Belgier und Luxemburger – Dinge, die uns verbinden.

Luxemburger und Belgier verbindet eine innige und langjährige Freundschaft, die auf einer miteinander verflochtenen Geschichte, gemeinsamen Familienbanden und einem regelmäßigen Austausch auf allen Ebenen beruht. Wussten Sie, dass die Luxemburger für die Unabhängigkeit Belgiens gekämpft haben? Oder dass die belgische Nordseeküste während der Ferien zweifelsohne eine luxemburgische Kolonie ist? Oder dass luxemburgische Künstler gerne in Belgien arbeiten? Erfahren Sie mehr über einige kaum bekannte Geheimnisse, aufgrund derer sich beide Länder so nahestehen.

Luxemburger kämpften für die Unabhängigkeit Belgiens

Wir befinden uns in den frühen 1830er Jahren, und das belgische Volk hat sich in einem offenen Aufstand gegen den niederländischen König erhoben, um sein Recht auf Selbstverwaltung durchzusetzen. Zur gleichen Zeit lehnen sich die Luxemburger ebenfalls auf und schließen sich mit den Belgiern zusammen. Einer der bedingungslosesten Befürworter eines unabhängigen und freien Belgiens ist der Luxemburger Jean-Baptiste Nothomb, ein Rechtsanwalt und Zeitungsverleger aus Petingen. Er gilt heute als einer der Väter der belgischen Verfassung und steht von 1841 bis 1845 an der Spitze der Regierung. Zum Entsetzen von Nothomb und vielen Luxemburgern wird das Großherzogtum 1839 geteilt; während die östliche Hälfte eigenständig blieb, geht der westliche Teil als heutige belgische Provinz Luxemburg an Belgien über.

Belgien und Luxemburg sind durch gemeinsame Interessen verbunden

Belgien und Luxemburg haben einander lange Zeit unterstützt und waren sogar die historischen Keimzellen des europäischen Binnenmarktraums. 1921 unterzeichneten beide Länder die Belgisch-Luxemburgische Wirtschaftsunion (UEBL), durch die ein Binnenmarkt geschaffen wurde, der beide Länder umfasst. Die UEBL wurde letztmalig 2022 erneuert und bleibt ein Grundpfeiler der belgisch-luxemburgischen Beziehungen. Etwa 80 Jahre vor der Einführung des Euro beschlossen beide Länder zudem, ihre Währungen zu vereinheitlichen und dadurch eine gemeinsame Währung zu schaffen - den belgisch-luxemburgischen Franken – der 2002 schließlich durch den Euro ersetzt wurde. Beide Regierungen kommen weiterhin regelmäßig im Rahmen eines Formats zusammen, das nach dem entsprechenden Treffpunkt benannt ist: "Gäichel", ein kleiner Ort an der gemeinsamen Grenze. Dieses Treffen ist immer noch eine zentrale Komponente für die Abstimmung beider Länder in gewerblichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten und ein wichtiges Forum für politische Diskussionen.

Etienne Plasman, Flötist im OPL, erzählt uns, warum er gerne in Luxemburg lebt.

Virginie Michielsen, Präsidentin der Union royale belge luxembourgeoise, vergleicht Luxemburg mit Kanada und Australien!

René Mathieu, ein international ausgezeichneter Koch der pflanzlichen Küche, nimmt uns mit zu seinen Lieblingsplätzen in Luxemburg.

Die Familienbande zwischen beiden Ländern sind stark

1953 ehelicht Erbgroßherzog Jean von Luxemburg Joséphine-Charlotte, die Tochter des belgischen Königs Leopold III., im Rahmen einer Märchenhochzeit. Die Großherzogin hinterlässt als Vorsitzende des Roten Kreuzes und der luxemburgischen Krebsstiftung, aber auch als begeisterte Sammlerin zeitgenössischer Kunst ihre Spuren in der luxemburgischen Gesellschaft. Sie wird in ihrer Wahlheimat sehr geliebt, und als sie 2005 verstirbt, strömen Scharen von Trauernden anlässlich ihres Begräbnisses in die Hauptstadt. Die nächste angehende Großherzogin entstammt ebenfalls einem belgischen Adelsgeschlecht: Prinzessin Stéphanie de Lannoy heiratete 2012 Erbgroßherzog Prinz Guillaume im Rahmen einer weiteren Traumhochzeit. Die Familie führt mit ihren beiden Söhnen Charles und François ein ruhiges Leben auf Schloss Fischbach.

Der Lockruf der belgischen Strände

Es wissen zwar nur wenige davon, aber zwischen Luxemburg und Belgien besteht ein regelmäßiger Bevölkerungsaustausch. Luxemburg befindet sich zwar nur auf Platz 13 der beliebtesten Ferienziele der Belgier. Der Anzahl an Belgiern nach zu urteilen, die jedes Jahr durch die nördlichen Regionen Luxemburgs wandern, könnte Luxemburg allerdings eines der beliebtesten Länder für einen Tagesausflug sein. Andererseits verbringen die Luxemburger ihre Ferien liebend gerne an den belgischen Stränden. Während der luxemburgischen Schulferien heißen viele Städte an der belgischen Nordsee Tausende von Luxemburgern willkommen, die einen Ausgleich für die fehlenden Strände im eigenen Land suchen, indem sie die Sonne an der Nordsee genießen und die Einkaufsmöglichkeiten zwischen De Panne und Knokke erkunden. Belgien befindet sich tatsächlich auf Platz 3 der beliebtesten Reiseziele der Luxemburger, ein Beweis für die langjährige Freundschaft zwischen beiden Ländern und die Ungezwungenheit, mit der die Bevölkerungen beider Länder seit über einem Jahrhundert in Kontakt kommen. Mit Ausnahme der gewöhnungsbedürftigen belgischen oder luxemburgischen Witze natürlich.

Wussten Sie schon dass?

Jeden Tag mehr als 50.000 Belgier die Grenze überqueren, um in Luxemburg zu arbeiten. Dies entspricht etwa 10 % der nationalen Arbeitskräfte. Das Leben ohne Belgier wäre nicht dasselbe.

3 Fragen an Tina Gillen

Die Künstlerin Tina Gillen hat vor einigen Jahren die umgekehrte Reise angetreten. Die 1972 in Luxemburg geborene renommierte Malerin lebt und arbeitet in Brüssel. Sie stellt weltweit aus und vertrat das Großherzogtum bei der 59. Internationalen Kunstausstellung - La Biennale di Venezia im Jahr 2022. In Brüssel ist ihr Werk normalerweise in der Nosbaum Reding Gallery zu sehen.

Als ein Paradebeispiel für die Verbindungen zwischen Belgien und Luxemburg im Kulturbereich, hatten wir die Gelegenheit, ihr einige Fragen zu ihrer Arbeit und ihrer Beziehung zu Belgien zu stellen.

1. Sie leben und arbeiten seit vielen Jahren in Brüssel. Wie sind Sie in diese Stadt gekommen und warum ist sie auch heute noch Ihr kreativer Hauptsitz?

Nach dem Abschluss meines Studiums in Wien, Österreich, habe ich einen Master in Bildender Kunst gemacht. Anschließend habe ich drei Jahre lang am Higher Institute for Fine Arts (HISK) in Antwerpen studiert. Danach habe ich mich in Antwerpen und Brüssel niedergelassen. In all diesen Jahren habe ich berufliche Verbindungen geknüpft, um meine Ausstellungsmöglichkeiten zu erweitern.

2. Im Jahr 2022 haben Sie das Großherzogtum mit Ihrer Ausstellung "Faraway So Close" auf der Biennale di Venezia vertreten, die Teil Ihrer malerischen Recherchen über Naturphänomene ist, die sich der Kontrolle des Menschen entziehen. Wie haben Sie die Teilnahme an dieser wichtigen internationalen Ausstellung empfunden?

Nachdem die Biennale wegen der Pandemie verschoben werden musste, wurde die Ausstellung mit großer Spannung erwartet. Sowohl von den Künstlern, die in der Zwischenzeit in Isolation gearbeitet hatten, als auch von den Besuchern. Es war, als würde man nach einer Dürre den Wasserbrunnen wieder öffnen. Es war eine erfüllende und intensive Erfahrung.

3. Können Sie uns etwas über Ihre nächsten Ausstellungen sagen?

Nach der Ausstellung in der Konschthal in 2023 in Esch-sur-Alzette wurde ich für eine Vielzahl kleinerer Projekte angefragt, die eine besondere Finesse der Intervention in verschiedenen Formaten zum Thema Wohnen und Landschaft erfordern. Im Herbst werde ich meine Arbeit erneut in Luxemburg in der Galerie Nosbaum Reding ausstellen.

Tina Gillen während ihrer Ausstellung "Windways" in der Nosbaum Reding Gallery (Luxemburg, 2019)
© Tania Bettega, alle Rechte vorbehalten

Die Erfahrungen einer Luxemburgerin in Belgien

Lieblingskulturort in Belgien?

Bozar.

Beliebteste belgische Tradition?

Mit dem Zug zu spät kommen.

Belgisches Lieblingsgericht?

Garnelenkroketten.