Qualitätsweine mit Persönlichkeit Luxemburgs Weine erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit im In- und Ausland

Luxemburgs Weine sind nicht nur in Luxemburg gerne gesehen, sondern erfreuen sich auch international steigender Beliebtheit. Der Grund: der Fokus auf Qualität. Über die Weinregion Luxemburg, der Vorstoß des Landes in Sachen Glyphosat-Verbot und wie man Luxemburgs Weine am besten entdeckt haben wir mit Romain Schneider geredet, dem Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung.

Apropos international steigende Beliebtheit: wie sehen Sie Luxemburgs Weine im internationalen Umfeld?

Luxemburgs Crémants und Weine sind sehr begehrt, wobei es eine sehr große Nachfrage aus dem Gastgewerbe, wie auch von privaten Käufern gibt. Durch die Covid-19 Pandemie ist allerdings die private Nachfrage gestiegen.

Unsere Hauptexportpartner sind momentan Deutschland und Belgien. Vor Kurzem sind allerdings auch ein paar interessante Länder dazu gekommen, wie Japan und China. Der Umstand, dass wir vor einigen Jahren in Luxemburg entschieden, den Weg der Qualität zu gehen, trägt nun Früchte.

Was sicher zum Erfolg der Luxemburger Weine beiträgt sind die klimatischen Bedingungen der letzten Jahre, mit viel Sonnenschein, die die Bedingungen für den einheimischen Wein erheblich beeinflussen, und damit auch die Qualität.

Wie wichtig ist der ausländische Markt?

Im Moment exportieren wir etwa 30% bis 35% der in Luxemburg hergestellten Weine – hier befindet sich jedoch noch Potential. Allerdings, auch wenn diese Märkte natürlich attraktiv sind, muss die Qualität der Weine weiter im Mittelpunkt stehen. Es ist für die Winzer natürlich wichtig, dass das was produziert wird auch verkauft wird. Wie bei jedem landwirtschaftlichen Produkt ist nicht nur die Produktion, sondern auch der Absatz wichtig, was dann wiederum die Wirtschaftlichkeit der Betriebe garantiert.

© SIP / Jean-Christophe Verhaegen

Wer ist das?

Romain Schneider (Jahrgang 1962) war von 2009 bis 2022 Mitglied der Regierung. Hier hat er ebenfalls das Amt des Ministers für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung bekleidet.

Was sind die Qualitäten von Luxemburgs Weinen?

Das ist einerseits natürlich der Geschmack, die Aromen, andererseits aber auch, dass Luxemburgs Weine von einer starken Identifizierung mit der Region profitieren. Es ist dabei sehr wichtig, dass wir den Weinen ein Gesicht geben können, das ist unser Ass im Ärmel. Daher war die Covid-Zeit sehr schwer, weil dieser persönliche Kontakt fehlte. Luxemburgs Weinbauregion ist klein [etwa 1.300 Hektar, Anm.d.Red.], und daher sind auch die Weine sehr stark mit den einzelnen Persönlichkeiten verbunden.

Die Coronavirus Pandemie ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Wie groß ist der Impakt von Covid-19 auf Luxemburgs Winzer?

Wein ist ein systemrelevantes landwirtschaftliches Produkt. Daher war es sehr wichtig für uns, dass die Winzer auch während dem Lockdown weiter arbeiten konnten, und dass wir die Weinlese im Vorfeld perfekt vorbereiten konnten, damit es zu keinen Störungen kommt, und dies ist uns gelungen.

Natürlich gab es Ausfälle beim Konsum von Wein – wegen der Schließung der Gastbetriebe und Weinstuben wurde weniger verkauft. Durch die Absage von großen Veranstaltungen wurde ebenfalls sehr viel weniger Wein verkauft. Allerdings zog der private Verkauf merklich an, wobei die Winzer sich durchaus anzupassen wussten, beispielsweise mit online-Shopping Angeboten und bestellbaren Verkostungspaketen. Ich denke, dass diese Maßnahmen auch längerfristig Bestand haben werden, dass ein online Angebot parallel zu den traditionellen Verkostungen, wenn auch momentan vielleicht sporadisch und in kleineren Gruppen, erhalten bleibt.

Innovation und Digitalisierung haben sich als sehr wichtige Faktoren herausgestellt, mit deren Hilfe die Ausfälle, auch wenn sie spürbar sind, in Grenzen gehalten werden konnten. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir dann eine Bilanz ziehen müssen.

Eine weitere Herausforderung von Luxemburgs Landwirtschaft ist das bevorstehende Verkaufs- und Anwendungsverbot für Glyphosat. Warum hat Luxemburg beim Verbot vom Verkauf von Glyphosat eine Vorreiterrolle eingenommen?

Das Verkaufs- und Anwendungsverbot für Glyphosat steht im aktuellen Regierungsprogramm, also war es klar, dass es dazu kommen würde. Darüber hinaus hat Luxemburg sich in der Vergangenheit immer wieder gegen Zulassungsverlängerungen gewehrt – das Verbot war also ein logischer Schritt in diese Richtung. Luxemburg ist sich also in dieser Zielsetzung treu geblieben.

Darüber hinaus haben wir die Landwirte und Winzer nicht alleine gelassen: für das Kulturjahr 2020 hatten wir all jenen eine Beihilfe versprochen, die bereit wären bereits dieses Jahr kein Glyphosat mehr zu benutzen. 65% aller Landwirte haben von dieser Beihilfe Gebrauch gemacht – bei den Winzern sind es sogar 99%!

Sie haben eingangs den Klimawandel genannt. Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf den Luxemburgs Weinanbau und auf die Weine?

Luxemburgs Weine und auch der Weinbau generell sind "Gewinner" des Klimawandels. Die warmen Sommer der letzten Jahre haben die Trauben mit Sonne verwöhnt, was sich positiv auf die Qualität ausgewirkt hat. Allerdings warten auch neue Herausforderungen auf uns: die Trockenheit macht den Weinbergen zu schaffen, genau wie der Sonnenbrand, der Trauben zerstören kann, und andere Krankheiten. Um diesen entgegen zu wirken arbeiten wir z.B. mit dem Weinbauinstitut (Institut viti-vinicole, IVV) zusammen um widerstandfähigere Rebsorten für Luxemburg zu entdecken.

Sind Sie eigentlich Weinkenner?

Als Weinkenner würde ich mich nicht beschreiben. Mein Amt hat aber dazu geführt, dass ich in den letzten Jahren einen sehr tiefen Einblick in den Weinbau und Luxemburgs Weine erhalten habe. Ich habe Luxemburgs Crémants und Weine entdeckt, und wenn ich heute Weißwein trinke, dann ist es einer aus dem Land. Die exzellente Qualität lädt immer wieder zum Genießen ein.

Wie kann man Luxemburgs Weine denn am besten entdecken?

Am besten, man besucht diese Region, und genießt die Weine dort wo sie hergestellt werden. Dazu gibt es an der Mosel hervorragende Gelegenheiten, Weinproben und das Erkunden der Region beim Wandern oder mit dem Rad miteinander zu verbinden, etwas was man sich nicht entgehen lassen sollte.

Herr Schneider, vielen Dank für dieses Interview.