Esch2022 – ein grenzüberschreitendes Projekt (II)
In der Fortsetzung unseres Interviews über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Rahmen des Kulturjahres Esch2022 sprechen wir über die Auswirkungen des Projekts auf die französisch-luxemburgischen Beziehungen und die Bedeutung des Schutzes der natürlichen Umwelt für eine kulturelle Veranstaltung.
Was waren die Beweggründe, die Sie dazu bewogen haben, sich für dieses Kulturprojekt zu engagieren?
Sylvain Mengel: Die CCPHVA hat in ihrem umfassenden Kulturprojekt festgelegt, dass die Kultur ein Motor für das Gebiet sein soll. Sie baut derzeit ein Zentrum für kulturelle Exzellenz, L'Arche (Eröffnung am 4. März 2022), was sie natürlich dazu veranlasst hat, sich an diesem riesigen und großartigen Projekt der Europäischen Kulturhauptstadt zu beteiligen. Wir erkannten schnell die Bedeutung dieser Veranstaltung und vor allem die Chance, die wir hatten, von dieser europaweiten und darüber hinausgehenden Aufmerksamkeit zu profitieren. Es ist eine Konstellation von Planeten und Sternen, die man sich nicht entgehen lassen konnte.
Françoise Poos: Ich persönlich arbeite sehr gerne auf europäischer und internationaler Ebene und liebe es, Menschen und Ideen zusammenzubringen. Außerdem stamme ich aus Kayl/Tetingen, das zur Region gehört. Das Projekt Esch2022 ist eine hervorragende Chance für die ganze Region. Unter dem Leitmotiv rund um "REMIX" werden die Karten neu verteilt und Themen wie Nachhaltigkeit auf die Agenda gesetzt. Bei allem was wir tun, kommen verschiedene Themen und Disziplinen zusammen; Kultur hingegen ist das grundlegende Bindeglied.
"Dank Esch2022 ist es möglich zu zeigen, dass Menschen durch ihr gemeinsames Schicksal viel mehr verbunden sind, als durch die Vielfalt ihrer Identitäten"
Inwieweit fördert Esch2022 eine eher gemeinsame Herangehensweise an die Entwicklung auf beiden Seiten der Grenze?
Nancy Braun: Wir entwickeln eine gemeinsame kulturelle Agenda, gemeinsame touristische Produkte, den Radweg "Minett Cycle" und sogar eine Augmented-Reality App. Wir fördern auch die sanfte Mobilität in der Region. Zudem gilt die im Rahmen von Esch2022 erarbeitete Nachhaltigkeitscharta grenzüberschreitend für das gesamte Projekt. Insgesamt ergeben sich aus der praktischen Zusammenarbeit gemeinsame Interessen.
Yann Logelin: Esch2022 ergänzt die Überlegungen und Aktionen der verschiedenen Behörden um eine neue, menschliche Dimension. Indem diese Region mithilfe der Kultur ins Rampenlicht gerückt wird, ist es dank Esch2022 möglich zu zeigen, dass Menschen durch ihr gemeinsames Schicksal viel mehr verbunden sind als durch die Vielfalt ihrer Identitäten. Esch2022 ist ein wichtiger Hebel, der die Bemühungen der Gemeinden beschleunigt, den Dialog zwischen den Regionen festlich, unterhaltsam und kulturell vorantreibt.
Patrick Risser: Die Vergangenheit spiegelt sich tatsächlich noch in den Fassaden und in den Gesichtern der Bevölkerung wider. Esch2022 baut zwar auf die Überlieferung unserer Vorfahren auf, damit wir nicht vergessen, warum sie hierher gekommen sind, tendiert aber dazu, neue Perspektiven zu eröffnen. In der Gegenwart ankommen, die (gemeinsame) Zukunft denken und sich dabei auf die Stärke der Vergangenheit stützen; die Region hat von beispielhaftem Wissen in einem bestimmten Bereich profitiert. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, das erworbene Wissen zu bewahren und es weiterzugeben, um es umzuwandeln. Die digitale Technologie, die in der Arche extrem präsent ist, ist ein wesentliches Medium, das es der heutigen Generation ermöglicht, sich die Geschichte der Arche anzueignen und ihre Gegenwart zu schreiben.
Der Schutz der Umwelt - mehr als ein nachträglicher Gedanke
Welche gemeinsamen Projekte gibt es im Bereich Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung in der Region?
Thierry Kruchten: Projekte finden auf verschiedenen Ebenen statt. Kunst- und Kulturprojekte beschäftigen sich mit Themen im Bereich Nachhaltigkeit und dies grenzüberschreitend durch die gemeinsam mit unseren ausländischen Partnern entwickelten Projekte.
Beispiele hierfür sind:
- Das ELO-Netzwerk, das Veranstalter bei der Umsetzung nachhaltiger Lösungen für ihre Veranstaltungen unterstützt, indem es Ziele in 6 Bereichen setzt: Lebensmittel, Abfallmanagement, Produktion, Mobilität, Barrierefreiheit und Kommunikation. ELO basiert auf der Idee eines verantwortungsvollen Tourismus, der den kulturellen und ökologischen Besonderheiten der Region Rechnung trägt.
- Im Rahmen von Esch2022 werden wir die Spullkëscht des CIGL Sanem verwenden, eine Geschirrspülanlage, die die Verwendung von Ecocup-Bechern bei Veranstaltungen ermöglicht. Mit dieser Aktion kann nicht nur der Kohlenstoffausstoß beim Transport der Becher reduziert werden, es wird auch möglich, an der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Lösung in der Region teilzuhaben.
Sylvain Mengel: Fahrradwege, Wanderwege; Esch 2022 ist als nachhaltiges Ereignis und als Ausgangspunkt gedacht. Vieles muss noch erfunden werden und wird noch kommen.
Wie kann die nachhaltige Entwicklung der Region vom Projekt Esch2022 profitieren?
Thierry Kruchten: Einerseits bringt das Projekt Esch2022 viele Akteure zusammen und bündelt die Lösungen und Ideen jedes Einzelnen. Einige dieser Vorschläge werden wir im Laufe des Jahres bei zahlreichen Veranstaltungen testen und so die Verbindungen zwischen den Akteuren und Projektträgern stärken. Einer der Schlüssel für Nachhaltigkeit ist in der Tat das Netzwerk. Esch2022 verbindet und ist der nachhaltigen Entwicklung voll und ganz nützlich.
Sylvain Mengel: Mehrere Projekte integrieren das Konzept der nachhaltigen Entwicklung frontal. Diese sind Teil der Planung, wurden aber bereits umgesetzt, um die Bevölkerung so früh wie möglich einzubeziehen. Sie werden den Grundstein für eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit und Aktivitäten legen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken werden. Esch2022 wird somit als Sprungbrett für diese Projekte fungieren, Initiativen anstoßen und auf die Zukunft setzen.
Wir danken Ihnen allen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns ausführlich zu antworten.
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