Weltkulturerbe Haupeschbléiser: Die Jagdhornbläser Luxemburgs

Die Haupeschbléiser wurden vor drei Jahren in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Seit den 1970er-Jahren erfüllen sie die Luft wieder mit den Klängen ihrer Jagdhörner und spielen als nationaler Verband eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung dieser drei Jahrhunderte alten Tradition. Doch was hat es mit der vom französischen Königshof stammenden musikalischen Kunst in Luxemburg auf sich?

Gemeinschaft, Natur und Kultur: Luxemburgs Haupeschbléiser

Die Haupeschbléiser (die Sankt Hubertus Jagdhornbläser Luxemburgs) sind luxemburgische Musiker, die einer jahrhundertealten Tradition treu geblieben sind. Sie spielen das französische Jagdhorn, ein ursprünglich zur Jagd benutztes Kommunikationsgerät. Denn Schall trägt weit: bis zu 100 dB können mit dem Instrument erzeugt werden - das ist vergleichbar mit der Lautstärke eines elektrisch verstärkten Konzerts. Für die Haupeschbléiser steht allerdings die Musik und das gemeinsame Musizieren mit anderen Jagdhornspielern im Vordergrund, während die Jagd in den Hintergrund tritt.

In traditionellen Reitmänteln, in den Farben des luxemburgischen Königshauses Dunkelblau und Orange, spielen sie klassische Fanfaren und komponieren neue Musikstücke, die sich auf Luxemburg beziehen. Dabei stehen die Geselligkeit und Naturverbundenheit im Mittelpunkt. Ihren Ursprung nahmen sie, als Guy Wagner 1972 sein erstes Jagdhorn kaufte und 1973 mit Musikerkollegen die Haupeschbléiser gründete. Die musikalische Kunst haben sie über die Jahrzehnte hinweg kultiviert und 2020 wurden sie zusammen mit Frankreich, Belgien und Italien von der UNESCO ins immaterielle Weltkulturerbe aufgenommen. Noch in diesem Jahr feierten sie lautstark ihr 50 Jubiläum in der Kirche von Mersch mit über 500 Zuschauern und somit die Erhaltung einer jahrhundertealten Tradition. 

Die Haupeschbléiser tragen traditionelle Reitmäntel in den Farben des luxemburgischen Königshauses.
© Trompes de Chasse Saint-Hubert de Luxembourg/Guy Wagner
Ein luxemburgisches Wappen ziert die Knöpfe der Reitmäntel.
© Trompes de Chasse Saint-Hubert de Luxembourg/Guy Wagner

Virtuose Atemtechnik der Jagdhornspieler

Das Jagdhorn wurde vor 300 Jahren in Frankreich während der Herrschaft Ludwigs XIV und Ludwigs XV ursprünglich als Kommunikationsinstrument für Jäger entwickelt. Spätere Verbesserungen erweiterten die musikalischen Eigenschaften und ermöglichten das Spielen von Musikstücken zur Unterhaltung. Genauso wie die traditionelle Kleidung blieb auch das Jagdhorn, auf dem die Haupeschbléiser heute spielen, seinen Ursprüngen treu. Das dreifach gewundene Horn misst gestreckt eine Länge von 4,5 Metern und besitzt weder Knöpfe noch Ventile. Daher spielen die 18 Mitglieder der Haupeschbléiser das Jagdhorn mit reiner Atemtechnik und Körpereinsatz. Aufgrund diese Komplexität hat der Gesang bei den Haupeschbléisern eine große Bedeutung. Er wird während der Proben verwendet, um das Auswendiglernen der Lieder zu erleichtern und die soziale Bindung in der Gruppe zu fördern, da nicht alle Mitglieder Noten lesen können.

Als natürliches Instrument wird das Jagdhorn häufig in der freien Natur für eine bessere Klangentfaltung gespielt. Aufgrund seiner gewundenen Form wenden die Jagdhornbläser dem Publikum den Rücken zu.
© Trompes de Chasse Saint-Hubert de Luxembourg/Guy Wagner
Es bedarf einiges an Körperkontrolle und Lungenvolumen, um das Jagdhorn erklingen zu lassen.
© Trompes de Chasse Saint-Hubert de Luxembourg/Guy Wagner
Guy Wagner, Gründer und Vorsitzender der Haupeschbléiser.
© Trompes de Chasse Saint-Hubert de Luxembourg/Guy Wagner

Interviewfragen mit dem Gründer und Präsidenten der Haupeschbléiser: Guy Wagner

Wie hat sich der Eintrag als immaterielles Weltkulturerbe durch die UNESCO auf die Situation der Haupeschbléiser ausgewirkt?

Der Eintrag als immaterielles Weltkulturerbe durch die UNESCO hat in Luxemburg eine völlig neue Form der Anerkennung für uns geschaffen. Unsere kulturelle Präsenz hat sich erweitert, und sowohl die UNESCO als auch das Kulturministerium haben uns gebeten, Konzerte zu geben. Ich denke die Leute sind froh darüber, dass diese Kunst und Tradition bestehen bleibt.

Zu welchen Anlässen treten die Haupeschbléiser auf?

Wir spielen regelmäßig Messen, wie zum Beispiel Hubertusmessen in den Grotten von Berdorf. Wir haben bereits Konzerte an vielen Orten im Land gegeben. Im Jahr 2009 hatten wir sogar die Ehre, für Großherzog Jean aufzutreten. Demnächst werden wir im Kloster Neumünster auftreten, und im nächsten Jahr planen wir ein Konzert in der Kathedrale. Darüber hinaus werden wir auch für Events wie Hochzeiten oder andere Feierlichkeiten gebucht.

Was ist Ihre nächste große Veranstaltung?

Unser nächstes Konzert wurde mithilfe des Kulturministeriums organisiert. Wir spielen ein Konzert mit der Harmonie Kleinbettingen zur Feier der Europäischen Tage des immateriellen Kulturerbes. Es findet am 30 September um 15 Uhr im Hof vom Kloster Neumünster im Stadtteil Grund statt.

Die Haupeschbléiser spielen eine Hubertusmesse. Ihren Namen verdanken sie dem Schutzpatron der Jäger, dem heiligen Hubertus.
© Trompes de Chasse Saint-Hubert de Luxembourg/Guy Wagner

Zwei Einträge als immaterielles Weltkulturerbe durch die UNESCO

Den Haupeschbléisern wurde die Ehre zuteil, als zweites immaterielles Weltkulturerbe Luxemburgs in die UNESCO-Liste aufgenommen zu werden. Bereits 2010 war die Echternacher Springprozession aufgenommen worden. 

Gibt es Voraussetzungen um den Haupeschbléisern beizutreten?

Bei uns zählen vor allem Motivation und Interesse das Naturhorn zu erlernen. Das Notenlesen ist optional. Natürlich ist Freude am Musizieren wichtig, und ein musikalisches Gehör kann hilfreich sein. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass der Lernprozess Zeit in Anspruch nimmt.

Haben die Haupeschbléiser denn eine eigene Musikschule?

Ja, wir haben unsere eigene Schule. Der Unterricht findet zweimal im Monat abends von 19 bis 21 Uhr in der Kirche in Kopstal statt. Jagdhörner können auf Anfrage bereitgestellt werden. Im Sommer proben wir häufig in der freien Natur und nach der Unterrichtsstunde verbringen wir dann noch des Öfteren Zeit zusammen. Also die Geselligkeit ist auch hier vorhanden und so soll das auch sein.