Solidarische Restaurants: engagierte Gastronomie, kultureller Austausch und sozialer Zusammenhalt

Gut essen, Aromen aus verschiedenen Teilen der Welt entdecken, sich umweltbewusst ernähren und dabei die Inklusion fördern – das alles ist möglich. Mehrere Vereinigungen und Genossenschaften haben – ebenso wie in Luxemburg eingewanderte oder als Flüchtlinge anerkannte Personen – Restaurants im Großherzogtum eröffnet. Wenn Sie sich sozial engagieren und dabei Ihren Gaumen verwöhnen möchten, dann besuchen Sie doch diese kleine Auswahl solidarischer Restaurants.

Zopp & Z'Iessen: Suppe und was zu essen!

Das Sozialunternehmen ProActif hat sein Restaurant in Contern eröffnet. Es handelt sich um das Restaurant Zopp & Z'Iessen, das unter anderem nach dem Grundsatz "Kochen wie in guten alten Zeiten" arbeitet. Bereits sein Name "Zopp & Z'Iessen – Suppe und was zu essen" greift die geläufige Antwort vieler Mütter von früher auf, wenn deren Kinder sie fragten: "Mamm, wat kachs de?" (Mama, was kochst du?). Diese Tradition wird im Restaurant fortgeführt, in dem leckere deftige Gerichte, die mit regionalen Zutaten frisch zubereitet werden, auf der Karte stehen.

Bei dem Restaurant kommt auch eine soziale Komponente ins Spiel. Dort werden Menschen beschäftigt, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens standen und nun als Arbeitnehmer des Sozialunternehmens ProActif ausgebildet und wieder ins Berufsleben eingegliedert werden. Letzteres kümmert sich ebenfalls um die Einrichtung der Räumlichkeiten und den Anbau von Obst und Gemüse in den eigenen Gärten.

Aktuell ist das Restaurant montags bis freitags geöffnet. Es bietet ein Tagesmenü und eine Karte mit luxemburgischen Klassikern sowie einigen Neuinterpretationen an. Sie können ebenfalls Gerichte zum Mitnehmen bestellen.

Das Restaurant Zopp & Z'Iessen, eine Initiative der SIS ProActif.
© Restaurant Zopp & Z'Iessen / ProActif, alle Rechte vorbehalten (Quelle: Website Zopp & Z'Iessen)

Eis Brasserie Boulodrome: vom Sozialladen zur Brasserie

Eis Brasserie Boulodrome, das Restaurant von Eis Épicerie.
© Eis Brasserie Boulodrome, alle Rechte vorbehalten (Quelle: Facebook Eis Brasserie Boulodrome)

Eis Brasserie Boulodrome in Beles fördert verantwortungsbewussten Konsum durch die Vermarktung von regionalen, biologischen und fair gehandelten Produkten, die in der hauseigenen Küche sorgfältig, schmackhaft und kreativ weiterverarbeitet werden. Derzeit bietet die Brasserie montags bis freitags jeweils ein Tagesmenü an, aber Sie können auch à la Carte essen.

Eis Brasserie Boulodrome wurde von Eis Épicerie aufgebaut, einem Projekt der EcoSol - Sanem a.s.b.l. und der EpiSol - Sanem S.C. S.I.S. Dementsprechend ist die Brasserie verständlicherweise fest mit den Werten des Projekts verwurzelt: ökologisch, sozial und solidarisch im Geiste der Kreislaufwirtschaft.

Nachdem Sie dort gegessen haben, können Sie im Laden auch Ihre Einkäufe erledigen, da er allen offensteht. Sie finden dort in einem Rahmen, in dem soziale Mischung und sozialer Zusammenhalt gefördert werden, Produkte, die möglichst aus geschützten Werkstätten stammen in denen die Wiedereingliederung ins Berufsleben unterstützt wird.

Chiche! Eine echte Herausforderung... gemeistert

Soziale Inklusion und Diversität stehen in den Chiche!-Restaurants im Mittelpunkt, die mit einer hausgemachten libanesischen Küche und authentischen Geschmackserlebnissen aus Nahost aufwarten. Das erste temporäre Restaurant entstand aus dem Wunsch einiger Freunde, ein soziales Restaurant ins Leben zu rufen, in dem die Einstellung von Menschen jeglicher Herkunft, die zwar Schwierigkeiten haben eine Arbeit zu finden, jedoch über sensationelle Fähigkeiten verfügen, gefördert wird. Zum Projekt zählen nunmehr vier feste Adressen: in den Vierteln Bonnevoie und Limpertsberg von Luxemburg-Stadt, in Esch an der Alzette und in Leudelingen. Chiche! beschäftigt derzeit 55 Migranten und Flüchtlinge in seinen vier Restaurants.

Das Konzept der Restaurants bleibt unverändert: eine Dekoration mit Gegenständen aus zweiter Hand, um Investitionen zu begrenzen, und maximale soziale Erfolge für die beteiligten Personen.

Laut dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen gilt das Projekt als inspirierendes Vorbild mit dem Flüchtlingen ermöglicht wird eine aktivere Rolle in ihrem neuen Land einzunehmen.

Chiche! beschäftigt derzeit 55 Migranten und Flüchtlinge in seinen vier Restaurants.
© SIP, alle Rechte vorbehalten

Kleine Anekdote zum Namen Chiche!

Auf der Website des Restaurants werden wir daran erinnert, dass "Chiche" drei Bedeutungen hat: zunächst handelt es sich um das französische Wort für Kichererbse, eine der Säulen der mediterranen Küche und Hauptzutat der Falafel, des Signature-Gerichts des Restaurants. Es steht phonetisch ebenfalls für das arabische Wort für Spieß. Und zu guter Letzt ist Chiche! ein französischer Ausdruck, der "eine Herausforderung annehmen" bedeutet, und die Eröffnung eines sozialen, nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähigen Restaurants mit ausschließlich Laien aus 21 verschiedenen Ländern ist tatsächlich eine echte Herausforderung... die allerdings gemeistert wurde!

Madame Witzeg: für außergewöhnliche Arbeitnehmer

Das Team des Restaurants Madame Witzeg, das sich in Belvaux befindet.
© Restaurant Madame Witzeg, alle Rechte vorbehalten

Das Feinschmecker-Restaurant Madame Witzeg in Beles ist ein soziales Projekt, in dessen Rahmen die Aufwertung des häufig unterschätzten Potenzials von Menschen mit Down-Syndrom, bekannter unter dem Namen Trisomie 21, gefördert wird. Ein großer Teil des Personals hat eben dieses Syndrom oder eine andere Beeinträchtigung.

Dieses inklusive Restaurant ist ein Projekt von Trisomie 21, eine Vereinigung, die Menschen mit Trisomie 21 dabei unterstützen möchte, ein so unabhängiges und erfülltes Leben wie möglich in allen Bereichen zu führen. Es wurde auch mit dem Label einer geschützten Werkstatt seitens des Ministeriums für Familie ausgezeichnet: es handelt sich in der Tat um einen Arbeitsort, dessen Struktur und Arbeitsablauf den spezifischen Bedürfnissen und individuellen Fähigkeiten von Menschen angepasst sind, die den Status eines behinderten Arbeitnehmers führen.

Es ist montags bis freitags geöffnet und bietet eine regionale und internationale Auswahl an kleinen Portionen für mehr Abwechslung an.

Oekosoph Pfaffenthal, im Zentrum der ökologischen Bewegung

Das Viertel Pfaffenthal der Stadt Luxemburg ist Sitz der ökologischen Bewegung und deren regionaler Brasserie: Oekosoph.

Die kulinarische Philosophie der Brasserie besteht darin, soweit wie möglich Produkte aus der Region zu verarbeiten, um daraus vegetarische und vegane Gerichte zu kreieren. Letztere stehen auf der Speisekarte an oberster Stelle und laden dazu ein, den Verzehr von Fleisch zu mindern, um sich so für den Tier- und Klimaschutz einzusetzen. Wenn Fleisch serviert wird, entspricht es strikten Herkunftskriterien und wird ganz verwertet, d. h. "from nose to tail".

Zudem wird in den Räumlichkeit ein Recycling-Konzept befolgt, mit dem altem Mobiliar aus Cafés, das restauriert und in einen modernen Rahmen integriert wird, neues Leben eingehaucht wird.

Montags bis freitags bietet das Oekosoph ein Mittagsmenü an. Ab Mittwoch rundet eine Abendkarte dieses Angebot ab. Die Öffnungszeiten variieren entsprechend der Jahreszeit.

Im Stadtteil Pfaffenthal der Stadt Luxemburg befindet sich der Sitz des Mouvement écologique und seiner Brauerei Oekosoph.
© Oekosoph / Mouvement écologique, alle Rechte vorbehalten (Quelle: Website Oekosoph)

Kaf Lokal: das kleine Restaurant, das zu großen Ideen anregt

Inmitten der Stadt Esch an der Alzette liegt das Kaf Lokal, eine Kombination aus Laden, kleinem Restaurant und künstlerischen Werken. Das Ganze im Geiste der Sozial- und Solidarwirtschaft und mit dem Schwerpunkt auf lokalen Produkten.

Was die Gastronomie anbelangt, bietet das Kaf Lokal kalte und warme Gerichte an, die mitgenommen oder vor Ort verspeist werden können. Sie werden mit lokalen oder Bio-Produkten zubereitet, die aus den Projekten Den Escher Geméisguart und Kalendula des lokalen Initiativ- und Verwaltungszentrums – CIGL Esch stammen. Ersteres ist ein Pilotprojekt zum Anbau biologischer Produkte; bei dem zweiten Projekt handelt es sich um einen ökologisch bewirtschafteten Garten, der die Umwelterziehung fördert und für die breite Öffentlichkeit zugänglich ist. Im Rahmen beider Projekte werden Personen in beruflicher Wiedereingliederung im Gartenbausektor eingestellt und ausgebildet.

Was den Laden anbelangt, ist das Angebot vielfältig: Lebensmittel, aber auch Seifen oder kosmetische Produkte. Allen gemein ist die Tatsache, dass sie aus lokalem Handel stammen. Diese Philosophie setzt sich auch in dem Raum durch, der mit den Werken lokaler Kunstschaffender dekoriert ist.

Aktuell ist das Kaf Lokal montags bis samstags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Bamyan: afghanische Küche am Ufer der Alzette

Das Bamyan, dessen Name auf eine historische Stadt und Provinz in den verschneiten Bergen im Herzen von Afghanistan zurückgeht, ist ein Familienrestaurant, das authentische afghanische Küche am Ufer der Alzette in Luxemburg-Stadt anbietet.

Es war das erste afghanische Restaurant in Luxemburg, das seine Türen im Jahr 2022 öffnete. Den beiden Gründerehepaaren Modasir und Etemadi ist es wichtig, die Gäste echte afghanische Spezialitäten entdecken zu lassen, wie beispielsweise Ashak (Gemüsetaschen mit Linsensauce) oder Qabuli (Duftreis mit mariniertem Rind und karamellisierten Karotten).

Anlässlich des Flüchtlingstags 2023 hat das Brüsseler Büro des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen dieses Restaurant als inspirierendes Unternehmen unter denjenigen ausgewählt, die von Flüchtlingen gegründet wurden oder Letztere beschäftigen.

Aktuelle ist das Bamyan montags bis freitags von 9:30 bis 15:30 Uhr geöffnet.

Ashak, Gemüsebällchen mit Linsensauce, ist eine vegetarische Spezialität im Restaurant Bamyan.
© Bamyan Restaurant, alle Rechte vorbehalten (Quelle: Facebook Bamyan Restaurant)

Eis Kichen, Inklusion in drei Gerichten

Von den drei Gerichten des Menüs ist "Geméizing" der vegetarische Vorschlag.
© Eis Kichen / Coopérations, alle Rechte vorbehalten (Quelle: Facebook Eis Kichen)

Eis Kichen ist ein inklusives Restaurant in Wiltz, das von Coopérations (gemeinnützige Vereinigung, Genossenschaft und Sozialunternehmen) geführt wird. Das täglich angebotene Menü ist zwar einfach, schmeckt aber allen: eine Suppe und drei Hauptgerichte. "Tradi", ein typisch luxemburgisches Gericht; "Geméizing", ein veganes Gericht mit einer Triologie aus lokalem Bio-Gemüse, und "Dal mondo", ein Gericht auf der Grundlage eines internationalen klassischen Highlights mit einem Touch Eis Kichen, das manchmal als "Eis Burger" angeboten wird.

Es führt das Label einer geschützten Werkstatt des Ministeriums für Familie und sein Team setzt sich größtenteils aus Menschen mit besonderen Bedürfnissen zusammen. Coopérations bietet eine Festanstellung und eine Ausbildung für Menschen mit Beeinträchtigungen dank eines solidarischen Netzwerks aus verschiedenen Inklusionswerkstätten.

Derzeit ist Eis Kichen montags bis freitags für den Mittagstisch geöffnet.