Portugal und Luxemburg - eine unerschütterliche Partnerschaft Vergangenheit und Gegenwart der gemeinsamen Geschichte Portugals und Luxemburgs

Die gemeinsame Geschichte von Portugal und Luxemburg beginnt mit der Hochzeit von Prinz Wilhelm Alexander von Nassau und der Infantin von Portugal Maria Anna von Braganza im Jahr 1893. Seither sind die Beziehungen zwischen den beiden Ländern von gegenseitiger Hilfe und Hoffnung in schweren Zeiten geprägt: Portugal war im Zweiten Weltkrieg der erste Zufluchtsort der großherzoglichen Familie, und in den 1960er Jahren zog es zahlreiche Portugiesen zum Arbeiten nach Luxemburg. Das heutige Großherzogtum kann man sich ohne die Vielfalt und die Stärke der zwischen den beiden Ländern im Laufe von mehr als einem Jahrhundert des Austauschs geknüpften Beziehungen nicht mehr vorstellen. 

Land der Hoffnung in schweren Zeiten

Seit der Hochzeit von Prinz Wilhelm Alexander von Nassau – der im Jahr 1905 als Wilhelm IV. den großherzoglichen Thron bestieg – mit der Infantin von Portugal Maria Anna von Braganza, Tochter des gestürzten Königs Michael I. von Portugal, sind mehr als 125 Jahre vergangen.

Die Union, die im Jahre 1893 eingegangen wurde, hatte erhebliche Auswirkungen auf die Geschichte Luxemburgs. Seit 1890 hat das Land eine rein luxemburgische Dynastie – das Haus Luxemburg-Nassau – und diese Heirat sichert die großherzogliche Linie bis heute. Aus dieser Ehe entstammten sechs Töchter, von denen die zweitgeborene, Charlotte, die Geschicke des Landes in turbulenten Zeiten übernahm. Ihr gelang es zweimal, die Dynastie vor dem Untergang zu retten (im Jahr 1919 bei der Besteigung des Throns und 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg).

Diese Union kann also als Ausgangspunkt der zeitgenössischen Geschichte der portugiesisch-luxemburgischen Beziehungen betrachtet werden. Durch die Heirat wurden nämlich nicht nur zwei Personen vereint, sondern auch zwei Völker, die seither einen gemeinsamen Weg gehen, sich gegenseitig helfen und zu Ländern der Hoffnung in schweren Zeiten wurden.

Alain Welter, ein Luxemburger Street Art Künstler in Lissabon

De Moler vu Koler goes Lissabon

Alain Welter, geboren und aufgewachsen in Luxemburg, ist ein Street Artist und Illustrator. Ob eine Wand, ein Bus, eine Brücke, Fassaden, Kühltürme, Bierflaschenetiketten oder Geschäftsräume - Alain verleiht der Welt einen Hauch von Farbe, wo immer er kann. Anlässlich seines Auftritts in Lissabon haben wir uns mit ihm unterhalten.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des Kulturzentrums Kulturfabrik in Esch an der Alzette, der Galeria de Arte Urbana de la Câmara Municipal de Lisboa und der luxemburgischen Botschaft in Lissabon im Rahmen der Kulturhauptstadt Esch2022.

Wussten Sie schon?

Während Alain Welter in Lissabon sein urbanes Wandgemälde gestaltet, kreiert die portugiesische Künstlerin Mariana Duarte Santos eins in Esch an der Alzette. Das Werk wird während der Nuit de la Culture (Nacht der Kultur) vom 13. bis zum 15. Mai 2022 eingeweiht.

Mit dem Zweiten Weltkrieg wurden die Beziehungen zwischen Portugal und Luxemburg weiter verstärkt. Durch den Einfall der deutschen Truppen im Mai 1940 verlor das Großherzogtum seine Souveränität auf einen Schlag. Die Nürnberger Rassengesetze wurden umgesetzt, und die deutschen Behörden ordneten die Vertreibung von etwa 2.000 Juden an. Wegen der deutschen Besatzung sah sich auch Großherzogin Charlotte gezwungen, gemeinsam mit ihrer Familie und einigen Mitgliedern der Regierung die französische Grenze in der Nähe von Lasauvage zu überqueren.

In diesen tragischen Momenten wurde Portugal zum Synonym für Freiheit und Solidarität. Zahlreiche Flüchtlinge aus Luxemburg – gewöhnliche Einwohner und vor der Invasion ins Großherzogtum abgewanderte Juden – fanden dort Zuflucht. Der portugiesische Diplomat Aristides de Sousa Mendes, Konsul von Portugal in Bordeaux, spielte eine entscheidende Rolle bei der Rettung von Menschen in Not. Er missachtete die Anweisungen seiner Vorgesetzten und stellte Tausende von Visa aus, um Frankreich, das nach der Eroberung von Paris kein sicheres Aufnahmeland mehr war, zu verlassen und nach Portugal zurückzukehren.

"Der Engel von Bordeaux", wie er genannt wurde, stellte auch die Visa aus, die die Großherzogin, Prinz Felix und ihre drei Kinder sowie die luxemburgischen Minister Pierre Dupong, Joseph Bech und Victor Bodson benötigten. Die Minister fuhren nach Praia das Maças in der Nähe von Lissabon, während sich die großherzogliche Familie in der Casa de Santa Maria in Cascais, der Residenz des Honorarkonsuls von Luxemburg, niederließ.

Nach Beratschlagung mit ihren Ministern und den Diplomaten anderer besetzter Länder beschloss die Großherzogin, dort im Exil zu bleiben. Das luxemburgische Oberhaupt blieb bis 1940 mit ihrer Regierung in Portugal; anschließend führte ihre Reise sie in die Vereinigten Staaten, nach Großbritannien und nach Kanada. Sie kehrte erst am 14. April 1945 aus dem Exil zurück.

Für die 1940 in Portugal angekommenen Flüchtlinge war das Land eine Idylle. Vilar Formoso, die Hauptlandgrenze des Landes, die täglich von bisweilen mehr als 2.000 Personen überquert wurde, wurde zum Symbol für Freiheit. Dieses Bild entsprach jedoch nicht der Realität. Portugal hatte nämlich im Jahr 1932 unter der Herrschaft von Oliveira Salazar ein autoritäres Regime eingeführt, das bis 1974 andauerte. Ein Großteil der vorwiegend ländlichen Bevölkerung lebte in Armut, und Zensur und Unterdrückung erstickten die Stimmen, die gegen das Regime laut wurden.

Trotz des nach dem Sieg der Alliierten in ganz Europa auftretenden Wandels blieb Portugal eine in sich geschlossene Diktatur. In den 1960er Jahren suchten viele den Weg ins Ausland, um der Armut oder der Verfolgung in der Diktatur von Salazar zu entkommen.

Damals wurde Luxemburg zum Aufnahmeland für zahlreiche Portugiesen. Durch das 1970 unterzeichnete und 1972 verabschiedete bilaterale Abkommen über die Beschäftigung von portugiesischen Arbeitern in Luxemburg wurde ein Rahmen für die Ankunft neuer Portugiesen geschaffen und die Situation der zuvor eingereisten illegalen Einwanderer legalisiert. Der Einfluss der portugiesischen Einwanderer auf die physische und soziale Landschaft Luxemburgs ist erheblich: mit 93.678 Personen im Jahr 2021 machen die Portugiesen 14,50% der im Großherzogtum lebenden Bevölkerung aus. Heutzutage kann man sich Luxemburg ohne die Vielfalt und die Stärke der zwischen den beiden Ländern im Laufe der letzten 60 Jahre des Austauschs geknüpften Beziehungen nicht mehr vorstellen.

Eine zweite Generation von Portugiesen, die eigentlich Luxemburger sind und portugiesische Wurzeln und Kultur teilen, tragen nun zum sozialen Wandel und zur Kreativität Luxemburgs bei.

2018 schaffen zwei portugiesische Künstler des Kollektivs Borderlovers, Pedro Amaral und Ivo Bassanti, ein in Luxemburg noch nie dagewesenes Werk: In der Künstlerresidenz Canopée entstehen 40 Leinwände, die luxemburgische und portugiesische Persönlichkeiten nebeneinander stellen. Anschließend werden sie mehrere Wochen lang an öffentlichen Orten in der Stadt Luxemburg aufgehängt. Inspiriert von den Persönlichkeiten beschließt der Regisseur François Baldassare spontan, die portugiesischen Künstler mit seiner Kamera zu begleiten. Das Ergebnis: ein fesselndes Zeugnis der kreativen Kraft, das regelmäßig auf internationalen Filmfestivals gezeigt wird. Bis zum 28. August 2022 wird er im Rahmen der Ausstellung "Portugal und Luxemburg, Länder der Hoffnung in Zeiten der Not" gezeigt.
© Canopée Produktion

Portugal et Luxembourg, pays d'espoir en temps de détresse

Bei der Ausstellung geht es um die Rolle Portugals im Zweiten Weltkrieg als Aufnahmeland für luxemburgische Flüchtlinge und darum, wie Luxemburg Jahrzehnte später zum Ziel zahlreicher Portugiesen wurde. Am Ende der Ausstellung hilft ein zeitgenössischer Ansatz dabei, den Einfluss der portugiesischen Einwanderer auf die physische und soziale Landschaft Luxemburgs sowie die Vielfalt und Stärke der seit mehr als einem halben Jahrhundert zwischen den beiden Ländern geknüpften Beziehungen besser zu verstehen.

Ort: Ausstellungsgalerie des Palácio da Cidadela in Cascais

Daten: Vom 13. Mai 2022 bis zum 28. August 2022

Zwei Seelen in einer Brust

Eines dieser Kinder der zweiten Generation, das zum Wandel des kulturellen Gesichts Luxemburgs beigetragen hat, ist Edmond Oliveira. Als Sohn portugiesischer Einwanderer hat dieser zeitgenössische Künstler Einsicht in die Kulturen der beiden Völker. Seine Ausstellungen sind oft von den Themen Lebens- und Arbeitsbedingungen, Integrationsschwierigkeiten oder Sprachbarrieren geprägt. "Es ist die Rückkehr zu meinen Wurzeln, mit dem Porträt der ersten Generationen von portugiesischen Einwanderern", so Oliveira.

Es liegt ihm am Herzen, die Geschichte seines Vaters zu erzählen, der Portugal während der Diktatur von Salazar heimlich verlassen hat, eine Erfahrung, die er in seine Installation bei der Ausstellung "Portugal et Luxembourg, pays d'espoir en temps de détresse" (Portugal und Luxemburg, Länder der Hoffnung in schweren Zeiten) einfließen ließ.

Die Integration der ersten Einwanderer in den Jahren 1960 und 1970 war sicherlich schwieriger. Die oft aus ländlichen und bescheidenen sozialen Verhältnissen stammenden Portugiesen bekamen Arbeitsplätze am unteren Ende der Gesellschaft, sei es in der Bau- oder der Reinigungsbranche. Dieses Phänomen hat sich mit den neuen Einwanderungswellen und den Kindern der bereits integrierten Einwanderer, die höhere Ausbildungen und Abschlüsse hatten und bessere Arbeitsplätze anstrebten, geändert.

Der Fotograf Paulo Lobo gehört zu dieser Generation. Er ist im Alter von 6-7 Jahren nach Luxemburg gekommen. Auf seinen Fotos zeigt er den Einfluss der Portugiesen in der luxemburgischen Landschaft, einer Landschaft, die im Laufe der Zeit mit der Ankunft der portugiesischen Einwanderer sicherlich aufgeblüht ist.

Daher ist der Einfluss der portugiesischen Einwanderer, der das multikulturelle Leben im Großherzogtum erfüllt und bereichert hat, im Alltag spürbar, ebenso wie im kulturellen Leben und sogar in unserer Lebensweise. Die portugiesische Gastronomie, die Folkloretänze, die portugiesischen Medien wie Radio Latina oder Contacto, die Wahl der Miss Portugal in Luxemburg oder aber die Pilgerfahrt zum Denkmal Unserer Lieben Frau von Fátima in Wiltz sind nur einige Beispiele dafür, wie die Portugiesen das Gesicht der heutigen luxemburgischen Gesellschaft geprägt haben.

Die Offenheit der luxemburgischen Gesellschaft gegenüber diesen Einwanderern ist einer der Gründe, aus denen immer mehr Portugiesen die Staatsangehörigkeit ihres Aufnahmelandes annehmen. In den vergangenen zehn Jahren wurden im Großherzogtum 12.800 Erwerbe der luxemburgischen Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung oder Option von Portugiesen verzeichnet. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass es den Portugiesen in Luxemburg gefällt.

Im Jahr 1969 gründeten Luxemburger den Verein Amitié Portugal-Luxembourg (Freundeskreis Portugal-Luxemburg), ein Bündnis, das die starke Beziehung zwischen diesen beiden Völkern unterstreicht. Die Ausstellung Portugal et Luxembourg, pays d'espoir en temps de détresse zeigt ganz wunderbar diese Beziehung und die tiefe Freundschaft zwischen diesen beiden Ländern. Jedes Werk hebt die Beziehungen, die die beiden Ländern seit Jahrzehnten knüpfen, hervor. Und auch wenn die Ausstellung vorübergeht, so bleibt die Freundschaft zwischen Luxemburg und Portugal doch bestehen