Interview mit Tali Golergant

Am 27. Januar hast Du im Vorfeld des ESC-Halbfinales 2024 in Malmö den luxemburgischen Vorentscheid gewonnen. Wie hast Du Dich gefühlt, als die Ergebnisse vorlagen und Du wusstest, dass Du Luxemburg in Schweden vertreten wirst?

Ich würde sagen, dass ich mich sehr geehrt fühlte, aber zugleich auch geschockt war. Es war überwältigend - in diesem Moment kamen alle Gefühle auf einmal zusammen!

Worum geht es in dem Lied "Fighter", das Du performst?

Es erzählt von der inneren Zerrissenheit und den sehr schwierigen Momenten, wenn das Leben echt hart ist. Und darüber, wie alle Menschen zu kämpfen haben und wie wir es schaffen, immer weiter zu machen, voranzukommen und durchzuhalten. Sogar, wenn uns eher danach ist, alles aufzugeben. Als ich diesen Song dann zum ersten Mal hörte, bedeutete er für mich als Künstlerin so viel. In den letzten Jahren in New York musste ich viel mit Ablehnung und harten Bedingungen zurechtkommen. Und genau wegen dieser Momente habe ich weitergemacht und bin nun genau hier, mache immer noch Musik und versuche weiterhin, diesen Traum für mich wahr werden zu lassen. Das bedeutet dieses Lied für mich. Allerdings denke ich, dass jeder manchmal diese Kämpfe durchlebt und mit solchen Dingen klar kommen muss. Es gibt schwierige Tage, und wir müssen trotzdem weitermachen. Aus der Überwindung dieser Hürden gehen wir gestärkt hervor.

Dein Auftritt war sehr stark und emotional. Hast Du viel von Dir und Deinen Erfahrungen in "Fighter" einfließen lassen?

Ja, einhundert Prozent! Ich nehme nur Projekte an, die mich ansprechen und die es mir erlauben, Menschen zu erreichen. Denn ich glaube, wenn man das nicht tut, wirkt es falsch, nicht echt und nicht authentisch. Und das ist etwas, was ich nicht möchte.

Also ist es für Dich als Künstlerin wichtig, die Menschen zu inspirieren, die sich Deine Musik anhören?

Ja, das ist die Hauptsache für mich!

Warum hast Du dich zur Teilnahme entschieden?

Ich war in New York, als die Ankündigungen im Sommer veröffentlicht wurden. Das war ein Riesending und überall in den Zeitungen in Luxemburg. An dem Tag habe ich dann ein paar Nachrichten von Freunden und meiner Familie erhalten, die meinten "Los, lies das mal! Du musst vorsingen!". Ich hatte gerade meinen Abschluss in New York gemacht, und habe dann zu mir gesagt "Ich habe nichts zu verlieren, ich gehe nicht mehr zur Schule, optimales Timing. Ok, ich versuch's!". Anschließend habe ich vier meiner eigenen Songs eingereicht. Dann kamen die Dinge in Bewegung, und ich musste im November auf eigene Kosten nach Luxemburg fliegen. Ich habe dafür alles auf eine Karte gesetzt und bin so froh darüber. Ich hätte auch einfach sagen können, dass ich in meiner eigenen kleinen Blase in New York als Lehrerin glücklich bin, aber ich dachte stattdessen, "Weißt du was, ich mache das jetzt einfach".

Du hast in den letzten Jahren in New York gelebt, bist aber dann für den ESC wieder nach Luxemburg zu Deiner Familie gezogen. Erzähl uns ein bisschen über Dich und Deine Herkunft.

Ich habe immer gesagt, dass ich eine Weltbürgerin bin. Nicht auf überhebliche Art und Weise (lacht), aber es ist wahr, denn ich bin schon sehr oft umgezogen. Ich wurde in Israel geboren, aber fünf Monate später sind wir nach Chile gezogen. Dort war ich vier Jahre, danach ging es für sieben Jahre nach Argentinien. Also verbrachte ich die ersten neun Jahre meines Lebens in Südamerika. Den Rest meines Lebens war ich in Luxemburg. Meine Familie lebt hier nun seit 13 Jahren. Und in den letzten vier Jahren habe ich in New York studiert. Das ist in etwa die Geschichte meiner Herkunft. Wenn mich Leute fragen, woher ich komme, dann sage ich immer Luxemburg, weil ich hier daheim bin. Wenn Leute mich allerdings zu meiner Herkunft befragen, sage ich eher "Okay, hier ist die ganze Geschichte". So würde ich es beschreiben.

Du hast sowohl einen Blick auf Luxemburg von innen als auch von außen. Was sollte die Welt über das Großherzogtum wissen?

Ich würde sagen, es ist ruhig, sicher und friedlich. Es gibt wundervolle Natur, aber auch wunderschöne Orte in der Stadt. Und die Hauptstadt ist sehr sauber und sie ist alt, aber auf ganz bezaubernde Art und Weise. Und ich denke, dass es hier keinen Ort gibt, der zu erdrückend ist. Es ist sehr schön und ansprechend gestaltet. Wenn man Stadt und Natur gleichzeitig haben möchte, dann ist Luxemburg perfekt. Ich liebe auch die Art und Weise, wie hier alles funktioniert. Die Gesundheitsversorgung ist super, und die öffentlichen Verkehrsmittel sind kostenlos. Es ist wirklich ein unglaublicher Ort zum Leben, da es gemütlich ist und man riesige Vorteile hat. Und natürlich sind die Menschen ganz großartig, ich liebe meine Freunde (lacht). Das sind meine Eindrücke von Luxemburg. Für mich ist es die perfekte Mischung aus Natur und Stadt.

Während des luxemburgischen Vorentscheids konntest Du andere tolle Künstler aus Luxemburg treffen. Hast Du zu einigen noch Kontakt? Und dürfen wir vielleicht auf einige Kooperationen hoffen?

Ich habe vor fünf Minuten noch mit Joel telefoniert und mit ihm darüber gesprochen, im Sommer etwas zusammen zu machen. Hoffentlich kommt ein Song dabei heraus, bei dem wir beide mitwirken können. Das wäre meiner Meinung nach großartig, denn unsere Stimmen könnten echt gut zusammenpassen. Ich bin mit allen in Kontakt geblieben. Ich war bei Naomi zum Abendessen, und CHAiLD und ich sprechen fast täglich miteinander. Jeder von ihnen ist großartig! Also ja, wir halten alle noch Kontakt, und alle drei Wochen hängen wir zusammen ab. Die Stimmung ist richtig gut! Und ehrlich gesagt, haben die Hilfsbereitschaft und Nettigkeit jedes Einzelnen von ihnen das Ganze für mich zu einer wunderbaren Erfahrung werden lassen. So etwas findet man ganz selten. Denn wenn es um Wettbewerb geht, gibt es eigentlich immer eine Diva oder ein Ego. Es ist immer eine Person mit ausgeprägtem Charakter dabei, was sehr schade ist. Ich fand es wirklich toll, all diese Leute um mich zu haben. Es war eine durch und durch positive Erfahrung. 

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