Schengen: 40 Jahre europäische Geschichte an Bord eines Schiffes

Der 14. Juni 1985 ist ein Schlüsseldatum für die Europäische Union und insbesondere für Luxemburg. An eben diesem Tag wurde das Schengener Übereinkommen an Bord der MS Princesse Marie-Astrid unterzeichnet, die am Moselkai des kleinen luxemburgischen Ortes vertäut war. Anlässlich des 40. Jahrestags der Unterzeichnung des Übereinkommens öffnet das Schengen-Museum wieder seine Türen, und die komplett renovierte Prinzessin Marie-Astrid Europa wird als zentraler Bestandteil der neuen immersiven Ausstellung feierlich vorgestellt. Historisches Event am 14. Juni 2025 in Schengen!
Prinzessin Marie-Astrid Europa, Comeback eines symbolträchtigen Schiffes
Die am 14. Juni 1985 am Rande von Schengen ankernde MS Princesse Marie Astrid hat dazu beigetragen, der luxemburgischen Ortschaft weltweite Bekanntheit zu verschaffen. Das Übereinkommen, das symbolisch für den freien Verkehr und die Abschaffung der Grenzen in Europa steht, wurde in der Tat an Bord dieses Schiffes unterzeichnet.
1992 wurde es nach Deutschland verkauft und fuhr unter dem Namen MS Regensburg als Ausflugsschiff auf der Donau. 2021 wurde das Schiff von der Gemeinde Schengen in Kooperation mit dem Staat Luxemburg zurückgekauft. Die Idee hinter dem Erwerb ist die Aufwertung des Schiffes als zentrales Element der neuen immersiven Ausstellung des Schengen-Museums.
Das Schiff mit dem neuen Namen Prinzessin Marie-Astrid Europa wird unter anderem Schauplatz einer dynamischen Installation sein, die die Geschichte der Unterzeichnung der Übereinkommen erzählt. Am Unterzeichnungsort werden die Besucher auf eine Reise durch die Zeit mitgenommen und genau in den Raum versetzt, in dem die Vertreter der ersten Unterzeichnerstaaten des Übereinkommens im Jahr 1985 empfangen wurden.
Die Rückkehr der Prinzessin Marie-Astrid Europa ist für ihre offizielle Einweihung am 14. Juni 2025 anlässlich der zum 40. Jahrestag des Schengener Übereinkommens organisierten Feierlichkeiten vorgesehen. Anschließend bleibt sie in fahrtüchtigem Zustand an ihrem Anlegeplatz in Schengen liegen und kann zu besonderen Anlässen durch Europa fahren.
Parallel zur Modernisierung des Schiffes wurde auch das Schengen-Museum umgebaut und wird anlässlich der Feierlichkeiten wieder eröffnet.
"Der Gedenktourismus kommt hier mehr denn je zur vollen Geltung und spielt eine Schlüsselrolle bei der Reflexion über die Vergangenheit und Zukunft Europas. Unser Land hat die Europäische Union stets leidenschaftlich unterstützt und verkörpert durch seinen Multikulturalismus die Grundwerte der Europäischen Union." Lex Delles, Minister für Wirtschaft, KMU, Energie und Tourismus.
Das Schengener Übereinkommen, eine Geschichte der europäischen Zusammenarbeit, Einheit und Öffnung.
Schengen: ein Übereinkommen, ein Raum, ein Geist
Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und die Niederlande unterzeichnen am 14. Juni 1985 das Schengener Übereinkommen. Dadurch schaffen diese Länder schrittweise die Kontrollen an ihren Binnengrenzen ab und führen den freien Verkehr für ihre Staatsbürger und zudem für die Bürger anderer Mitgliedstaaten und bestimmter Drittländer ein.
Am 19. Juni 1990 unterzeichnen dieselben Länder das Schengener Durchführungsübereinkommen, durch das das Übereinkommen ergänzt wird und die Sicherungsmodalitäten und -maßnahmen zur Errichtung eines Gebiets ohne Kontrollen an den Binnengrenzen festgelegt werden. Das Übereinkommen tritt 1995 in Kraft.
Das Schengener Übereinkommen und das Durchführungsübereinkommen bilden den Schengen-Besitzstand, der 1999 in den Rahmen der Europäischen Union integriert und in EU-Recht überführt wird.
Heutzutage ermöglicht der Schengen-Raum der Bevölkerung der Europäischen Union, die Binnengrenzen der Mitgliedstaaten zu passieren, ohne dabei kontrolliert zu werden oder ihren Reisepass vorzeigen zu müssen. Insgesamt 27 europäische Länder, darunter 23 der 27 Mitgliedstaaten und 4 Länder der Europäischen Freihandelsassoziation (Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz), gehören dazu.
"Offene Grenzen zeugen von Aufgeschlossenheit", so lautet Martina Kneips Definition des Geistes von Schengen, der in diesem kleinen luxemburgischen Ort an der Mosel allgegenwärtig ist. In der im Dreiländereck Luxemburg-Frankreich-Deutschland gelegenen Region sind die Grenzen für die Bewohner, die sie tagtäglich passieren, kaum spürbar. Wenn die Direktorin des Europäischen Museums Schengen über ihre Region spricht, dann definiert sie sie ganz ohne Zweifel unabhängig von nationalen Grenzen. "Die Schengener Übereinkommen sind für unser Land symbolträchtig", erklärt sie. "Dank dieser Abkommen wurde Luxemburg als Land bekannt, in dem die Grundsätze der Europäischen Union gebührend gelebt wurden".
Ein bisschen Geschichte: Luxemburgs Rolle im europäischen Einigungsprozess
Die jüngere Geschichte Luxemburgs und diejenige der aktuellen Europäischen Union sind untrennbar verbunden. Vielleicht war es kein Zufall, dass die historische Initiative zur Einigung der Europäer nach dem Zweiten Weltkrieg von einem französischen Außenminister ausging, der in Luxemburg als Sohn eines französischen Vaters und einer luxemburgischen Mutter geboren wurde, nämlich Robert Schuman. Als Schuman 1950 seinen Plan zur Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) ins Leben rief, war Luxemburg mit eingebunden.
Die EGKS war ein erster Schritt auf dem gemeinsamen europäischen Weg, der sich einige Jahre später festigte. 1957 unterzeichnete Luxemburg mit Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien und den Niederlanden die Römischen Verträge über die Gründung einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Nutzung der Kernenergie (Euratom).
Die Erweiterung um neue Mitgliedstaaten und die Unterzeichnung neuer Verträge haben der EWG erlaubt sich weiterzuentwickeln. Aus ihr bildete sich dann in den nachfolgenden Jahrzehnten die Europäische Union heraus, wie wir sie heute kennen. Unter den zahlreichen Verträgen, die zu dieser Entwicklung beigetragen haben, ist das Schengener Übereinkommen besonders eng mit Luxemburg verbunden. Nicht nur, da das Land zu den sechs Gründungsländern zählt, sondern auch, weil die Unterzeichnung im luxemburgischen Ort Schengen stattfindet, wodurch das Land Millionen von Bürgern bekannt wird.
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