze geht dann so bis März weiter, bevor die Saison wieder anläuft. Zu dieser Zeit werden die Bienen wieder aktiv, die ersten Blumen kommen zum Vorschein, und die Völker wachsen allmählich wieder. "Wir gehen zu den einzelnen Bienenstöcken, um nachzuschauen, ob sie den Winter gut überstanden haben".

Ab April erntet Victor den ersten Honig: Frühjahrshonig, der zügig gewonnen werden muss, da er schneller kristallisiert. Dann folgt die nächste Ernte, anschließend die Ernte für den Sommerhonig, seine Hauptproduktion. Dieser Honig bleibt länger flüssig und wird Ende August geerntet.

Ab dann zieht der Winter nach und nach ins Land, und der Kreis schließt sich... bevor es einige Monate später mit demselben Engagement und derselben Leidenschaft wieder losgeht.

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