Straßen der Frauen: zu Ehren luxemburgischer Frauen (II)

Anlässlich des Internationalen Frauentags, der am 8. März in zahlreichen Ländern weltweit gefeiert wird, porträtieren wird acht außergewöhnliche Luxemburgerinnen, die im öffentlichen Raum gewürdigt werden. Dieser Tag dient nicht nur dem Rückblick auf ihre Kämpfe und Errungenschaften in der Vergangenheit, sondern auch dem Ansporn kommender Generationen von Frauen, die zukünftig in den Straßen des Großherzogtums zu Ehren kommen sollen. Dieser Artikel blickt auf das Leben von Marie Heffenisch, Lily Unden, Annette Lacroix und Marie-Paule Peffer zurück. Der erste Artikel dieser Reihe widmet sich den Errungenschaften von Marie-Thérèse Hartmann, Aline de Saint-Hubert, Lou Koster und Joséphine Jaans.

Marie Heffenisch (1902-1985), Trägerin der "Ordre de la Résistance"-Medaille (Orden des Widerstands)

Als Menschenrechtsaktivistin engagiert sich Marie Heffenisch stark in den luxemburgischen Widerstandsbewegungen während des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Tod ihres Ehemanns Sébastian Carmes im Jahr 1932 zieht sie nach Düdelingen und übernimmt die Leitung des Hotels Hengesch. 1941 wird die Ortsgruppe des Lëtzebuerger Fräiheetsbond in den Räumlichkeiten des Hotels gegründet, das auch als Versteck für illegale Zeitungen und Flugblätter sowie als Unterkunft für sieben Fahnenflüchtige dient. Marie kümmert sich ebenfalls um falsche Papiere.

Das Hotelversteck wird 1944 von den Besatzern entdeckt; Marie Heffenisch wird verhaftet, kommt in Luxemburg und Deutschland ins Gefängnis und wird anschließend ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Laut ehemaligen Mitgefangenen war sie in Ravensbrück nicht wiederzuerkennen: sie gibt ihr Essen an junge Mädchen weiter und argumentiert, dass sie selbst bereits alt sei und junge Menschen diesen Horror überleben müssen.

Marie Heffenisch überlebt das Martyrium und kehrt nach der Befreiung des Konzentrationslagers 1945 nach Luxemburg zurück. Sie erhält die "Ordre de la Résistance"-Medaille. Die Städte Colmar-Berg und Düdelingen haben Straßen nach ihr benannt.

Wussten Sie schon?

Der Lëtzebuerger Fräiheetsbond, dessen Ortsgruppe von Düdelingen in dem von Marie Heffenisch geleiteten Hotel gegründet wurde, ist eines der Gründungsmitglieder der Fondation nationale de la Résistance (Nationale Stiftung des Widerstands).

Wenn Sie mehr über den luxemburgischen Widerstand und die Gedenkprojekte erfahren möchten, dann sind die beiden folgenden Links ein Muss:

Lily Unden (1908-1989), Malerin, Dichterin und Widerstandskämpferin

Das Leben von Lily Unden wird durch die beiden Weltkriege und ihre künstlerische Berufung geprägt. Sie wird in Longwy geboren, wo ihr Vater als Hütteningenieur arbeitet, wird jedoch bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit ihren Eltern nach Mühlenbach zurückgebracht. Nach ihrem Abitur studiert sie Kunst in Brüssel, Paris, Metz und Straßburg und ist anschließend als Malerin tätig. Als Mitglied des Cercle artistique du Luxembourg stellt sie dort regelmäßig ihre Gemälde und Zeichnungen aus. Während des Zweiten Weltkriegs sieht sie sich gezwungen, ihren Beruf auszusetzen, da sie sich weigert, sich der Nazibewegung anzuschließen. Als Mitglied der Widerstandsbewegung wird sie 1942 von der Gestapo verhaftet, kommt in Luxemburg und Deutschland in mehrere Haftanstalten und wird schließlich ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert.

Nach der Befreiung nimmt sie wieder Kurse an der Kunstakademie der Columbia University in New York auf und kehrt anschließend nach Luxemburg zurück, wo sie ihre Laufbahn als Kunstlehrerin an verschiedenen Schulen einschlägt.

Als Mitglied der Amicale des femmes concentrationnaires et prisonnières politiques (Freundeskreis der Frauen in Konzentrationslagern und politischen Gefängnissen) und des Conseil national de la Résistance begleitet sie ihr Engagement für den Rest ihres Lebens. Die Städte Differdingen, Sassenheim, Steinfort und Weiler-la-Tour haben Straßen nach ihr benannt. Seit 2015 trägt ein Flüchtlingsheim in Limpertsberg ihren Namen.

Wussten Sie schon?

Lily Unden, die vor allem als Malerin bekannt war, hat auch das Schreiben von Gedichten kultiviert. Ihr dichterisches Werk ist von ihren Kriegserinnerungen und ihren schmerzhaften Erfahrungen im Konzentrationslager geprägt. Hier ein Auszug ihres Gedichts Fraternité (Bruder):

J'ai oublié ta voix ta prière ton nom
Mais je sais que ta vie, ta vie dont tu fis don
À ta chère patrie et à l'humanité,
N'a pas été perdue et n'est pas effacée,
Qu'elle vit et revit dans la fraternité.
(Ich habe deine Stimme, dein Gebet und deinen Namen vergessen
Aber ich kenne dein Leben, das Leben, das du hast
deiner lieben Heimat und der ganzen Menschheit gegeben
es ist nicht verloren, es ist nicht ausgelöscht
weil es in Brüderlichkeit lebt und auflebt.)

Die Straßen der Frauen

Der Conseil national des femmes du Luxembourg - CNFL (Nationaler Frauenrat Luxemburg) hat 2009 das Projekt "Les rues au féminin" (Die Straßen der Frauen) ins Leben gerufen, um die politischen Entscheidungsträger dafür zu sensibilisieren, die Visibilität verdienstvoller und engagierter Frauen im öffentlichen Raum Luxemburgs zu erhöhen.

Der CNFL hat in Zusammenarbeit mit den luxemburgischen Behörden und kommunalen Organen mehrere Aktionen zur Gleichstellung von Frauen und Männern ins Leben gerufen. Im Rahmen der anlässlich des Weltfrauentags organisierten Aktion "Affichons l'égalité" (Lasst uns Gleichheit zeigen) erhalten bestehende Straßen vorübergehend und symbolisch die Namen von Frauen, die die Geschichte geprägt haben. Die Aktion "Who is she?Qui êtes-vous Madame" (Wer sind Sie?) befasst sich ihrerseits mit den bestehenden offiziellen Straßen, die mit einem Bildelement und einem QR-Code versehen werden, um mehr über die Biografien berühmter Frauen zu erfahren.

Annette Lacroix (1927-2013), erste Frau im Staatsrat

Das Leben von Annette Lacroix, verheiratete Schwall, ist eng mit der Verteidigung der Frauenrechte verbunden. Obwohl sie aus einer bekannten und wohlhabenden Familie stammt, setzt sie sich schon als junges Mädchen für soziale Gerechtigkeit ein. Während der Besatzungszeit weigert sie sich, der Hitlerjugend beizutreten, und wird des Gymnasiums verwiesen. Erst nach dem Krieg kann sie ihr Studium in Luxemburg und Paris wieder aufnehmen, um Anwältin zu werden.

Sie schließt sich der luxemburgischen Frauenrechtsbewegung an und erarbeitet gemeinsam mit anderen Juristinnen Gesetzesentwürfe für die Emanzipation der Frau. Diese Texte zu den Wirkungen der Ehe in Bezug auf die jeweiligen Rechte und Pflichten der Ehegatten werden von der damals einzigen weiblichen Abgeordneten Astrid Lulling in die Abgeordnetenkammer eingebracht. "Der vorliegende Gesetzesentwurf dient der Beschleunigung einer Reform, die verheirateten Luxemburgerinnen Gleichheit vor dem Gesetz zusichert, wie sie laut unserer Verfassung vorgesehen ist, jedoch durch die Bestimmungen unseres Bürgerlichen Gesetzbuchs, laut denen verheiratete Frauen auf die gleiche Stufe wie Kinder und Geistesschwache herabgesetzt werden, unmöglich gemacht wird", lautet es in der Begründung einer dieser Entwürfe.

1975 wird sie zum Mitglied des Staatsrats ernannt und ist somit die erste Frau, die dort einen Sitz erhält. Seit der Einrichtung dieses Organs im Jahr 1856 mussten über 100 Jahre vergehen, bis eine Frau einzieht: Annette Lacroix ist Mitglied Nummer 134. Sie hat dort 24 Jahre lang einen Sitz inne.

Der Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen bleibt ihr Steckenpferd, insbesondere die Lohngleichheit, und sie engagiert sich in der Luxemburgischen Verband der Akademikerinnen und im Nationalen Frauenrat. Sie setzt sich aber auch für benachteiligte Personen ein und wird 1988 Mitglied des Verwaltungsrats des Roten Kreuzes Luxemburg. Die Städte Luxemburg und Steinfort haben Straßen nach ihr benannt.

Wussten Sie schon?

Annette Lacroix erhielt im Jahr 2008 den Anne-Beffort-Preis der Stadt Luxemburg.

Seit 2003 wird dieser Preis einer Einzelperson, einer gemeinnützigen Organisation, einer Gruppe oder einer Institution verliehen, die sich für die Förderung der Chancengleichheit der Geschlechter einsetzt.

Dieser Preis wurde nach der Mitgründerin des Lycée de Jeunes Filles in Luxemburg und ersten Lehrerin im Großherzogtum benannt. Erfahren Sie mehr über diese Person in unserem Artikel über die luxemburgischen Pionierinnen.

Marie-Paule Peffer (1929 -1999), Bruch der Tabus in Sachen Familienplanung

Marie-Paule Peffer, verheiratete Molitor, wird häufig mit dem Adjektiv aufklärerisch in Verbindung gebracht. Ihre Entscheidung, ein Medizinstudium zu absolvieren, ist für die damalige Zeit keinesfalls üblich, aber sie erhält die Unterstützung ihrer Familie. Nach ihrem Abitur in Lausanne studiert sie Medizin mit Schwerpunkt Gynäkologie in der Schweiz.

Seit Beginn ihrer beruflichen Laufbahn setzt sie sich für eine moderne Sexualerziehung ein: sie engagiert sich für den Zugang zu Verhütungsmethoden und die Entkriminalisierung von Abtreibungen, Probleme, die in der luxemburgischen Gesellschaft der 1960er und 1970er Jahre tabu sind. Sie ist schreibgewandt und nutzt dies für die Abfassung ihrer Stellungnahmen und von zahlreichen Briefe an Redaktionen von Zeitungen, aber auch für ihre Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften. Dieser Kampf ruft heftige Reaktionen der konservativen Kräfte und sogar der Ärztekammer hervor, die eine Kampagne gegen ihren Plan zur Gründung der luxemburgischen Bewegung für Familienplanung und Sexualerziehung führt und ein Disziplinarverfahren gegen die Gynäkologin eröffnet. Die Bewegung wird schließlich 1965 ins Leben gerufen und seit 1972 vom Staat subventioniert. Sie ist von 1981 bis 1992 deren Vorsitzende. Im Rahmen der Reform der Abtreibungsgesetzgebung im Jahr 1978 erhalten die Planning familial-Zentren ihre gesetzliche Grundlage.

Während ihrer Karriere werden ihr zahlreiche Auszeichnungen verliehen, insbesondere der Verdienstorden des Großherzogtums Luxemburg im Jahr 1997. Die Städte Bartringen, Differdingen, Mamer, Sassenheim und Strassen haben Straßen nach ihr benannt.

Wussten Sie schon?

Der Schwangerschaftsabbruch (IVG): in Luxemburg kann jede schwangere Frau vor dem Ende der 12. Schwangerschaftswoche oder vor der 14. Amenorrhöwoche (Ausbleiben der Regelblutung) einen Schwangerschaftsabbruch verlangen.

Im Dezember 2014 ist das neue Gesetz über den Schwangerschaftsabbruch (IVG) in Kraft getreten. Damit kam es zu wesentlichen Änderungen: der Schwangerschaftsabbruch steht nicht mehr im Strafgesetzbuch, der Begriff "Notlage" erscheint nicht mehr im Gesetz und die 2. psychosoziale Beratung für volljährige Frauen ist nicht mehr zwingend.

Alle Informationen sind auf der Website des Ministeriums für Gesundheit verfügbar.

Anmerkung der Redaktion

Für die Abfassung der Biographien der in diesem Artikel vorgestellten Frauen wurden verschiedene Quellen herangezogen, unter anderem das Projekt Les rues au féminin (Die Straßen der Frauen) (Nationaler Frauenrat Luxemburg), das Projekt Fraendag.lu (CID Fraen an Gender) und das Luxemburger Autorenlexikon (Nationales Literaturzentrum).