Eine Einführung ins "Lëtzebuergesch"

Haben Sie schon mal von Luxemburgisch gehört? Als Sprache klingt es manchmal nach Niederländisch, Rheinländisch, Französisch oder Deutsch. Sie wird hauptsächlich in Luxemburg und den Nachbarregionen genutzt. Lange Zeit war sie eine gesprochene Sprache und wurde, zum Beispiel, im Parlament gemieden. Auch wenn Luxemburgisch eine kleine Sprache ist, so wurde ihr Status über die letzten Jahrzehnte gestärkt. Sie wird nun auch vermehrt als Schriftsprache benutzt, vor allem durch die sozialen Medien und mobilen Nachrichtendienste.

Ihre (ersten?) Worte auf Luxemburgisch:

 

Deutsch

Luxemburgisch

Guten Tag, Hallo Moien
Auf Wiedersehen, Tschüss Äddi
Wie geht's? Wéi geet et?
Mir geht's gut/schlecht Mir geet et gutt/schlecht
Wo ist...? Wo befindet sich...? Wou ass...?
die Bäckerei? ... de Bäcker?
die Metzgerei? ... de Metzler?
ein gutes Restaurant? ... e gudde Restaurant?
der Bahnhof? ... d’Gare?
das Kino? ... de Kino?
der Flughafen? ... de Flughafen?
Wieviel kostet das? Wéivill kascht dat?
Könnte ich die Speisekarte haben? Kann ech de Menu kréien?
Bitte Wann ech gelift
Danke Merci
Ja Jo
Nein Nee
Wie bitte? Wat gelift?
Gern geschehen/Bitte schön! Gär geschitt!
Entschuldigung Pardon
Ich habe ein Zimmer reserviert. Ech hunn en Zëmmer reservéiert.

Was ist Luxemburgisch denn eigentlich?

Luxemburgisch ist eine Sprache im westmitteldeutschen, moselfränkischen Sprachenraum. Bis ins 19. Jahrhundert war sie hauptsächlich eine gesprochene Sprache, dann entstand nach und nach auch eine Literatur auf Luxemburgisch.

Mit der Zeit entwickelte sich ein nationales Bewusstsein in Verbundenheit mit der Luxemburger Sprache: historische Momente wie die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg und sozio-demografische Entwicklungen wie die Diversifizierung der Gesellschaft in den 1960er- und 1970er-Jahren spielten eine wichtige Rolle in dieser Hinsicht. 1984 wurde Luxemburgisch per Gesetz zur Nationalsprache (siehe Kasten).

Laut der rezentesten Volkszählung von 2021 ist Luxemburgisch ist die Erstsprache der meisten Luxemburger, vor Portugiesisch und Französisch, und wird von ca. 49% der Einwohner gesprochen. Deutsch liegt auf dem 6. Platz. Zeitgleich mit dem demografischen Wandel nimmt das Verhältnis jener Einwohner, die Luxemburgisch als Erstsprache angeben, proportional zur Gesamtbevölkerung ab. In absoluten Zahlen nimmt dieser Anteil jedoch zu. 

Im Luxemburgischen gibt es eine große Anzahl regionale und lokale Dialekte.

Luxemburgisch lernen

Luxemburgisch kann man über die Plattform llo.lu ganz einfach selbst erlernen. Das Nationale Spracheninstitut bietet ebenfalls Luxemburgisch-Kurse an und ist als nationale Zertifizierungsstelle für Diplome und Zertifikate zur luxemburgischen Sprache anerkannt. Darüber hinaus gibt es ein breit gefächertes Angebot an Kursen, die von privaten oder öffentlichen Trägern organisiert werden.

Personen die die luxemburgische Staatsbürgerschaft erwerben wollen und dafür einen Nachweis luxemburgischer Sprachkenntnisse benötigen, können dies im Übrigen nur am Nationalen Spracheninstitut (INLL) tun.

Luxemburgisch, rechtlich betrachtet

Der Gebrauch des Luxemburgischen wird vom Gesetz vom 24. Februar 1984 geregelt.

  • Artikel 1 dieses Gesetzes bestimmt, dass Luxemburgisch die Nationalsprache der Luxemburger ist.
  • Artikel 2 legt fest, dass Französisch die einzig zulässige Gesetzessprache ist – alle legalen Texte müssen auf Französisch formuliert werden, und nur diese Sprachversion ist verbindlich.
  • Darüber hinaus werden Luxemburgisch, Französisch und Deutsch als offizielle Verwaltungssprachen Luxemburgs definiert. Diese Gleichwertigkeit wird allerdings etwas differenziert: so müssen Verwaltungen diese drei Sprachen im Rahmen der ihnen gegebenen Möglichkeiten nutzen.

Seit dem 1. Juli 2023 ist die Luxemburger Sprache auch in der luxemburgischen Verfassung verankert. Artikel 4 bestimmt: „Die Sprache des Großherzogtums Luxemburg ist Luxemburgisch. Die Verwendung der luxemburgischen, französischen und deutschen Sprache wird gesetzlich geregelt.“

Wo und wann schwätzt und schreift man Lëtzebuergesch?

Im UNESCO-Weltatlas wird Luxemburgisch momentan noch als eine bedrohte beziehungsweise potentiell gefährdete Sprache geführt. Aufgrund von Luxemburgs mehrsprachiger Umgebung wird Luxemburgisch effektiv am Arbeitsplatz häufig weniger benutzt und ist als Sprachkompetenz weniger gefragt als z.B. Französisch oder Englisch, die als Verkehrssprachen gelten. Dies ist aber auch vom jeweiligen Wirtschaftssektor abhängig.

Luxemburgisch wird im alltäglichen Leben viel benutzt. In des Volkszählung 2021 wurden Luxemburger und ausländische Einwohner gefragt, wie sie Luxemburgisch sehen. Laut besagter Studie benutzen 61,2% der Bevölkerung Luxemburgisch in ihrem täglichen Leben, sei es am Arbeitsplatz, in der Schule oder zu Hause. Darüber hinaus steigt die Anzahl von Einwohnern, die Luxemburgisch als Fremd- oder Zweitsprache lernen beziehungsweise beherrschen. 

Der Schriftgebrauch von Luxemburgisch wächst stetig, vor allem wegen seines Gebrauchs als Verkehrssprache in den sozialen Medien und mobilen Nachrichtendiensten. Einen weiteren Aufschwung erlebte die Sprache 2008 mit dem neuen Gesetz zur Erlangung der luxemburgischen Staatsbürgerschaft, für welche Antragstellende einen Sprachentest in Luxemburgisch bestehen müssen. Das Interesse am Luxemburgischlernen erreichte in den letzten Jahren einen neuen Höchststand und die Zahl der Luxemburgischkurse am Nationalen Spracheninstitut hat sich zwischen 2008 und 2022 mehr als verdreifacht.

Verschiedene Maßnahmen unterstützen das Wachstum und die Entwicklung der Luxemburger Sprache und ihres Status: Aus dem Gesetz von 2018 zur Förderung der luxemburgischen Sprache gingen der Kommissar für die luxemburgische Sprache und das Zenter fir d'Lëtzebuerger Sprooch (Zentrum für die luxemburgische Sprache, ZLS) hervor. Zudem kam es 2022 zu einer gesetzlichen Reform des Nationalen Spracheninstituts (Institut national des langues Luxembourg, INLL). Ebenfalls 2022 hieß die Regierung einen 50 Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog gut zur Förderung der luxemburgischen Sprache.

Seither wurden einige bereits bestehende Projekte neu belebt, während andere ins Leben gerufen wurden:

  • das Lëtzebuerger Online Dictionnaire (Luxemburgisches Online-Wörterbuch, lod.lu) in sechs Sprachen, inklusive Zeichensprache mit Beispielsätzen, Tonaufnahmen, Redewendungen, Sprichwörtern, Synonymen und einer Vielzahl an lernunterstützenden Tools;
  • die Selbstlernplattform llo.lu, auf der man Kurse vom PC oder Smartphone aus belegen und im eigenen Tempo absolvieren kann;
  • (...)

Die luxemburgische Sprache im Ausland

Lëtzebuergesch wird allerdings nicht nur im Großherzogtum gesprochen, sondern auch noch in geringem Maße im Osten der belgischen Province de Luxembourg, im äußersten Nordwesten des französischen Departements Moselle sowie entlang der deutsch-luxemburgischen Grenze.

Infolge der Auswanderung großer Teile der luxemburgischen Bevölkerung nach Rumänien (9. und 14. Jh.) und in die Vereinigten Staaten (19. Jh.) hat sich der Gebrauch des Luxemburgischen auch im Mittleren Westen Amerikas sowie in Siebenbürgen (Transsilvanien) verbreitet, und Varianten haben sich dort bis heute gehalten.

Das "Schnëssen"-Projekt (luxemburgisch für "plappern") sammelt über seine mobile App viele Daten über das Luxemburgische. Hier werden die Luxemburger regelmäßig zu ihrem Sprachgebrauch befragt, um das Luxemburgische und seine vielen regionalen und lokalen Varianten zu kartieren. Das Ergebnis sind nicht nur spektakuläre Einblicke in den heutigen Gebrauch des Luxemburgischen, sondern auch ein Hort von Informationen und Daten für Forscher. Das von der Universität Luxemburg geleitete Projekt betreibt auch eine sehr informative Facebook- und Twitter-Seite.

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