Der Finanzsektor, Kernstück der Wirtschaft
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Luxemburg verfügt über einen soliden und innovativen Finanzplatz. Mit über 120 internationalen Banken aus 25 Ländern und einem Vermögen von etwa 1.000 Milliarden Euro spielt der Finanzplatz eine Schlüsselrolle für den Wohlstand des Landes. Der CEO von Luxembourg for Finance, Tom Theobald, erläutert uns die Herausforderungen, denen der Finanzplatz aktuell gegenübersteht.
Der Finanzsektor ist für die luxemburgische Wirtschaft äußerst wichtig. Mit mehr als 60.000 Arbeitsplätzen zählt er zu den größten Arbeitgebern des Großherzogtums und leistet einen maßgeblichen Beitrag zum Reichtum des Landes. Über 120 Banken aus 25 Ländern sowie internationale Finanzinstitute und Versicherungsgesellschaften haben ihren Sitz am Finanzplatz, wo sie ein Vermögen von etwa 1.000 Milliarden Euro verwalten.
Im exklusiven Triple A-Klub
Diese beachtliche Geldsumme, die die Banken im Rahmen ihrer Finanzaktivitäten verwalten, veranschaulicht perfekt, dass die wirtschaftliche Gesundheit des Finanzzentrums auf soliden und tragfähigen Beinen steht.
Eine geringe Verschuldung, bewältigbare Staatsschulden und eine ausgewogene Politik sind die Zutaten für diese Stabilität, die dem Großherzogtum die Wahrung seines AAA-Ratings ermöglichen, diesem wertvollen „Sesam-öffne-dich“, der von den Ratingagenturen Moody’s, S&P Global, Fitch und DBRS Morningstar vergeben wird. Australien, Dänemark, Deutschland, die Niederlande, die Schweiz, Norwegen und Schweden sind zusammen mit Luxemburg die einzigen Länder, die dem kleinen Kreis mit diesem Triple A -Status angehören.
Die UCITS-Fonds (Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities, UCITS) sind Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW). Luxemburg hält einen Marktanteil von 32% an europäischen OGAW, die 13,8 Milliarden Euro des verwalteten Vermögens ausmachen. (Quelle LFF)
Bei Hedgefonds handelt es sich um alternative Investmentfonds, die sich durch die Suche nach maximaler Rendite auszeichnen, d. h. durch die Suche nach einer positiven Performance, unabhängig von der Entwicklung der Finanzmärkte. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzen Hedgefonds verschiedene Verwaltungsstrategien, bei denen Long-Positionen (Käufe) und Short-Positionen (Leerverkäufe) kombiniert werden, sodass sie sowohl von den Ups als auch den Downs der Märkte profitieren. (Quelle BCL)
Ein Eldorado für Investmentfonds
Investmentfonds gelten als die wahren Rennpferde des Finanzplatzes. Der Gesamtwert des von ihnen verwalteten Vermögens geht über 5.000 Milliarden Euro hinaus. Die enorme Menge dieses Kapitals ist ein ausgezeichneter Indikator für die Bedeutung des Finanzplatzes weltweit. Das Großherzogtum ist das führende Investmentfondszentrum in Europa und weltweit an zweiter Stelle nach den Vereinigten Staaten, was die verwalteten Volumina anbelangt.
Der Finanzplatz ist der "Lieblingsstandort" für UCITS-Fonds und alternative Fonds wie beispielsweise Private Equity-Fonds, Hedgefonds, Immobilien- und Infrastrukturfonds. Zahlreiche Investmentfonds entscheiden sich für eine Niederlassung in Luxemburg aufgrund der fondsfreundlichen Gesetzgebung, des attraktiven Steuerrahmens und der fest etablierten Regulierung des Landes.
Leader im Bereich Green Finance
Wie ein Perpetuum mobile hat der Finanzplatz seit seiner Gründung nie aufgehört, innovative Dienstleistungen anzubieten. Er erfindet sich immer wieder neu, um sich den wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen anzupassen. 2007 hat er begonnen, sich mit der Börsennotierung des ersten Green Bonds durch die Europäische Investitionsbank als Key Player im Bereich der nachhaltigen Finanzen zu positionieren.
2016 hat die Luxemburger Börse die Luxembourg Green Exchange (LGX) ins Leben gerufen, die erste Plattform weltweit für grüne Wertpapiere und nachhaltige Finanzinstrumente. Mit über 3.700 börsennotierten nachhaltigen Wertpapieren, die sich insgesamt auf 1.000 Milliarden Euro belaufen, positioniert sich das Großherzogtum in diesem Sektor weltweit an der Spitze.
Der Finanzplatz setzt allerdings auch auf die Entwicklung von Finanzprodukten im Fintech-Bereich, da in diesen Produkten die Zukunft der Finanzwirtschaft liegt. Mit einem vorteilhaften regulatorischen Rahmen gewinnt Luxemburg innovative Unternehmen in den Bereichen Blockchain und Digital Finance für sich.
3 Fragen an Tom Theobald, CEO von Luxembourg for Finance
Worin unterscheidet sich der Finanzplatz Luxemburgs von anderen europäischen oder weltweiten Finanzzentren?
Unser Finanzplatz sticht seit mehreren Jahrzehnten aufgrund seines grenzüberschreitenden Fachwissens und der den verschiedenen Akteuren gebotenen Möglichkeit zum weiten Vertrieb ihrer Produkte auf internationaler Ebene hervor. Beispielsweise vertreibt die luxemburgische Investmentfondsindustrie, die hinter den Vereinigten Staaten weltweit auf Platz zwei rangiert, ihre Produkte in über 80 Ländern. Zudem repräsentiert Luxemburg derzeit einen Anteil von nahezu zwei Dritteln der alternativen Fonds in Europa.
Luxemburg verfügt über einen äußerst diversifizierten Finanzplatz und hat Fachwissen in verschiedenen Teilen der Wertschöpfungskette der globalen Finanzindustrie aufgebaut. Egal ob es um Asset-Management, Versicherungen, Corporate Banking, Vermögensverwaltung oder Kapitalmärkte geht, dient Luxemburg als Eingangstor zum europäischen Markt und verbindet Europa mit dem globalen Kapital.
Im Herzen Europas hebt sich Luxemburg auch durch seine Mehrsprachigkeit hervor, die es möglich macht, Akteuren aus der ganzen Welt einen Standort zu bieten und eine sehr breite internationale Kundschaft zu bedienen. Schlussendlich profitiert das Großherzogtum von einer großen wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Stabilität, aufgrund derer sich das Land unter den wenigen Staaten mit einem Triple A-Rating halten kann, und es wartet mit einem international ausgerichteten regulatorischen Rahmen auf, der ein hohes Maß an Rechtssicherheit bietet und allen europäischen und internationalen Vorschriften und Normen entspricht.
"Luxemburg repräsentiert derzeit einen Anteil von nahezu zwei Dritteln der alternativen Fonds in Europa."
Tom Theobald, CEO von Luxembourg for Finance
Welche sind die wichtigsten Herausforderungen, denen der luxemburgische Finanzplatz aktuell gegenübersteht?
Wie alle europäischen Finanzplätze ist auch das luxemburgische Finanzzentrum stets auf der Suche nach hoch qualifizierten Talenten, um sein Erstarken in der Wertschöpfungskette fortzusetzen, die neuen Anforderungen in Sachen internationale Vorschriften zu gewährleisten oder bei den Finanzdienstleistungen an der Spitze der Innovation zu bleiben. Die von der Regierung verabschiedeten jüngsten Maßnahmen (Prämien für junge Arbeitnehmer, neue Regelung für Impats, attraktivere Gewinnbeteiligung) sollten bei der Einstellung junger Talente in einem Umkreis, der nunmehr weit über die Großregion hinausgeht, helfen.
Diese neuen Fachleute werden zudem die Förderung des Innovationstempos und insbesondere des digitalen Wandels ermöglichen. Die Finanzindustrie muss in der Tat massiv in die Digitalisierung ihrer Dienstleistungen investieren, neue Technologien (KI, Blockchain) in ihre Prozesse integrieren und sich mit den Mitteln ausstatten, um die zunehmenden Risiken in Sachen Cybersicherheit zu bewältigen.
Gleichzeitig muss zudem alles daran gesetzt werden, dass das luxemburgische Finanzzentrum ein Schlüsselelement der zukünftigen Spar- und Investitionsunion wird, die es ermöglichen muss, das Kapital, egal woher es stammt, im europäischen Raum besser einzusetzen.
Wie integriert der Finanzplatz aufkommende Technologien wie Blockchain oder Künstliche Intelligenz?
Luxemburg hat bereits sehr früh in Infrastrukturen investiert, mit denen der digitale Wandel sichergestellt werden soll, wie beispielsweise in den Zugang zum Hochgeschwindigkeitsinternet und die Einrichtung leistungsstarker Datenzentren. Dazu gesellt sich demnächst MeluXina-AI, ein neuer, für die Anwendung Künstlicher Intelligenz optimierter Supercomputer.
Die Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) war europaweit die erste Aufsichtsbehörde, die ab 2014 zu kryptobasierten Vermögenswerten klar Stellung bezog und ein Weißbuch über die Nutzung von KI im Finanzsektor ab 2018 einführte. Vor Kurzem hat die CSSF mit Clarence, der luxemburgischen abgekoppelten, souveränen Cloud, ein strategisches Abkommen unterzeichnet.
Mit der Gründung des LhoFT, das auf eine öffentlich-private Initiative zurückgeht, entstand 2017 ein nationaler Fintech-Hub, der technologischen Start-ups wachstumsförderliche Bedingungen bietet, indem Verbindungen zur Finanzindustrie hergestellt werden, die auf der Suche nach innovativen Lösungen ist.
Im Dezember 2024 hat der Gesetzgeber ein viertes "Blockchain-Gesetz" verabschiedet. Seit 2019 und der Verabschiedung eines ersten Gesetzes, das mit digitalen Vermögenswerten verbundenen Tätigkeiten die Türen öffnete, verfügt Luxemburg nun über einen gesetzlichen Rahmen, der europaweit zu den fortschrittlichsten zählt. Er bietet Unternehmen, die digitale Vermögenswerte halten, begeben oder tauschen möchten, Klarheit und Rechtssicherheit. Ein sicheres Umfeld, von dem die HSBC-Bank bei der Implementierung ihrer globalen Tokenisierungsplattform Orion in Luxemburg profitierte. Der amerikanischen Vermögensverwaltungsgesellschaft Franklin Templeton kam dieser gesetzliche Rahmen im Herbst 2024 bei der Auflegung eines ersten UCITS-Fonds, der sich auf eine öffentliche Blockchain stützt, ebenfalls zugute. Und dies ist sicherlich erst der Anfang.
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