Die Top 5 der luxemburgischen Radrennfahrer, die die Zuschauer haben träumen lassen Erfahren Sie mehr über die Radrennfahrer, die Luxemburgs Ansehen steigerten

Auch wenn die Luxemburger in vielen Sportarten auf sich aufmerksam machten, haben sie vor allem im Radsport ihre Spuren hinterlassen. Ein Anstieg im Hagelsturm, ein gebrochener Rahmen mitten im Rennen und zwei Brüder, die eine beispielhafte Loyalität an den Tag legen - hier sind fünf Geschichten von luxemburgischen Radfahrern, die Tausende von Menschen im Großherzogtum und darüber hinaus zum Träumen gebracht haben (und immer noch bringen). Und weil die Auswahl so groß ist, gibt es zwei besondere Erwähnungen.

Charly Gaul

Das Phänomen Charly Gaul hat einige der schönsten Seiten des luxemburgischen Radsports geschrieben. Geboren am 8. Dezember 1932 in Luxemburg-Stadt, wird er als bester Bergfahrer der Tour de France in den Jahren 1955 und 1956 bekannt, ein Titel, dem er 1958 alle Ehre macht, als er die Tour gewinnt, ebenso wie den Giro d'Italia in den Jahren 1956 und 1959. Als unvergleichlicher Bergfahrer trat er mühelos und effizient in die Pedale, meisterte Berge und die schwierigsten Anstiege. Diese Leichtigkeit, mit der er die steilsten Pässe überwand, brachte ihm in den 50er Jahren den Spitznamen Engel der Berge ein.

Seinem ganz eigenen Rhythmus folgend – sein Getriebe hatte zwei Zahnradzacken weniger als das der Konkurrenten – erhob er sich kaum aus dem Sattel und schien von einer Kraft, einem Willen, einer unsichtbaren Verbissenheit getrieben, die ihn Anstieg nach Anstieg, Hügel um Hügel erklimmen ließ.

Die Legende entstand 1956 beim Giro d'Italia. Am 8. Juni während des 12 km langen Anstiegs zum Monte Bodone hielt Charly Gaul unbeirrt durch, obwohl katastrophale Witterungsbedingungen herrschten: es schneite und die Temperaturen sanken bis auf -10 °C. Während einige Fahrer das Rennen lieber unterbrachen, um unterwegs ein heißes Bad zu nehmen, machte er ohne nachzulassen weiter und gewann nicht nur die Etappe, sondern wurde schließlich sogar Gesamtsieger.

© Ministerialabteilung für Sport

"Auf dem Rad war Charly Gaul ein Mysterium. Ein im Regen triumphierendes Männlein mit einem Blick à la Buster Keaton, das nichts mehr liebte als schlechtes Wetter, um seine Höchstleistungen als unvergleichlicher Bergfahrer zu erbringen."

- Eric Fottorino in seinem Nachruf in der Tageszeitung Le Monde, am 7. Dezember 2005

Jean Asselborn

Jean Asselborn ist seit 2004 Luxemburgs Aussenminister. In seiner Freizeit ist der Chef von Luxemburgs Diplomatie ein passionierter Radfahrer. Ob für ein Interview in Köln oder seine jährliche "Tour de France", bei der er über 1.000 km im Sattel zurücklegt - Jean Asselborn schwingt sich regelmäßig auf das Fahrrad und ist für seine Touren durch die Region bekannt.

© SIP / Jean-Christophe Verhaegen

Christine Majerus

Christine Majerus (*1987) begann ihre Sportlerkarriere in der Leichtathletik und wurde mehrfach luxemburgische Meisterin im 400m- und 800m-Lauf. Leider durchkreuzt eine Fußverletzung alle ihre Hoffnungen. Glück im Unglück könnte man meinen. Denn Christine Majerus ist fest entschlossen, den Sport nicht aufzugeben, und beschließt, sich dem Radsport zu widmen. 2011 gewann sie die Coupe de France und wurde im selben Jahr luxemburgische Meisterin im Radcross, im Zeitfahren und im Straßenrennen. Ihre Leidenschaft für das Radfahren macht sie zu einer vielseitigen Fahrerin, die sowohl auf der Straße als auch im Cyclocross glänzt.

Infolgedessen belegt sie regelmäßig Plätze unter den besten Fahrern der Welt, wie bei den Radcross-Weltmeisterschaften für das Team Boels Doelmans. 2012 nahm sie auch an den Olympischen Spielen in London teil, gefolgt von einer Teilnahme in Rio de Janeiro im Jahr 2016.

Für diese außergewöhnlichen Leistungen wurde sie mehrmals zu Luxemburgs Sportlerin des Jahres gewählt und ihr wurde die Ehre zuteil, die Flagge beim Einzug der luxemburgischen Athleten in die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu tragen.

© Boels-Dolmans Cycling Team / George Deswijzen

Ralph "Dizzy" Diseviscourt

Der Extrem-Radsportler Ralph Diseviscourt ist Anhänger von Radrennen, deren Bewältigung unmöglich scheint: Race Around Austria (2.200km), Race Around Switzerland (auch "Tortour" genannt), Race Across France (2.500km), Race Across America (5.000km): die Distanz spielt für den Luxemburger scheinbar keine Rolle. 2020 sucht er dementsprechend eine neue Herausforderung und bricht den 24 Stunden-Weltrekord im Radfahren.

915,39km in 24 Stunden mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 39,1km/h, das muss ein Weltrekordhalter im Übrigen leisten. Nebenbei bricht er neun andere Strecken- oder Stundenweltrekorde. Er gibt sich nicht damit zufrieden, und verbessert seine Leistung im August 2021 mit 927,86km, ohne dabei jedoch den neuen Weltrekordhalter, den Österreicher Christoph Strasser, vom Thron zu stoßen.

Ralph "Dizzy" Diseviscourt wird am 3. Juli 1976 in Wiltz geboren. Er entdeckt den Radsport relativ spät im Alter von 27 Jahren, etabliert sich aber schnell. Nach seinen ersten Erfahrungen ab dem Jahr 2011 wagt er 2014 endgültig den Schritt zum Extremradsport. Er gewinnt demnach das Race Across the Dolomites 2014, die Tortour 2015 und 2018, das Race Across Italy 2016, 2018 und 2019, das Race Across France in 2019 und belegt beim Race Across Austria 2019 den dritten Platz. Er brilliert jedoch beim renommierten Race Across America, bei dem er 2016 den 4. Platz und 2018 den 2. Platz nach einem Rennen über 9 Tage, 12 Stunden und 33 Minuten belegt.

© Luc Diseviscourt

Nicolas Frantz

1928 schreibt der Luxemburger bei der Tour de France Geschichte. Unterstützt von seinem Team, trägt er ab der ersten Etappe das gelbe Trikot und legt es auch nicht mehr ab. Und bis zur 19. Etappe von Metz nach Charleville-Mézières scheint auch alles gut zu gehen. Etwa hundert Kilometer vor dem Ziel bricht sein Fahrradrahmen. Aber das Glück ist ihm hold, und er leiht sich das Rad einer Zuschauerin. Das Rad ist natürlich viel zu klein für ihn, aber er schafft es dennoch ins Ziel und - welch unglaubliche Leistung - verteidigt das gelbe Trikot.

 

© Ministerialabteilung für Sport

Andy und Fränk Schleck

Die aus Mondorf stammenden Radsport-Brüder Fränk (*1980) und Andy Schleck (*1985) haben rund um das Jahr 2010 die Schleck-Mania ausgelöst. Die beiden Brüder nehmen gemeinsam an der Tour de France teil und lassen weltweit Tausende von Zuschauern träumen.

Fränk und Andy Schleck nehmen sehr früh an Wettbewerben teil und beweisen ihr Talent auf nationaler Ebene, bevor sie 2003 bzw. 2004 die internationale Bühne betreten. Fortan reiht sich Sieg an Sieg.

Für das Duo bleibt jedoch insbesondere die Etappe der Tour de France vom 25. Juli 2009 in Erinnerung, als Andy beim Anstieg zum Mont Ventoux immer wieder Gas gibt und dabei seine außerordentliche Hartnäckigkeit beweist und die eigentlichen Anwärter auf den Sieg hinter sich lässt. Ihm gelingt ein legendäres Ausreißmanöver, trotz der Tatsache, dass er sich mehrere Kilometer lang weigert, seinen Bruder Fränk im Stich zu lassen.

Nach einem emotionsgeladenen Rennen beendet Andy Schleck 2010 die Grande Boucle als Zweiter hinter dem Spanier Alberto Contador. Nach dessen Disqualifizierung wegen der Einnahme unerlaubter Substanzen wird ihm 2014 der Sieg von der Internationalen Radsportunion (UCI) zuerkannt.

2011 schreiben die Brüder noch eines der schönsten Kapitel der Tour de France, indem sie sich bei der abschließenden Gesamtwertung auf dem 2. (Andy) und 3. Platz (Fränk) wiederfinden.

François Faber

François Faber, auch der "Riese von Colombes" genannt, hält mit fünf Etappensiegen in Folge, die er 1909 bei der Tour de France errang, einen Weltrekord im Radrennsport. Er gewinnt im gleichen Jahr das gelbe Trikot und wird damit zum Helden der Nation. Luxemburg ist somit das erste ausländische Land, das die Grande Boucle gewinnt!

François Faber wurde 1887 in Aulnay-sur-Iton in Frankreich als Sohn eines Luxemburgers aus Wiltz und einer französischen Mutter geboren. 1904 nahm er eine Stelle als Dockarbeiter im Hafen von Courbevoie an, wo ihn sein Bruder für den Radsport begeisterte. Die Tour de France 1909 hat ihn zur Legende gemacht. Er gewann 5 Etappen in Folge, dann eine sechste, legte insgesamt 580 km in Ausreißergruppen zurück und erreichte als erster die Champs-Élysées. Von 1910 bis 1914 nahm er an der Tour de France teil und stellte seine Leistung unter Beweis, ohne jedoch siegen zu können.

1914 meldete sich François Faber zur Fremdenlegion. Am 5. Mai 1915 erfuhr er nahe Mont-Saint-Eloi, dass seine Frau Eugénie eine Tochter zur Welt gebracht hatte. Am 9. Mai galt François Faber nach einem Angriff auf die "Ouvrages blancs" nahe Carency als vermisst. Seine Leiche wurde niemals gefunden.

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