Digitale Botschaften in Luxemburg Die digitalen Botschaften gewährleisten Datensicherheit und diplomatischen Schutz

Die von Informations- und Kommunikationstechnologien abhängigen digitalen Gesellschaften stehen vor großen Herausforderungen. Eine der Herausforderungen besteht in der Frage, wie sämtliche Daten, die im Falle eines Cyberangriffs gefährdet sein könnten, zu sichern sind. Vor diesem Hintergrund sind digitale Botschaften ein innovatives Konzept im Rahmen diplomatischer Beziehungen und gewährleisten somit das Hosting sensibler Daten in einem befreundeten Land mit Immunitätsgarantien. Im Jahr 2015 war die digitale Botschaft von Estland eine Weltneuheit in Luxemburg. Sechs Jahre später hat eine weitere digitale Botschaft ihren Weg ins Großherzogtum gefunden, und zwar die von Monaco. Im Juli 2021 wurde sie offiziell eröffnet.  

Digitale Botschaften: Schutz sensibler Daten bei Cyberangriffen

Ziel dieses neuen diplomatischen Ansatzes ist die Sicherung sensibler Daten eines Landes in einem Rechenzentrum eines anderen befreundeten Landes. Die Begriffe "E-Embassy" und "Data Embassy", die auf dieses innovative Konzept im Rahmen diplomatischer Beziehungen verweisen, sind somit gleichwertig.

Für das Datenhosting gelten ähnliche Immunitätsgarantien und Privilegien wie für traditionelle Botschaften , da im Rahmen der Gründungsvereinbarungen zwischen den Ländern das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen von 1961 berücksichtigt wird. Allerdings handelt es sich um ein völlig neues Konzept im internationalen Recht: wie bei physischen Botschaften gehören die Rechenzentren zum Staatsgebiet des Landes, dem die Daten gehören.

Die in diesen virtuellen Botschaften gespeicherten Daten sind Kopien der sensibelsten und vertraulichsten Daten eines Landes oder sogar die digitalen Zwillinge der Cloud dieses Landes. Somit tragen digitale Botschaften in einer Zeit, in der Cyberangriffe zunehmen, zum Schutz der wichtigen Daten und Dienste, die für die ordnungsgemäße Funktionsweise eines Landes unerlässlich sind, bei und verringern somit die potenziellen Auswirkungen von Cyberangriffen.

Estland und Monaco: digitale Diplomatie in Luxemburg

Die "Data Embassy" Estlands in Luxemburg war eine Weltneuheit. Das Projekt "digitale Botschaft" wurde 2015 ins Leben gerufen, und das Abkommen zwischen den beiden Ländern wurde 2017 unterzeichnet. Seit 2018 wird eine Erweiterung der Cloud der estnischen Regierung im TIER IV zertifizierten Rechenzentrum von LuxConnect gehostet.

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Estland, laut Weltbank "das Land, das einer digitalen Gesellschaft am nächsten kommt", wurde 2007 erstmalig in einen Cyberkonflikt verwickelt, als es bei Angriffen gelang, 58 estnische Websites auf einmal vom Netz zu nehmen, darunter die der Regierung, der meisten Zeitungen sowie vieler Banken. Obwohl es bei diesem Vorfall zu keinem Datenverlust kam, hat sich die Idee, die Funktionalität der Dienste sowie die Daten-Kontinuität mittels "Data Embassies" außerhalb der Grenzen des Landes zu gewährleisten, massiv weiterentwickelt.

Luxemburg und Monaco haben einige Monate später, im Dezember 2018, eine Partnerschaft für digitale Innovation unterzeichnet, die ebenfalls ein Kapitel über die Sicherung sensibler Daten in einem Rechenzentrum mit Immunitätsgarantien nach dem Modell der digitalen Botschaft von Estland enthält. In der Tat ist es für das Fürstentum strategisch wichtig geworden, die Daten vor den Risiken eines Cyberangriffes oder einer Naturkatastrophe zu schützen, und solche Garantien können nicht auf einem Gebiet von 2km2 gewährleistet werden.

Mit der Unterzeichnung eines bilateralen Abkommens am 15. Juli 2021 wurde die e-Botschaft von Monaco auf luxemburgischem Boden offiziell eröffnet. Damit haben Monaco und Luxemburg zweieinhalb Jahre nach der Einleitung des Prozesses die Speicherung der sensiblen Daten des Fürstentums abgeschlossen. Nach dieser Vereinbarung zwischen den beiden Ländern beherbergt Luxemburg nun einen digitalen Zwilling der monegassischen eigenstaatlichen Cloud in Bissen und respektiert damit den empfohlenen Sicherheitsstandard von 120 km zwischen zwei Speicherorten.

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Luxemburg, Kompetenzzentrum für Digitales und Datensicherheit

Das Großherzogtum verfügt über zwei wesentliche Vorzüge für die Umsetzung dieser innovativen Projekte.

Einerseits ein Telekommunikationsnetzwerk, das optimal mit den primären ausländischen Internetzugangszentren vernetzt ist. Die Exzellenz des technologischen Umfelds Luxemburgs wird vom Digital Economy and Society Index (DESI) für das Jahr 2020 bestätigt: das Großherzogtum belegt in Sachen Vernetzung europaweit Platz 3. Vor diesem Hintergrund bekräftigt die Einführung der nationalen 5G-Strategie im Jahr 2018 den starken Willen, die Rolle des Landes in diesem Bereich zu festigen.

Andererseits verfügt Luxemburg über viel Erfahrung im Bereich Cybersicherheit. 2016 wurde das Rechenzentrum DC1.3 von LuxConnect mit einer verfügbaren IT-Fläche von 5.500m2 eingeweiht und erhielt die Zertifizierungen TIER II und TIER IV des Uptime Institute. Während ein Rechenzentrum in der Regel nur ein TIER-Niveau hat, verfügt ein TIER IV-Rechenzentrum über redundante Anlagenteile und Versorgungswege, sodass im Falle einer Panne IT-bezogene Auswirkungen ausgeschlossen sind (fault tolerant). Heutzutage ist Luxemburg eines der führenden Länder im Hinblick auf zertifizierte TIER IV-Rechenzentren.