Top 5: Erfindungen und Innovationen made in Luxembourg

Man neigt dazu, Luxemburg auf die Finanz- und Wirtschaftswelt zu beschränken. Das ist jedoch ganz unbegründet, da das Großherzogtum weit mehr Vorzüge zu bieten hat, wie beispielsweise seine innovativen Unternehmen und deren erstklassige Fachkenntnisse. Geniale Ideen sind in Luxemburg jedenfalls keine Seltenheit, was uns der Verlauf der Geschichte nachweislich gezeigt hat. Aus diesem Grund haben wir für Sie unsere Top 5 der luxemburgischen Erfindungen zusammengestellt, die den technischen Fortschritt, ja sogar unseren Alltag geprägt haben. Werfen wir einen näheren Blick auf unsere Erfinder und Entwickler. 

Der Akkumulator von Henri Tudor

Er war Ingenieur, Erfinder und Industrieller, und sein Name prägte eine Epoche des elektrowissenschaftlichen Fortschritts.

Dank seiner Bleibatterie ist Henri Tudor zu einem Pionier im Bereich der Speicherung von Elektrizität geworden: er stellte den weltweit ersten Akkumulator her, der elektrische Energie speichern und abgeben konnte.

Sie werden sich jetzt gewiss sagen, dass es doch der Franzose Gaston Planté war, der 1859 die erste wiederaufladbare Bleibatterie erfunden hat. Ja, da haben Sie ganz recht, und sie wurde vom Elektrochemiker Camille Faure im Jahr 1881 sogar noch verbessert. Dieser Akkumulator bereitete hinsichtlich seiner praktischen Anwendung jedoch Probleme, da es häufig zu Kurzschlüssen kam. Infolgedessen wurde die Batterie zu einem kommerziellen Misserfolg.

Henri Tudor, der sich selbst ebenfalls für Elektrizität und die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit deren Speicherung interessierte, suchte nach einer Lösung für dieses Problem. Noch als Student setzte er das experimentelle Modell von Planté und Faure um. 1881 gelang es ihm schließlich, ein System zu entwickeln, um elektrische Energie unter Verwendung eines Bleiakkumulators zu speichern. Das Ergebnis war ein Kombigerät - Generator und Akkumulator. Anders als Plantés Erfindung produzierte sein Gerät konstanten und gleichmäßigen elektrischen Strom. Der erste Tudor-Akkumulator war somit geboren. Er funktionierte 16 Jahre lang ohne Unterbrechung.

Nachdem er seine Erfindung patentiert hatte, gelang es Henri Tudor und seinem Bruder Hubert, die Behörden von Echternach davon zu überzeugen, die Petroleumlampen durch eine elektrische Beleuchtung zu ersetzen. Im Jahr 1886 wurde dementsprechend eine gesamte Stadt in Luxemburg beleuchtet.

Diesem Projekt verdankte Tudor einen Ruf, der über die Grenzen des Großherzogtums hinausging und die elektrische Straßenbeleuchtung in ganz Europa möglich machte. Um die für dieses Projekt notwendigen Apparaturen herzustellen, eröffneten die beiden Brüder mit ihrem Cousin Nikolas Schalkenbach ein kleines Werk in Rosport. Als Henri Tudor verstarb, waren nahezu 25.000 Mitarbeiter in seinen Werken beschäftigt.

Heute gehört die ökologische Mobilität auf der Grundlage von Elektrizität zu unserem Alltag. Dank der Erfindung von Henri Tudor entfaltet sich auch das große Abenteuer der Elektromobilität kontinuierlich weiter, da die Entwicklung des Autos von morgen direkt mit der Herstellung wiederaufladbarer Batterien zusammenhängt, die von einem aus Rosport stammenden Erfinder entwickelt wurden. 

©Musée Tudor
©Musée Tudor

Das Tudor-Museum

Ein Museum, das der Arbeit und den Erfindungen von Henri Owen Tudor gewidmet ist, befindet sich im ehemaligen Haus des Wissenschaftlers im Schloss von Rosport. Dort lebte er bis 1928, als er an den Folgen einer auf seine Forschungsarbeiten zurückzuführenden Bleivergiftung verstarb. Das Museum präsentiert die Welt der Elektrizität und des Akkumulators auf überraschende Weise.

©Musée Tudor

Das flexible Titan von William Justin Kroll

Der Kroll-Prozess sagt Ihnen vielleicht nicht viel. Aber stellen Sie sich vor, dass dank dieser Technik eine neue Etappe in der Entwicklung der Eisen- und Stahlindustrie eingeläutet wurde. Hinter dieser industriellen Revolution versteckt sich einer der größten Innovatoren Luxemburgs, der Metallurge William Justin Kroll, der im November 1889 in Esch an der Alzette das Licht der Welt erblickte.

Noch heute verdanken ihm die wissenschaftlichen, technischen und technologischen Fortschritte viel, da er 1932 einen industriellen Prozess erfunden hat, der die Extrahierung von Titan aus Kalzium und Titantetrachlorid ermöglichte. Mit anderen Worten entwickelte er ein metallisches Titan, das flexibel, konsistent und korrosionsbeständig ist. Eine revolutionäre Entdeckung, die heute in einer breiten Palette von Produkten und Bau- und Konstruktionsverfahren zu finden ist, unter anderem in Bauteilen von Flugzeugen, Schiffen, Autos, Tennisschlägern, Schmuck und sogar chirurgischen Implantaten.

Nach seiner revolutionären Entdeckung begann er 1938, Titan erstmals industriell in Bereldingen herzustellen. Aufgrund des Nationalsozialismus wanderte er 1940 in die Vereinigten Staaten aus.

Auf der anderen Seite des Atlantiks verfeinerte er seinen Prozess bei der Union Carbine und anschließend als beratender Metallurge für das Bureau of Mines. Eine Produktionslinie für Titan in industriellen Mengen öffnete ihm die Türen für einen Massenmarktabsatz. Insbesondere die amerikanische Armee, vor allem die U.S. Air Force, interessierte sich für die Vorteile der Titanlegierungen zwecks Entwicklung von Düsentriebwerken. 

Hugo Gernsback - „Vater der Science-Fiction“

© Bachrach Photography of Boston Massachusetts

Es ist wahr, dass uns sein Name nicht so bekannt ist, aber dennoch verdanken wir dem Luxemburger Hugo Gernsback, als Hugo Gernsbacher im August 1884 in Bonneweg geboren, viel. Er besuchte die Industrie- und Handelsschule in Luxemburg 1896, bevor er zwei Jahre später nach Brüssel ging. 1904 brach er im Alter von 20 Jahren von Europa in die Vereinigten Staaten auf, wo er den Namen Gernsback annahm. 1906 erfand er einen kabellosen Telegrafen, auf den später dasWalkie-Talkie zurückgeht.

Zudem gründete er ein Verlagsimperium für Science-Fiction-Literatur. Aus seinen Verlagshäusern stammten mehr als fünfzig Zeitschriften, Foto-Magazine, Witzblätter, technische und populärwissenschaftliche Wochen- und Monatsblätter.

1929 verwendete er erstmals den Begriff "Science-Fiction" im Vorwort des Magazins Science Wonder Stories und schrieb eine Reihe von Erzählungen und Romanen in diesem Literaturgenre in englischer Sprache.

Er leistete zudem wichtige Beiträge zum Ausbau und zur Entwicklung der modernen Science-Fiction als Schriftsteller, Verleger und Kritiker. Er gründete die Science Fiction League, die seit 1953 die besten amerikanischen Science-Fiction-Erzählungen mit dem berühmten Hugo Award auszeichnet. Dieser von seinem Namen abgeleitete Preis wurde ihm 1960 verliehen. 

Quelle: Autorenlexikon

Luxemburgisches Glas in Dubai

In Dubai jagt eine architektonische Meisterleistung die andere. Unter all diesen spektakulären Gebäuden sticht aber eines ganz besonders hervor, der Burj Khalifa. Dieses wunderbare Bauwerk, das im Nahen Osten gen Himmel ragt, ist 828 Meter hoch und somit das höchste jemals errichtete Gebäude.

Seit seiner Einweihung im Januar 2010 stahl der Burj Khalifa den anderen Gebäuden und Monumenten dieser Stadt in der Wüste der Emirate quasi die Show. Mit 1,5 Milliarden Dollar scheinen nicht nur die Baukosten pharaonisch, sondern auch die technischen Fakten: 160 bewohnbare Etagen, 57 Aufzüge und 310.000m2 Fläche. Und das ist längst nicht alles, da diese spiralförmige silberne Rakete mit mehreren Kilometern Glas abgedeckt ist, was ein Spiegelbild des Himmels auf seiner Fassade erzeugt. 

Hier kommt das luxemburgische Know-how ins Spiel. Die Verglasung dieses Riesen stammt direkt aus den Werken der Guardian Luxguard S.A. mit Sitz in Bascharage. Der luxemburgische Hersteller wurde ausgewählt, um etwa 600.000m2 behandeltes Glas mit niedriger Emissionsfähigkeit für die Errichtung der 206 Etagen des Burj Khalifa Towers zu liefern.  

Die Fachleute von Guardian waren in der Lage, ein Glas zu entwickeln, das der spezifischen Höhe und Temperatur angepasst ist. Laut den Angaben von Guardian kann der Druck, der durch den Unterschied von Höhe und Temperatur erzeugt wird, zu einer Krümmung in der Verglasung führen. Aus diesem Grund wurde die Verglasung des Burj Khalifa bei einer Temperatur von 26 Grad hergestellt und in Dubai bei einer Temperatur von 48 Grad eingesetzt. Die Platten, die quasi die gesamte Solarenergie filtern, sind ebenfalls so konzipiert, dass sie starken Winden von bis zu 250km/h standhalten. 

Der Burj Khalifa ist mit mehreren Kilometern Glas überzogen.
© Yves Welter

Prefalux errichtet eine Polarstation.  

Wir befinden uns auf einer Höhe von 4.000 Metern. Mit Temperaturen von -50 bis -80 Grad Celsius sind die Wetterbedingungen dort extrem. Herzlich willkommen in der belgischen Polarstation "Prinzessin Elisabeth" in der Antarktis. Wenn sich die Forscher und Wissenschaftler ihren Weg durch das Eis bis dorthin bahnen, dann deswegen, weil sie eine wichtige Mission zu erfüllen haben. Im Zentrum ihrer Forschung stehen die Gletscher. Sie kommen hierher, um Daten zu erfassen, wobei sie die Entwicklung der Gletscherschmelze bewerten, da sich Letztere direkt auf den Anstieg der Meeresspiegel auswirkt.  

2008 wurde auf Betreiben des Forschers Alain Hubert mit Unterstützung der Baudouin-Stiftung die Idee von der Errichtung einer wissenschaftlichen Station am Südpol zur Erforschung der Gletscherschmelze in die Tat umgesetzt. Eine der im Rahmen der Errichtung einzuhaltenden Prämissen war die Befolgung des ökologischen Grundsatzes der erneuerbaren Energie.

Es stand jedoch viel auf dem Spiel, da Polarstationen als energieintensiv bekannt sind, wohingegen die neue Station nur 20% an nicht erneuerbarer Energie verbrauchen darf. 

Die Internationale Polarstiftung erteilte dem luxemburgischen Bauunternehmen Prefalux diesen Auftrag mit der Anweisung, den Holzrahmen der Struktur sowie die Abdeckung der Fassade und des Dachs zu entwickeln, herzustellen und zu errichten und diese dann in der Antarktis zu montieren.

Offen gesagt, ist die Errichtung einer komplett ökologischen Null-Emissions-Polarstation von 700m2 ganz gewiss keine leichte Aufgabe. Bei diesem Wettlauf gegen die Zeit sollte die Dauer der Montage nur zwischen sechs Wochen und zwei Monaten betragen. Danach würden die Wetterbedingungen die Arbeiten behindern.

Nach der Herstellung der Holzrahmen und der gesamten Abdeckung der Polarstation in den Werken in Junglinster in Rekordzeit führten die Teams von Prefalux im September 2007 eine Probemontage in Brüssel durch. Im Anschluss wurde die Station mit dem Schiff in die Antarktis transportiert, wo die Montage binnen 10 Wochen von Dezember 2007 bis März 2008 durchgeführt wurde.

Zweifelsohne bedurfte es dem Unternehmen Prefalux einer Menge an Tollkühnheit, um die ihm anvertraute Herausforderung zu meistern, aber letztendlich hat sich das luxemburgische Unternehmen in diesem Bereich tatsächlich legitimiert und war der Sache ganz und gar gewachsen. Heute bietet die Station Platz für etwa 20 Wissenschaftler.

Für diesen herausragenden Erfolg wurden die Teams von Prefalux sogar mit dem Innovationspreis im Handwerk 2008 ausgezeichnet. Das Projekt heißt "Du bois dans les glaces éternelles" [Holz im ewigen Eis].     

Der Aufbau der Polarstation erfolgte in 10 Wochen von Dezember 2007 bis März 2008.
© International Polar Foundation - René Robert
Die belgische Polarstation Princesse Elisabeth in der Antarktis bietet Platz für fast 20 Wissenschaftler.
© International Polar Foundation - René Robert

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